Raumfahrt-Start-up

Rakete von Isar Aerospace erstmals abgehoben – 30 Sekunden Flugdauer

Das bayerische Start-up Isar Aerospace hat erstmals eine Weltraumrakete von europäischem Boden gestartet. Die Rakete namens "Spectrum" stürzte kurz nach dem Start ab – CEO und Mitgründer Daniel Metzler hatte zuvor erklärt, dass eine Flugdauer von 30 Sekunden bereits ein Erfolg wäre.

Rakete von Isar Aerospace erstmals abgehoben – 30 Sekunden Flugdauer

Das bayerische Start-up Isar Aerospace hat erstmals eine Weltraumrakete von europäischem Boden gestartet. Die zweistufige Trägerrakete „Spectrum“ des jungen Unternehmens aus Ottobrunn bei München hob am Sonntag gegen 12.30 Uhr vom norwegischen Weltraum-Bahnhof Andøya ab. Sie flog ca. 30 Sekunden lang und stürzte danach ins Meer.

Daniel Metzler, Mitgründer und CEO des Start-ups zeigte sich am Sonntag mit dem Ergebnis zufrieden: „Unser erster Testflug hat alle unsere Erwartungen erfüllt und war ein großer Erfolg", sagte er. "Wir hatten einen sauberen Start, 30 Sekunden Flugzeit und konnten sogar unser Flight Termination System validieren.“ Das System hatte den Flug der Rakete beendet, nachdem diese in der Luft vom Kurs abgekommen war.

„Wollen so schnell wie möglich auf die Startrampe zurück"

Mit dem Testflug habe man wertvolle Daten und Erfahrungen für zukünftige Missionen sammeln können, teilte das Unternehmen weiter mit. „Dank der strengen Sicherheitsvorkehrungen von Isar Aerospace und Andøya Spaceport war das gesamte Personal zu jeder Zeit sicher.“ Man bereite sich schon auf den nächsten Start vor und habe dafür bereits zwei weitere Raketen in der Produktion. Eine davon sei bereits weit fortgeschritten. „Wir wollen so schnell wie möglich auf die Startrampe zurück“, sagte Metzler. Noch sei es aber zu früh, den genauen Zeitpunkt für den zweiten Versuch zu bestimmen.

Isar Aerospace ist eines von mehreren deutschen Raumfahrt-Start-ups, die SpaceX Konkurrenz machen wollen. Das 2018 gegründete Unternehmen beschäftigt derzeit mehr als 400 Mitarbeitende aus über 50 Ländern und zählt unter anderem den Volkswagen-Hauptaktionär Porsche SE sowie die Wagniskapitalinvestoren Lakestar und Earlybird zu seinen Geldgebern. Bislang hat das Start-up mehr als 400 Mill. Euro an Kapital eingesammelt. Neben privaten stehen auch öffentliche Kapitalgeber wie Bayern Kapital, die Venture-Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayern, und die Nato mit ihrem Innovationsfonds hinter dem Unternehmen.

Daniel Metzler, CEO von Isar Aerospace, hat die Firma 2018 zusammen mit seinen Kommilitonen Josef Fleischmann und Markus Brandl an der Technischen Universität München (TUM), gegründet.
Quelle: picture alliance / photothek | Thomas Koehler

Ein wachsender Markt

Mit dem steigenden Bedarf an Satelliten zur Kommunikation, Internetversorgung, Erdbeobachtung, Forschung sowie zur Ausübung militärischer Aktivitäten wird auch der Markt für Transport-Dienstleistungen ins All immer bedeutsamer. Laut Fortune Business Insights war die Branche im Jahr 2023 weltweit rund 4,3 Mrd. Dollar schwer. Den Prognosen zufolge soll das Volumen bis 2032 auf fast 11 Mrd. Dollar steigen. Bislang wird der Markt allerdings hauptsächlich vom Raumfahrt-Start-up SpaceX des Tech-Milliardärs Elon Musk dominiert. Von den gut 180 im Jahr 2023 gezählten Raketenstarts wurden 96 allein von SpaceX ausgeführt. 

Derzeit seien sämtliche Raketenstarts für die nächsten Jahre ausgebucht, sagte Metzler. Das zeige, wie hoch die Nachfrage sei. Aus Sicht des CEO geht es hierbei auch um geopolitische Souveränität: „Europa muss in der Lage sein, seine Satelliten selbst ins All zu bringen“, so Metzler. Er wies am Sonntag darauf hin, dass es bislang noch keinem Unternehmen gelungen sei, eine Rakete direkt beim ersten Testflug in den Orbit zu befördern. SpaceX war dies mit der „Falcon 1“ erst beim vierten Anlauf September 2008 gelungen.

Start-up setzt auf kleine Raketen

Die Trägerrakete von Isar Aerospace kann den Angaben zufolge eine Nutzlast von bis zu einer Tonne befördern und soll künftig kleine und mittelgroße Satelliten ins All bringen. „Spectrum“ ist 28 Meter lang und gehört zu den sogenannten Microlaunchern.

Zum Vergleich: Die „Falcon 9“ von SpaceX ist 70 Meter lang und kann bis zu 22,8 Tonnen transportieren. Die größere Version der „Ariane 6“ des europäischen Raumfahrtkonzerns Airbus misst 62 Meter und hat eine Nutzlast von bis zu 21,6 Tonnen. Letztere startet von Kourou im südamerikanischen Französisch-Guayana aus ins All.

In diesem Jahr will Isar Aerospace mit dem Bau einer Serienfertigungsanlage in Vaterstetten (Oberbayern) beginnen. Künftig sollen dort bis zu 40 Trägerraketen pro Jahr gefertigt werden.