Private Equity strebt selbst an die Börse
cru Frankfurt – Etliche der weltweit größten Finanzinvestoren aus den USA wie Blackstone, Carlyle und KKR sind schon lange selbst an der Börse notiert. In Europa folgten ihnen seit 2017 das schwedische Private-Equity-Haus EQT, der kleinere britische Rivale Bridgepoint (im Juli 2021) sowie die französischen Konkurrenten Antin Infrastructure und Tikehau Capital mit IPOs.
Jetzt strebt mit TPG – vor 30 Jahren von Jim Coulter und David Bonderman als „Texas Pacific Group“ gegründet – ein weiteres US-Schwergewicht an die Nasdaq und hat das Vorhaben im Dezember bereits bei der New Yorker Börsenaufsicht SEC angemeldet. Ein verwaltetes Volumen, das den veröffentlichten Unterlagen zufolge bei 109 Mrd. Dollar liegt, könnte beim Börsengang, den Goldman Sachs, Morgan Stanley und J.P. Morgan betreuen, mit 10 Mrd. Dollar bewertet werden, wenn man eine Schätzung auf Basis der Marktkapitalisierung vergleichbarer Wettbewerber vornimmt.
Auch dem US-Finanzinvestor L Catterton, der 28 Mrd. Dollar verwaltet und hierzulande zuletzt mit dem Kauf des Sandalenherstellers Birkenstock Schlagzeilen machte, werden Börsenpläne nachgesagt. Entstanden war L Catterton 2016 als Joint Venture zwischen der auf Konsumgüter fokussierten Private-Equity-Firma Catterton, dem Louis-Vuitton-Eigentümer LVMH und der Groupe Arnault, der Familienholding des Milliardärs Bernard Arnault.
Gründer vor dem Absprung
Zudem denken zwei weitere der größten europäischen Private-Equity-Häuser – Ardian aus Frankreich mit 120 Mrd. Dollar verwaltetem Volumen und CVC aus Großbritannien mit einer Bewertung von geschätzt 11 Mrd. Pfund – über eine Erstnotierung nach, wie Finanzkreise bestätigen. 2020 sammelte Ardian allein 19 Mrd. Dollar für einen Fonds ein, der auf bereits bestehende Private-Equity-Fondsanteile („Secondaries“) spezialisiert ist. Ardian-Gründerin Dominique Senequier hatte 2013 ein Management-Buy-out des Unternehmens angeführt, das damals 36 Mrd. Dollar verwaltete und sich von der französischen Versicherungsgesellschaft Axa abgenabelt hat. CVC ging ebenfalls durch ein Management-Buy-out aus Citicorp Venture Capital, dem europäischen Private-Equity-Geschäft der Citigroup, hervor. Dessen Initiator Michael Smith blieb bis 2012 als Chairman an Bord.
An die Börse gelockt werden Gründer und Miteigentümer der Private-Equity-Häuser, die Kasse machen wollen, derzeit nicht zuletzt vom Kursanstieg der bereits gelisteten Rivalen. Börsengehandelte Private-Equity-Firmen („Listed Private Equity“) haben sich am Aktienmarkt im Jahr 2021 besser entwickelt als fast jede andere Branche. Der LPX Major Market, ein Aktienindex mit den 25 größten börsennotierten Private-Equity-Firmen, hat 2021 ein Plus von 65 % – so stark wie nie zuvor in einem Jahr – eingefahren und zwischendurch einen Rekordstand erreicht. Die Outperformance gegenüber dem breiten Aktienmarkt, gemessen am MSCI World, liegt damit bei mehr als 30 Prozentpunkten. Das zeigt die Auswertung des Züricher Researchhauses LPX AG, das den LPX Major Market Index berechnet.
Einnahmen aus Gebühren
Rund die Hälfte der Unternehmen im LPX Major Market Index sind Assetmanager, sie verdienen ihr Geld also primär mit Management Fees, die meist bei 1,5 % liegen. „Allerdings sind diese Asset Manager auch oft gleichzeitig noch über die eigene Bilanz in Private Equity Deals investiert“, erklärt LPX-Chef Michel Degosciu. Gleichzeitig gibt es auch neben der Management Fee eine Gewinnbeteiligung von meist 20% bei einem erfolgreichen Deal. Wer Aktien von börsennotierten Finanzinvestoren erwirbt, beteiligt sich so am Wachstum der gesamten Private-Equity-Anlageklasse.
Gegen den Trend
Die neuen Private-Equity-IPOs bahnen sich indes ausgerechnet zu einer Zeit an, in der sich Vermögenswerte insgesamt von der Börse weg auf die privaten Märkte verlagern. Seit dem Jahr 2000 ist der Wert des von Finanzinvestoren verwalteten Buy-out-Vermögens laut PwC dreieinhalb Mal schneller gewachsen als die Marktkapitalisierung des öffentlichen Aktienmarktes – mit einem Vielfachen von 7 gegenüber einem Vielfachen von 2. „Die Verlagerung von den öffentlichen zu den privaten Märkten ist in den USA und Großbritannien am deutlichsten zu beobachten – während die Zahl der nicht-börsennotierten Unternehmen erheblich zugenommen hat, ist bei den börsennotierten Unternehmen das Gegenteil der Fall“, fasst Steve Roberts, Partner und Private-Equity-Leader bei PwC, die Entwicklung zusammen. „Die Zahl der an US-Börsen notierten einheimischen Unternehmen, die 1996 einen Höchststand von etwa 7500 erreichte, ist seither um fast 40% zurückgegangen, was einen drastischen Rückgang bedeutet, obwohl es in letzter Zeit einige Anzeichen für ein erneutes Wachstum gibt.“