Finanzinvestoren

Private Equity setzt den Rekordkurs fort

Private Equity boomt. Sollte sich die Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte annähernd fortsetzen, sind 2021 erstmals über 1 Bill. Dollar bei den Investitionen möglich – und damit mehr als im bisherigen Rekordjahr 2006. Das geht aus Daten der Unternehmensberatung Bain & Company hervor.

Private Equity setzt den Rekordkurs fort

cru Frankfurt

Nullzins und Aktienkurse, die erwartbar kaum noch steigen können, treiben Großanleger in Private-Equity-Investments: Finanzinvestoren investieren derzeit mehr denn je in Unternehmenskäufe. Zugleich steigen sie auch mit Rekordvolumina aus ihren Beteiligungen wieder aus und erhalten bei ihrem Fundraising mehr frische Mittel von ihren Investoren als jemals zuvor. Sollte sich die Entwicklung der ersten sechs Monate in der zweiten Jahreshälfte annähernd fortsetzen, sind 2021 erstmals jeweils 1 Bill. Dollar oder mehr bei Investitionen, Exits und Fundraising möglich. Das wären Beträge, die das bisherige Rekordjahr 2006 übertreffen. Das geht aus weltweiten Branchendaten hervor, die die Unternehmensberatung Bain & Company ausgewertet hat.

Binnen zehn Jahren hat sich das Volumen der Private-Equity-Branche verdreifacht. Zur Jahresmitte 2021 verfügten Private-Equity-Fonds mit 3,3 Bill. Dollar über so viel nicht investierte Kapitalzusagen („Dry Powder“) ihrer Investoren wie noch nie. Darüber hinaus realisieren laut Bain stetig größere Fonds immer umfangreichere Transaktionen. Im ersten Halbjahr lag das durchschnittliche Dealvolumen bei 1,1 Mrd. Dollar – die Hälfte mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Buy-out-Fonds investierten in den ersten sechs Monaten bereits 539 Mrd. Dollar in Portfoliounternehmen. Das ist fast so viel wie im gesamten Vorjahr.

Jeder dritte Deal wurde im Technologiesektor abgewickelt, wobei insbesondere Softwarefirmen im Fokus des Interesses standen. An Bedeutung zugenommen haben dabei Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) – vor allem in den USA. Die Finanzinvestoren gründen teilweise selbst solche börsennotierten Blankoscheck-Übernahmevehikel, oder sie investieren Gelder in die Spacs bei deren flankierenden Kapitalerhöhungen.

Finanzinvestoren verkaufen aber auch einen Teil ihrer Portfoliounternehmen an Spacs. Dadurch ergeben sich laut Bain-Partnerin Silvia Bergmann für Private-Equity-Fonds „noch mehr Möglichkeiten, Portfoliounternehmen ohne große Vorlaufzeiten zu attraktiven Bewertungen über die Börse zu verkaufen“.

Der Einfluss der Spacs auf das Exit-Geschehen hat sich in der ersten Hälfte des laufenden Jahres schon drastisch gezeigt. Auf Spacs entfiel in den USA knapp ein Viertel des gesamten Volumens von Beteiligungsverkäufen durch Finanzinvestoren. Weltweit summierten sich die Verkaufserlöse der Buy-out-Fonds zur Halbzeit 2021 auf 488 Mrd. Dollar und lagen damit bereits 10% über dem Wert des Gesamtjahres 2020. „Durch hohe Verkaufserlöse und damit hohe Mittelrückflüsse an Investoren gewinnt die Private-Equity-Branche für Kapitalanleger weiter an Attraktivität“, kommentiert Bain-Partnerin Bergmann. Dies zeige auch eine aktuelle Erhebung des Datenanalysehauses Preqin: 90% der befragten institutionellen Anleger planen, in den kommenden zwölf Monaten gleich viel oder sogar mehr Kapital als bisher in Private-Equity-Fonds zu investieren.

Angesichts des starken Interesses von Kapitalanlegern gerate 2021 auch ein neuer Rekord beim Fundraising von mehr als 1,2 Bill. Dollar in Reichweite. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres warben Private-Equity-Fonds laut Bain bereits 631 Mrd. Dollar ein. Im Fundraising besonders erfolgreich waren neue Buy-out-, Growth- und Ven­ture-Capital-Fonds, allen voran Me­gafonds mit jeweils mehr als 5 Mrd. Dollar Volumen. Neun große Private-Equity-Häuser schlossen solche Megafonds mit einem Volumen von insgesamt 120,4 Mrd. Dollar.

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