Produktionsengpässe dämpfen ASML
sck München
Nach einem verhaltenen Jahresstart will der niederländische Chipausrüster ASML im laufenden Quartal zulegen. Allerdings bremsen Produktionsengpässe die Geschäftsdynamik bei einer hohen Nachfrage. „Wir bemerken weiterhin, dass die Nachfrage nach unseren Systemen höher ist als unsere derzeitigen Fertigungskapazitäten“, sagte President und Konzernchef Peter Wennink zur Vorlage des Zwischenberichts per Ende März.
Derzeit kommen die Chiphersteller mit dem weltweit steigenden Bedarf nach elektronischen Bauelementen kaum nach. Angespannte Lieferketten und steigende Kosten für Rohstoffe belasten.
Das würden auch 2022 die beherrschenden Themen in der Branche sein, berichtete Chief Financial Officer (CFO) Roger Dassen. Für den zweiten Dreimonatsabschnitt stellte die Konzernführung einen Nettoumsatz in einer Bandbreite von 5,1 Mrd. bis 5,3 Mrd. Euro und eine Bruttomarge zwischen 49 und 50% in Aussicht. In dieser Prognose seien rund 800 Mill. Euro aufgrund sich verschiebender Auslieferungen noch nicht enthalten, so der CFO. Analysten rechneten zuvor mit Nettoerlösen von rund 6 Mrd. Euro in den Monaten April bis Juni. Das Auftragsbuch von ASML ist nach wie vor gut gefüllt. Die Neubestellungen (netto) gingen von Januar bis März auf 6,97 Mrd. Euro nur geringfügig zurück. Gegenüber dem zurückliegenden Winterquartal 2021 ist das ein Minus von 73 Mill. Euro oder 1 %.
Der CEO und Dassen bekräftigten ihre Erwartungen für das laufende Jahr. ASML steuert 2022 einen Anstieg der Nettoerlöse um 20 % an. Das wären 22,3 Mrd. Euro (vgl. BZ vom 19. Januar). Im vergangenen Jahr steigerte der Konzern den Umsatz um ein Drittel. Dem CFO zufolge dürfte die Bruttomarge 2022 wohl eher bei 52% liegen als bei 53 %. Er begründete dies unter anderem mit den steigenden Beschaffungskosten. Zur Erinnerung: Im vergangenen erzielte der Konzern 52,7 %.
Zugleich kündigte das Management an, die mittelfristigen Wachstumsziele bis 2025 revidieren zu wollen. Wennink begründete dies mit den anstehenden Investitionen für den Ausbau von Produktionsstätten. Details dazu will die ASML-Führung in der zweiten Jahreshälfte bekannt geben.
Aktie gewinnt über 3 Prozent
Trotz dieser Dämpfer für die Umsatzrendite reagierten die Anleger auf die Nachrichten wohlwollend. An der Amsterdamer Börse gewann die Aktie von ASML zeitweise 3,2 % auf 579,60 Euro an Wert. Das Unternehmen mit Sitz in Veldhoven bringt am Markt 232 Mrd. Euro auf die Waage.
Zum Auftaktquartal 2022 erwirtschaftete der Konzern einen Nettoumsatz von 3,5 Mrd. Euro. Das ist zwar fast ein Fünftel weniger als in im ersten Quartal des Vorjahres, die Summe liegt aber am oberen Ende der vom CFO zuvor prognostizierten Spanne (3,3 Mrd. bis 3,5 Mrd. Euro). Die Bruttomarge erreichte 49 (i.V. 53,9) %. Damit traf ASML ihren vorhergesagten Wert punktgenau. Die Konzernführung begründete die erwarteten Umsatz- und Margenrückgänge zum Jahresstart mit umgestellten Tests bei ausgelieferten Lithografieanlagen an die abnehmenden Chiphersteller. ASML verlagerte zeitweise die Abschlusstests für solche Maschinen von ihren eigenen Werken zu den Kunden, um diese aufgrund der hohen Chipnachfrage schneller zu beliefern. Das verzögert aber die Endabnahme. Dadurch verschiebt sich die Umsatzbuchung.
ASML | ||
Konzernzahlen nach US-GAAP | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Nettoumsatz | 3534 | 4364 |
Bruttoergebnis | 1731 | 2352 |
Bruttomarge (%) | 49,0 | 53,9 |
F&E-Aufwand | 739 | 623 |
Operatives Ergebnis | 785 | 1561 |
Ergebnis vor Steuern | 769 | 1549 |
Nettoergebnis | 695 | 1331 |
Liquide Mittel | 4324 | 3244 |
Operativer Cashflow | −586 | −942 |
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