Studie

Robotaxis werden zur erschwinglichen Alternative

Noch sind Robotaxis ein eher teures Vergnügen und vornehmlich Gegenstand von Testprojekten auf der ganzen Welt. Einer neuen Studie zufolge könnten die Shuttles aber schon ab 2026 in größerem Umfang zum städtischen Straßenverkehr dazugehören.

Robotaxis werden zur erschwinglichen Alternative

kro Frankfurt

Selbstfahrende Roboshuttles könnten sich laut einer Studie schon ab dem Jahr 2030 als günstigeres Fortbewegungsmittel im städtischen Raum erweisen als privat genutzte Pkw. Zumindest gilt das, wenn die Shuttles gemeinsam mit anderen Fahrgästen genutzt werden, wie die Unternehmensberatung McKinsey ausgerechnet hat. Dann könnte der Preisunterschied pro gefahrenem Kilometer bis zu 40 % betragen. „Damit lägen Roboshuttles auf einem Preisniveau wie der öffentliche Personennahverkehr“, schreiben die Studienautoren um den Mobilitätsexperten und McKinsey-Partner Kersten Heineke. Im Vergleich zu dem, was Nutzer heute für Taxis oder E-Hailing, also die Buchung von Fahrdiensten via App bezahlen, würden die Robobusse zudem nur noch halb so viel kosten.

„Die Robotaxi-Revolution nimmt wieder Fahrt auf“, sagt Heineke. Während zu Beginn der Corona-Pandemie einzelne Forschungsprojekte pausiert oder zurückgestellt worden seien, würden Technologieunternehmen nun wieder massiv in autonomes Fahren investieren. Trotz der Verschiebungen seien in den vergangenen zwei Jahren insgesamt gut 30 Mrd. Euro an externen Investments in das Thema geflossen.

Mit einem breit verfügbaren Robotaxi-Angebot rechnen die von McKinsey weltweit befragten Industrieexperten ab dem Jahr 2026. Es wird geschätzt, dass sich die Kosten für Herstellung und Betrieb der Fahrzeuge in der zweiten Hälfte der aktuellen Dekade halbieren. Möglich werden soll das etwa durch günstigere Hardware, Verbesserungen beim Flottenmanagement, höhere Fahrleistungen der Shuttles und durch Skalen­effekte.

Wie viel die Fahrgäste am Ende genau bezahlen müssen, hänge unter anderem vom Standort und vom gewählten Fahrzeugtyp ab. In China könnten Robotaxi-Fahrten im Jahr 2030 beispielsweise um bis zu 25 % günstiger sein als in den USA, wo nicht nur die Arbeits- und Energiekosten, sondern auch die Ansprüche der Kunden an die Fahrzeuge deutlich höher sind, schreiben die Experten. Gerade Letzteres habe einen wesentlichen Einfluss auf die Erschwinglichkeit von Roboshuttles: Denn wer sich für ein Premium-Robotaxi in SUV-Größe entscheidet, müsse 2030 voraussichtlich mehr als doppelt so viel für seine Fahrt hinblättern wie jemand, der in einen Zweisitzer steigt. Auch die Bevölkerungsdichte ist den Autoren zufolge maßgeblich: In eng besiedelten Städten würden Betreiber mit weniger Leerfahrten ohne Umsatz kalkulieren müssen als in Städten mit einer geringen Bevölkerungsdichte. Für Bewohner der eher peripher gelegenen und stark von privaten Pkw abhängigen US-Stadt Indianapolis wäre eine Roboshuttle-Fahrt somit beispielsweise pro gefahrener Meile gut 50 % teurer als für Bewohner der auf öffentlichen Personennahverkehr ausgerichteten Stadt Philadelphia.

Level 4 ab 2024 erwartet

Mobilitätsdienstleister sollten sich vor dem Hintergrund stark darauf konzentrieren, Service- und Betriebskosten so weit wie möglich zu reduzieren, und sich mit ihrem Geschäft auf wenige Städte beschränken, um dort Marktführer zu werden, heißt es in der Studie. Auch bei den Herstellern hänge die Zukunft in Sachen autonomes Fahren stark von den Kosten ab, etwa für die Wartung, aber auch von der Langlebigkeit der Modelle. Für die Branche geht es um viel: Das Marktvolumen für Robotaxis wird bis 2030 auf 1,3 Bill. Dollar geschätzt. In keinem anderen Bereich des computergesteuerten Fahrens sieht die Industrie ein höheres Umsatzpo­tenzial.

Dennoch wird das Thema auch in privaten Pkw immer stärker vorangetrieben. Schon heute können beispielsweise die S-Klasse und der EQS von Mercedes hochautomatisiert nach Level 3 fahren, also auf Autobahnen bis zu einer Geschwindigkeit von maximal 60 km/h unterwegs sein, ohne dass der Fahrer permanent seine Hände am Steuer haben muss. Dafür hat der Hersteller im Dezember denn auch die weltweit erste Genehmigung vom Kraftfahrt-Bundesamt erhalten. Die Markteinführung soll laut dem Stuttgarter Unternehmen in der ersten Jahreshälfte 2022 erfolgen. Mit der nächsten Stufe in Sachen autonomes Fahren, dem Level-4-Autobahnpiloten, rechnen die von McKinsey befragten Experten ab dem Jahr 2024/2025. Dann soll das Auto auf gut kartierten Autobahnabschnitten und bei einfachen Wetterbedingungen die Fahrfunktion völlig selbständig übernehmen können. Der Fahrer wird damit zum reinen, im Fall von Verkehrsverstößen oder Schäden nicht mehr haftenden Passagier.

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