Prüferaufsicht straft EY für Wirecard
cru Frankfurt
Die Abschlussprüferaufsicht Apas will die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) und einzelne Wirtschaftsprüfer wegen Pflichtverletzungen im Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal hart sanktionieren. EY soll nach dem Willen der Apas ein zweijähriges Verbot erhalten, neue größere Prüfungsmandate anzunehmen, nachdem es dem Wirtschaftsprüfer nicht gelungen war, den Betrug bei der Wirecard AG rechtzeitig aufzudecken.
Die Beschlusskammer „Berufsaufsicht“ sehe „bei der Prüfung der Abschlüsse der Wirecard AG und der Wirecard Bank AG in den Jahren 2016 bis 2018 Berufspflichtverletzungen als erwiesen an“ und habe Sanktionen gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft selbst und fünf Wirtschaftsprüfer verhängt, teilte die Apas am Montag in einer Erklärung mit, in der die Ernst & Young GmbH nicht namentlich genannt wurde. Die Apas sanktionierte auch fünf Audit-Mitarbeiter mit Geldbußen von 23000 Euro bis 300000 Euro, erklärte aber, dass sie sieben andere Personen nicht bestrafen könne, weil sie ihre Audit-Lizenz zurückgegeben hätten, wodurch die Zuständigkeit der Apas für sie beendet sei, da die Apas nur eine Jurisdiktion über aktuelle Angehörige des Berufsstandes hat.
Die Apas verhängte zudem eine Geldbuße von 500000 Euro gegen EY und untersagte dem Unternehmen, neue Prüfungsaufträge für Unternehmen von „öffentlichem Interesse“ anzunehmen, wobei Vertragsverlängerungen ausgenommen wurden. EY prüft derzeit elf Dax-Unternehmen. Bei den drei Unternehmen der Siemens-Gruppe scheidet der Wirtschaftsprüfer im Rahmen der Pflichtrotation Ende 2023 aus. Bei Beiersdorf und Zalando ist dies 2024 der Fall.
Die Entscheidung ist die bisher härteste aufsichtsrechtliche Konsequenz für EY Deutschland seit dem Kollaps von Wirecard vor fast drei Jahren und die härteste Strafe gegen ein Unternehmen der „Big Four“ seit Bestehen der Apas. Es gab daneben auch kommerzielle Auswirkungen des Wirecard-Skandals für EY – darunter Entscheidungen der Commerzbank, der KfW und der DWS-Gruppe, sich von EY abzuwenden.
Wirecard ging in Konkurs, nachdem der Zahlungsdienstleister eingeräumt hatte, dass 1,9 Mrd. Euro, die das Unternehmen als Barmittel auf Treuhandkonten in Singapur und auf den Philippinen angegeben hatte, wahrscheinlich nicht vorhanden seien. Dem früheren Wirecard-Chef Markus Braun wird derzeit in München der Prozess gemacht. EY hatte die mutmaßlich gefälschten Bilanzen des früheren Dax-Konzerns über Jahre testiert und wurde dafür mit Millionenbeträgen entlohnt. Obwohl der Kollaps auch schwerwiegende Mängel bei Aufsichtsbehörden und Banken aufdeckte, wurde bisher vor allem die wiederholte Genehmigung der Jahresberichte des Unternehmens durch EY stark kritisiert.
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