Tourismusbranche

Reisebetrieb läuft noch auf Sparflamme

Der Reiseverkehr zieht an. Dennoch rechnet die Branche für dieses Jahr nur mit einem Buchungsvolumen von 40% des Vorkrisenniveaus.

Reisebetrieb läuft noch auf Sparflamme

hei Frankfurt

– Trotz Impffortschritten, sinkender Infektionszahlen und Öffnungen für den Tourismus in zahlreichen Ländern belebt sich das Geschäft in der Touristik nur langsam. Wie die Branche bei einem Pressegespräch des Bundesverkehrsministers zusammen mit dem Deutschen Reiseverband (DRV) und dem Luftfahrtverband BDL deutlich machte, ziehen die Buchungen zwar an. Jedoch beläuft sich das Buchungsvolumen derzeit nur auf rund 30% des Niveaus aus dem Vorkrisenjahr 2019. Der DRV geht nach den Worten seines Hauptgeschäftsführers Dirk Inger davon aus, dass im Lauf des Sommers insgesamt 40% erreicht werden.

Die EU-Mitgliedstaaten gaben unterdessen grünes Licht für einheitliche Reisevorschriften in der Europäischen Union, die vor allem den vollständig gegen Corona Geimpften Erleichterungen bringen. In Deutschland wie in Europa ist das derzeit ein Viertel der Bevölkerung. Innerhalb der Europäischen Union können Geimpfte 14 Tage nach der zweiten Spritze ohne Testauflage reisen. Das Gleiche gilt ein halbes Jahr lang für nachweislich Genesene. Die Nachweise dafür können ab 1. Juli mit digitalen Zertifikaten per Smartphone-App erbracht werden. Wer noch nicht immunisiert ist, muss in der Regel vor Abreise und in jedem Fall zur Rückreise einen negativen Corona-Test vorlegen.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sprach davon, für das Reisen „eine Perspektive zu geben, aber mit der nötigen Vorsicht“. BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow sagte, das Flugnetz sei weitgehend wiederhergestellt, allerdings sind die Flugfrequenzen vom Normalmaß noch weit entfernt. Sie liegen innerhalb Europas ein Drittel unter dem Wert von 2019, außerhalb sogar um 44% darunter. In Europa sind 217 Flugziele in 38 Ländern wieder zu erreichen, im Vergleich zu 226 vor zwei Jahren. Außerhalb Europas sind es 115 gegenüber 141 vor der Coronakrise. Schwerpunkt der touristischen Flugziele ist Südeuropa, wo unter anderem in Italien wieder 30 Flughäfen angesteuert werden, in Spanien 20.

In den USA, die für touristische Reisen weiterhin gesperrt sind, werden 25 Ziele angeflogen. Die Airlines hoffen, dass der Fernreiseverkehr auch auf dem G7-Gipfel in Cornwall zur Sprache kommt. Gerade die Transatlantikrouten sind für große Netz-Carrier wie Lufthansa oder British Airways traditionell die wichtigsten Ertragsbringer. Im touristischen Europageschäft herrscht dagegen Preisdruck wegen nach wie vor bestehender Überkapazitäten. Allerdings zieht die Nachfrage nach einzelnen Destinationen sprunghaft an. Die Lufthansa setzt demnächst große Maschinen wie Boeing 747 und Airbus A350 nach Mallorca ein.

Der DRV registriert nach den Worten von Inger eine gesteigerte Nachfrage nach Flugpauschalreisen, die 70% der Buchungen ausmachen. Für das Segment wurde ein neuer Reisesicherungsfonds auf den Weg gebracht, der bis 2027 von den Veranstaltern mit 750 Mill. Euro zu füllen ist. In der Ansparphase springt der Bund im Falle einer Pleite ein. Das bisherige Absicherungssystem war in die Kritik geraten, weil es sich für die Mega-Pleite des Reiseriesen Thomas Cook als völlig unterbemessen und nicht tragfähig erwies. Angezahlte Kundengelder gingen flöten, zuletzt sprang auch hier der Bund ein, um die Verbraucher zu entschädigen. Die unzureichende Absicherung belastete indes neben der Pandemie ebenfalls die Reiselust der Kunden. Schwer angeschlagen ist insbesondere der Reiseriese Tui, der vom Staat mit Zusagen über 4 Mrd. Euro gestützt wurde. Buchungen und Anzahlungen kommen derzeit nur sehr kurzfristig rein.