Qiagen übertrifft Erwartungen
ak Köln
Das dritte Quartal ist für Qiagen unerwartet gut gelaufen. Der Diagnostikkonzern übertraf seine eigene Prognose für Umsatz und Ergebnis deutlich. Haupttreiber waren eine starke Nachfrage nach den Tuberkulosetests von Qiagen und DNA-Proben-Vorbereitungen. „Wir sehen eine Normalisierung in den Laboren“, sagte Finanzvorstand Roland Sackers in einer Telefonkonferenz. Eigentlich hatte der Konzern, der vor wenigen Wochen in den Dax aufgestiegen ist, eine Umsatzstagnation im dritten Quartal erwartet. Am Ende sprang jedoch ein Wachstum von 10% heraus. In den Non-Covid-Produktgruppen lag das währungsbereinigte Umsatzplus sogar bei 17%. Auch die Nachfrage nach Coronatestprodukten fiel höher aus als erwartet. Wegen des Impffortschritts und der damit verbundenden sinkenden Testzahlen hatte Qiagen noch im Juli die Prognose für das Gesamtjahr gesenkt.
Gefüllte Pipeline
Jetzt vollführte der Vorstand die Kehrtwende und setzte die Ziele für 2021 wieder hoch. Mit einem erwarteten bereinigten Gewinn je Aktie von mindestens 2,48 Dollar wird die Qiagen-Führung noch ein bisschen mutiger als im Frühjahr, das angepeilte währungsbereinigte Umsatzwachstum von jetzt mindestens 15% liegt aber noch unter der ursprünglichen Schätzung.
Trotz des Ausbaus der Produktionskapazitäten sowie Ausgaben durch den im Oktober abgeschlossenen Aktienrückkauf, der 82 Mill. Dollar kostete, und die Rückzahlung zweier Tranchen eines Schuldscheins für 41 Mill. Dollar schwimmt Qiagen derzeit im Geld. Der Free Cash-flow in den ersten neun Monaten verdreifachte sich auf rund 300 Mill. Dollar. In der Bilanz summieren sich die liquiden Mittel auf rund 1 Mrd. Dollar. Roland Sackers bekräftigte, an ergänzenden Zukäufen interessiert zu sein und aktiv den Markt abzusuchen. Auch die Aktienrückkäufe würden fortgesetzt, ohne dass der CFO ein Datum nannte. Darüber hinaus will Qiagen weiter in das eigene Wachstum investieren.
Die Entwicklungspipeline enthält weitere diagnostische Tests, die kurz vor der Zulassung stehen. Das meiste Potenzial sieht Sackers für einen Test auf Darmkrankheiten. Dieser und ein Meningitistest sollen um den Jahreswechsel herum zur Zulassung eingereicht werden. Zur Umsatzerwartung sage der CFO, die Entwicklung diagnostischer Tests mache für Qiagen nur Sinn, wenn sich Umsätze im zweistelligen Millionenbereich versprächen. Beim aktuellen Verkaufsschlager Quantiferon, dem Tuberkulosetest, hat der Dax-Neuling die Umsatzprognose angehoben. Statt 255 Mill. Dollar geht Sackers jetzt von 270 Mill. Dollar oder mehr aus. Im dritten Quartal hat Qiagen einen tragbaren Test für Entwicklungs- und Schwellenländer mit geringen Ressourcen eingeführt.
Konsolidierende Industrie
Die Gerüchte vom Vortag über ein Zusammengehen mit dem französischen Wettbewerber Biomérieux wollte Sackers konkret nicht kommentieren. Qiagen bewege sich in einer Industrie, die sich konsolidiere. Da der Konzern durch Partnerschaften und Lizenzvereinbarungen Kontakte zu vielen Konkurrenten pflege, würde es immer wieder Spekulationen geben.
Wertberichtigt Seite 8
Qiagen | ||
vorl. Konzernzahlen nach US-GAAP | ||
9 Monate | ||
in Mill. Dollar | 2021 | 2020 |
Umsatz | 1 669 | 1299 |
mit Bezug zu Covid-19 | 522 | 418 |
ohne Bezug zu Covid-19 | 1 148 | 883 |
Betriebsergebnis | 457 | 231 |
Ber.* Betriebserg. | 556 | 430 |
Ber. oper. Marge (%) | 33,3 | 33,1 |
Konzernergebnis | 383 | 147 |
Ber. Erg. je Aktie (Dollar) | 1,91 | 1,47 |
Free Cash-flow | 302 | 101 |
*) bereinigt um Kosten für Restrukturierung, Übernahmen, Abschreibungen auf immaterielle AssetsBörsen-Zeitung |