Großaktionär will ProSiebenSat.1 „helfen“
Großaktionär will ProSiebenSat.1 „helfen“
Großaktionär will ProSiebenSat.1 „helfen“
Italienische MfE bietet „Unterstützung“ an – Zahlen über Erwartungen – Kursexplosion
bl Mailand
Gerhard Bläske, Mailand
Mit einem prozentual zweistelligen Kursanstieg hat die Aktie des ProSiebenSat.1-Großaktionärs Media for Europe (MfE) auf die Halbjahreszahlen reagiert. Der italienische TV-Konzern hatte zuvor Zahlen vorgelegt, die deutlich über den Erwartungen der Analysten lagen. Der Umsatz stieg dank üppig sprudelnder Werbeeinnahmen um 7,8% auf 1,5 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis vor allem dank einer deutlichen Verbesserung im Heimatmarkt Italien um 12,7% und der Nettogewinn um 20,2% auf 104,7 Mill. Euro. CEO Pier Silvio Berlusconi ist optimistisch, dass sich der positive Trend fortsetzt, und bestätigte die Jahresprognose. MfE, früher Mediaset, baute die Führungsposition im italienischen Fernsehmarkt aus und ist auch Marktführer in Spanien.
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Das Unternehmen, das fast 30% der ProSiebenSat.1-Anteile kontrolliert, will das Management des deutschen Unternehmens dabei „unterstützen, die eingeschlagene Strategie umzusetzen und die angestrebten Ziele“ mit Fokus auf das Kerngeschäft zu erreichen. Zusammen mit dem tschechischen Großaktionär PPF haben die Italiener, die eine paneuropäischen TV-Senderfamilie planen, den Druck auf ProSiebenSat.1 deutlich erhöht. MfE werden vier der neun Aufsichtsratsmitglieder zugeordnet. Das Verhältnis zum Management des deutschen Konzerns ist äußerst angespannt. MfE dringt massiv auf den Verkauf von Nichtkerngeschäften wie Verivox oder der Online-Parfümerie Flaconi, die ProSiebenSat.1-Geschäftsführung will günstigere Marktbedingungen abwarten. Die Italiener erwarten auch eine deutliche Verbesserung der Geschäftsergebnisse und einen raschen Schuldenabbau. ProSiebenSat.1 wies im ersten Halbjahr bei einem Umsatz von 1,8 Mrd. Euro einen Nettogewinn von 17 Mill. Euro aus. Ein von manchen Beobachtern erwartetes Übernahmeangebot hat die MfE-Geschäftsführung bisher ausgeschlossen.
Im Hinblick auf den Börsenwert hat MfE ProSiebenSat.1 inzwischen abgehängt. Während der deutsche Konzern, dessen Aktienkurs in den letzten zwölf Monaten deutlich nachgab, nur noch 1,3 Mrd. Euro wert ist, kommt MfE auf 2,13 Mrd. Euro.