Renault veräußert Russland-Aktivitäten
wü Paris
Renault hat den Rückzug aus Russland besiegelt. Der französische Autobauer hat am Montag bekannt gegeben, die Abtretungsverträge für seine russische Tochter Renault Russie und für seine Beteiligung von 68% an dem russischen Autobauer Avtovaz unterzeichnet zu haben. Der Autokonzern hatte wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine Ende Februar den Betrieb in seinem Werk in Russland eingestellt und angekündigt, die Optionen für Avtovaz zu prüfen.
Offene Hintertür
Renault lässt sich aber noch eine Hintertür offen, sollte sich die Lage wieder ändern. Der von Luca de Meo geleitete Konzern sicherte sich eine Rückkaufoption für seine Avtovaz-Beteiligung. Sie kann innerhalb der nächsten sechs Jahre eingelöst werden. Die russische Tochter des Autobauers geht an die Stadt Moskau, die Beteiligung an dem Lada-Hersteller an NAMI, das zentrale Forschungs- und Entwicklungsinstitut für Autos und Motoren.
Unter der Führung von Ex-Chef Carlos Ghosn war Renault im Jahr 2008 ins Kapital von Avtovaz eingestiegen. Vor fünf Jahren hatte der Konzern die Mehrheit übernommen, um bei der notwendigen Restrukturierung freie Hand zu haben. Die staatliche russische Beteiligungsagentur Rostec hatte 32% an Avtovaz behalten.
Renault hat insgesamt mehr als 1,7 Mrd. Euro in die russische Tochtergesellschaft investiert. Bis zur Invasion in der Ukraine hat Renault rund 12% ihrer Einnahmen in Russland realisiert und in dem Land rund 45000 Mitarbeiter beschäftigt. Das Management will nun in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung des ersten Halbjahres eine Abschreibung über 2,2 Mrd. Euro für die Wertminderungen in Russland vornehmen, inklusive der Bankaktivitäten RCI Banque über 2,3 Mrd. Euro. Renault habe sowohl für den Verkauf der russischen Tochter als auch der Avtovaz-Beteiligung jeweils einen symbolischen Rubel erhalten, berichtet Reuters.
Der Autobauer hat wegen des Rückzugs aus Russland jetzt auch seine Prognose für das Gesamtjahr gesenkt. Statt bisher mehr als 4% peilt er nun eine operative Marge von 3% an. Der operative Cashflow dürfte weniger als 1 Mrd. Euro betragen und nicht mindestens 1 Mrd. Euro, wie vorher geplant.
Ampère und Horse
Vor wenigen Tagen hat Renault Arbeitnehmervertretern erste Details zur avisierten Abspaltung einer Elektroautosparte genannt. Diese autonome Einheit mit dem Projektnamen Ampère hätte ein Geschäftsmodell, das an die Besonderheiten von E-Autos angepasst ist. Die Aktivitäten mit reinen Verbrennern und Hybridautos wiederum könnten unter dem Projektnamen Horse außerhalb Frankreichs gebündelt werden. Die Renault-Aktie gab am Montag an der Pariser Börse zeitweise 2% auf 23,16 Euro nach.