Medienkonzern

RTL übernimmt Gruner + Jahr für 230 Mill. Euro

Vorstandschef Thomas Rabe will einen crossmedialen nationalen Champion schaffen. Der Quartalsumsatz von RTL steigt um ein gutes Drittel.

RTL übernimmt Gruner + Jahr für 230 Mill. Euro

jh München

Der Medienkonzern Bertelsmann hat sich dazu entschieden, RTL Deutschland und den Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr zusammenzulegen. „Das ist eine einmalige Chance“, sagte Thomas Rabe, der Vorstandsvorsitzende von Bertelsmann und der RTL Group in einer Telefonkonferenz. „Zusammen können die zwei Medienunternehmen ihr Potenzial besser ausschöpfen.“

Ziel sei, einen crossmedialen nationalen Champion zu bilden. Als Beispiel dafür nannte Rabe „große Recherchen über mehrere Mediengattungen hinweg“. Das hätten RTL und Gruner + Jahr in den vergangenen Jahren schon gemeinsam gemacht, nun würden die Unternehmen auch organisatorisch zusammengeführt. „Es geht nicht um ein Kosten-, sondern um ein Wachstumsprogramm“, fügte Rabe hinzu.

Bertelsmann will auf diese Weise und „mit einem einzigartigen Angebot lokaler Inhalte aller Gattungen“ für das Publikum in Deutschland den großen internationalen Konkurrenten und Streaminganbietern wie Netflix und Amazon Paroli bieten.

Bis 2025 sollen mit dem Zusammenschluss Synergien von 100 Mill. Euro im Jahr erzielt werden – bezogen auf das bereinige operative Ergebnis (Ebita). 25% davon seien Synergien von Kosten aller Art, auch Personalkosten. Auf die Frage zu einer möglichen Reduzierung der Beschäftigtenzahl antwortete Rabe: „Wir bauen nicht Mitarbeiter ab, sondern da, wo erforderlich, auf.“

Mit 1500 Journalisten

Die Organisation und die Leitungsstruktur sollen in den nächsten Wochen definiert werden. Am 1. Januar will das gemeinsame Unternehmen dann an den Start gehen. 1500 Journalisten sollen ein „Content Powerhouse“ bilden. Von Gruner + Jahr übernimmt RTL Deutschland die Zeitschriftengeschäfte und -marken wie Stern, Geo, Brigitte und Capital mit 1700 Mitarbeitern. Davon seien 800 Journalisten, berichtete Rabe.

Andere Geschäfte wie die DDV Mediengruppe mit der „Sächsischen Zeitung“ in Dresden und die Beteiligung am „Spiegel“ bleiben bei Bertelsmann. Der Kaufpreis für den übernommenen Teil beträgt 230 Mill. Euro – ohne Barmittel und Schulden. „Wir haben darauf geachtet, dass der Preis angemessen ist.“ Nach Angaben von RTL erstellte die Deutsche Bank eine „Fairness Opinion“. Die akquirierten Geschäfte hatten nach Rabes Worten einen Anteil von rund 500 Mill. Euro am Gruner + Jahr-Jahresumsatz von zuletzt 1,1 Mrd. Euro.

Die RTL-Gruppe steigerte im zweiten Quartal 2021 den Umsatz um knapp 36% auf 1,6 Mrd. Euro. Wie dem deutschen Konkurrenten ProSiebenSat.1 (vgl. BZ vom 6. August) gab vor allem der erholte TV-Werbemarkt einen Schub. Die Umsätze der Fernsehreklame nahmen um nahezu zwei Drittel auf 726 Mill. Euro zu und lagen damit auf dem Niveau des zweiten Quartals 2019. Der Erlös im Streaming-Geschäft (TV Now und Videoland) stieg im ersten Halbjahr um gut ein Drittel auf 107 Mill. Euro.

Für das gesamte Jahr erwartet RTL nun einen Umsatz von 6,5 (bisher: 6,2) Mrd. Euro und ein bereinigtes Ebita von 1,05 (0,98) Mrd. Euro. Für die Streaming-Dienste ist nach wie vor ein Anlaufverlust von 150 Mill. Euro einkalkuliert.

RTL Group
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20212020
Umsatz3 0142 652
Bereinigtes Ebita483258
 RTL Deutschland201174
  M615185
 Fremantle 6123
Bereinigte Ebita-Marge (%)16,09,7
Überschuss929156
  für RTL-Aktionäre86394
Operativer Cash-flow214336
Nettofinanzposition173–181
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