Rekordverlust für Telecom Italia
bl Mailand
Die Aktie von Telecom Italia (TIM) ist nach einem Rekordverlust von 8,7 (i.V. +7,2) Mrd. Euro am Donnerstag massiv abgeschmiert. Der Wert verlor über 12%. Neben dem hohen Verlust dürften auch der Verzicht auf eine Dividende und ein als wenig ehrgeizig beurteilter neuer Strategieplan eine Rolle bei dem Kurssturz gespielt haben. Gerüchten zufolge versucht TIM den US-Investor KKR zur Rücknahme seiner Übernahmeofferte von 10,8 Mrd. Euro zu bewegen. Das dementierte der neue TIM-CEO Pietro Labriola. Das Management hat bisher nicht auf das im November vorgelegte unverbindliche Angebot reagiert, kündigte aber eine baldige Antwort an.
TIM leidet massiv unter einem intensiven Wettbewerbsdruck sowie regulatorischen Hindernissen, die durch Kostensenkungen und gute Ergebnisse in Brasilien nur teilweise ausgeglichen werden konnten. Nach drei Gewinnwarnungen in den vergangenen Monaten musste TIM Abschreibungen von 4,3 Mrd. Euro für das Inlandsgeschäft vornehmen sowie 3,8 Mrd. Euro für Steuerzahlungen zurückstellen. Labriola erhielt vom Verwaltungsrat ein Verhandlungsmandat für den Verkauf der Mehrheit an der Holding Daphne3, die 30,2% des Funkmastenbetreibers Inwit kontrolliert. Ein Investorenkonsortium um die Private-Equity-Gesellschaft Ardian hat dafür eine Offerte vorgelegt. TIM könnte aus der Veräußerung bis zu 1,4 Mrd. Euro erlösen. Labriola kündigte Nachverhandlungen mit Dazn über die Konditionen des Joint Ventures zur Übertragung von Fußballspielen der Serie A an, das die Erwartungen weit verfehlte. TIM musste darauf Wertberichtigungen von 548 Mill. Euro vornehmen.
Wie erwartet, stellte Labriola einen Plan zur Aufspaltung von TIM in eine Netzgesellschaft (Netco) und eine Dienstleistungssparte (Servco) vor. Die Netzsparte stünde für etwa ein Drittel des jetzigen Umsatzes und könnte mit der zu 60% von der staatlichen Cassa Depositi e Prestiti (CDP) kontrollierten Open Fiber zusammengelegt werden. Labriola erhofft sich davon Synergien. Allerdings könnte es gegen diese Pläne kartellrechtliche Einwände geben.
Analysten zeigten sich enttäuscht von den Zahlen, aber auch der Guidance. TIM erwartet für die Dienstleistungssparte bis 2024 ein leichtes Umsatzwachstum, für 2022 aber einen Rückgang. Das Bruttobetriebsergebnis (Ebitda) soll stabil bleiben, in diesem Jahr aber leicht sinken.
Telecom Italia (TIM) | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 15 316 | 15 805 |
Ebitda | 5 080 | 6 739 |
Ebit | − 3 529 | 2 104 |
Nettogewinn/-verlust | − 8 652 | 7 224 |
Nettogewinn/-verlust (bereinigt) | 253 | 1 304 |
Netto-Cashflow | 1 139 | 4 342 |
Nettoverschuldung | 17 573 | 18 594 |
Börsen-Zeitung |