Regulierer wirft KPMG Irreführung vor
hip London
Die unabhängige Wirtschaftsprüferaufsicht FRC hat KPMG vorgeworfen, dem Regulierer im Zusammenhang mit der Überprüfung ihrer Tätigkeit für Carillion „falsche und irreführende Informationen“ vorgelegt zu haben. Wie der Financial Reporting Council (FRC) mitteilt, wurde für den 10. Januar eine Anhörung vor einem Ehrengericht (disciplinary tribunal) angesetzt. Es soll darüber entscheiden, ob sich das Unternehmen und mehrere Einzelpersonen des Fehlverhaltens schuldig gemacht haben.
Die einstige Nummer 2 der britischen Baubranche klappte im Januar 2018 unter ihrer Schuldenlast zusammen, nachdem Verhandlungen mit den Gläubigern und der Regierung keine Lösung brachten. Carillion gehörte zu einer Reihe von spektakulären Pleiten und Bilanzskandalen, die dafür sorgten, dass die britische Wettbewerbsaufsicht CMA vor drei Jahren die Trennung von Abschlussprüfung und Beratungsdienstleistungen forderte.
KPMG hatte selbst auf Unstimmigkeiten hingewiesen, als sich der FRC ihre Prüfertätigkeit für Carillion vornahm. Der KPMG-Partner Peter Meehan, der dafür verantwortlich zeichnete, und drei Mitglieder seines Teams wurden von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft suspendiert. Es ging dabei der „Times“ zufolge darum, ob bei der Aufsicht eingereichte Unterlagen rückdatiert wurden. Meehan hat das Unternehmen dem Vernehmen nach Anfang des Jahres verlassen. Er gehört neben dem KPMG-Partner Stuart Smith zu den Einzelpersonen, die sich dem Ehrengericht stellen müssen. KPMG steht zudem eine vom Prozessfinanzierer Litigation Capital Management (LCM) finanzierte Schadenersatzklage der Abwickler von Carillion ins Haus (vgl. BZ vom 20. Mai). Dabei geht es um eine Schadensumme von mehr als 250 Mill. Pfund.