Telekommunikation

Ringen um die Zukunft von TIM

Telecom Italia bleibt in Wartestellung. Die italienische Regierung strebt eine Lösung der Zukunft des Unternehmens bis Jahresende an.

Ringen um die Zukunft von TIM

bl Mailand

Telecom Italia (TIM) steht vor wichtigen Weichenstellungen. Das hoch verschuldete Unternehmen wird nach den Worten von CEO Pietro Labriola für 2022 zwar bessere Zahlen vorlegen als bis dato erwartet und auch in den Jahren 2023 bis 2025 Verbesserungen erzielen. Die Verschuldung von brutto 30 Mrd. Euro zwinge das Unternehmen jedoch zu Verkäufen, so Labriola, der im Sommer eine Art Rettungsplan für das Unternehmen vorgestellt hat, der eine Aufteilung und einen umfangreichen Personalabbau vorsieht, jedoch von der neuen Regierung Italiens so nicht gebilligt worden ist. Am 15. Februar will Labriola ein neues Strategieprogramm für den Zeitraum 2023 bis 2025 präsentieren.

Bis dahin soll Klarheit bestehen, wie es mit TIM weitergeht. Industrieminister Adolfo Urso bestätigte am Montag, dass bis Jahresende eine Lösung für das angeschlagene Unternehmen gefunden werden soll. Ziel sei es, das Festnetz auszugliedern in eine mehrheitlich staatlich kontrollierte Gesellschaft.

Wie das geschehen soll, bleibt aber auch nach dem Treffen der Großaktionäre Vivendi, vertreten durch deren Chef Arnaud de Puyfontaine, und Vertretern der mehrheitlich staatlichen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP), an dem auch Urso teilnahm, offen. Der Minister bezeichnete die Frage des Festnetzes als „strategisch“ für Italien. Rom wolle außerdem einen personellen Kahlschlag vermeiden.

Der ursprüngliche Plan, das Netzgeschäft direkt an die CDP abzugeben, ist offenbar nicht mehr aktuell, wohl auch deshalb, weil das Institut dafür eine Kapitalerhöhung bräuchte. Denkbar ist eine Abtrennung und Börsennotierung der Netco, an der sich die CDP beteiligen könnte.

Die früher geplante Zusammenlegung mit der bereits von der CDP kontrollierten Netzgesellschaft Open Fiber ist angeblich vom Tisch. Mit den Investoren KKR, dem Open-Fiber-Anteilseigner Macquarie und Gpi gibt es mehrere Interessenten, die bereit sein sollen, die Netco zusammen mit der CDP zu übernehmen. Das größte Problem ist die Bewertung der Netco. Die TIM-Großaktionäre haben unterschiedliche Interessen. Vivendi (23,9 %) ist an einer möglichst hohen Bewertung, die CDP (9,8 %) an einer niedrigen Bewertung interessiert. Das Problem ist schwer zu lösen.

Selbst wenn sich die Anteilseigner einigen sollten, blieben offene Fragen. Neben den Modalitäten eines Verkaufs des Netzgeschäfts ist auch eine Quasi-Zerschlagung von TIM mit einer Aufteilung in eine Servicesparte, die Netco, die Kabelgesellschaft Sparkle und TIM Brasilien im Gespräch. Auch kartellrechtliche Fragen sind zu klären. Die EU legt Wert darauf, dass es im Netzgeschäft − zumindest in den Regionen, in denen es mehrere Bewerber für einen Netzausbau gibt − Konkurrenz gibt. Das müsste also sichergestellt werden. In den Regionen, in denen keine anderen Interessenten für einen Netzausbau vorhanden sind, könnte ein staatlich kontrollierter Anbieter, der Hilfen aus dem europäischen Wiederaufbauprogramm in An­spruch nehmen könnte, aktiv werden, heißt es in italienischen Medien.