Rüstungselektronik

Rückenwind für Hensoldt

Hensoldt hat auch im zweiten Quartal mit voller Kraft produziert. Der Hersteller von Rüstungselektronik erwartet schon im nächsten Jahr Aufträge aus dem Sondervermögen von 100 Mrd. Euro.

Rückenwind für Hensoldt

mic München

Hensoldt ist dank eines starken operativen Geschäfts schon im zweiten Quartal der Sprung in die Gewinnzone gelungen. Es wurde ein Nettoergebnis von 1 Mill. Euro erzielt, so dass im Halbjahr noch ein Verlust von 16 Mill. Euro zu Buche steht (siehe Tabelle), wie der Rüstungselektronik-Hersteller mitteilte. Das vierte Quartal ist traditionell bei Hensoldt am stärksten, es sorgt für den Großteil des Nettogewinns.

Der operative Gewinn auf Ebit-Ebene war mit 2 Mill. Euro auch im Halbjahr positiv. Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr um 40,3% auf 682 Mill. Euro, von April bis Ende Juni verstärkte sich die Dynamik nochmals. Das bereinigte Ebitda, die zentrale Hensoldt-Zielgröße, erhöhte sich um 37,7% auf 61 Mill. Euro.

Vorstandschef Thomas Müller verwies auf die unverändert hohe Dynamik: „Das erste Halbjahr unterstreicht, dass Hensoldt den vor unserer Industrie liegenden Kraftakt aus einer Position der Stärke heraus angeht.“ Mit der parlamentarischen Verabschiedung des Sondervermögens von 100 Mrd. Euro und des erhöhten Verteidigungshaushalts für 2023 sei eine wichtige Grundlage gelegt, die Bundeswehr zu einer zukunftsorientierten Armee zu ertüchtigen: „Entsprechende Ausschreibungen laufen aktuell an.“

Müller und der seit Anfang Juli amtierende Finanzvorstand Christian Ladurner zählten im Gespräch mit Analysten 27 denkbare Sondervermögen-Projekte auf, an denen Hensoldt beteiligt wäre. Die entsprechenden Aufträge seien vor allem in den Jahren 2023 und 2024 zu erwarten, erklärten die Manager. Zugleich präzisierte Hensoldt die Prognose für das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz im laufenden Jahr auf zwischen 1,1 und 1,2. Bisher waren nur mehr als 1,0 avisiert worden. Im ersten Halbjahr landete es bei 1,4.

Müller warb entschieden für eine vertiefte europäische Kooperation: „Einen Rückfall in einzelstaatliche Alleingänge darf es nicht geben.“ Daher intensiviere man die Zusammenarbeit mit dem Großaktionär und italienischen Anbieter Leonardo. Zudem hat Hensoldt im April mit Diehl Defence eine Vertiefung der bestehenden Kooperation auf dem Gebiet der bodengebundenen Luftverteidigung vereinbart.

Obwohl sonstige Zielgrößen im ersten Halbjahr ebenfalls übertroffen wurden, änderte der Vorstand seine Prognose 2022 nicht. Der Umsatz soll um rund 15% auf etwa 1,7 Mrd. Euro wachsen, das bereinigtes Ebitda wird demnach um 9 bis 15% auf 285 bis 300 Mill. Euro steigen.

Dass der bereinigte Free Cashflow vor Steuern und Zinsen im Halbjahr mit −157 Mill. Euro noch wesentlich schlechter als im Vorjahr ausfiel, spiegelt Hensoldt zufolge neben der Saisonalität insbesondere die Umsetzung von Großprojekten und einen damit verbundenen Aufbau von Betriebsvermögen wider.

Hensoldt
Konzernzahlen nach IFRS

  1. Halbjahr

in Mill. Euro

2022

2021

Auftragseingang9482112

Umsatz

682486
Ebitda *6144
 in % vom Umsatz*8,99,1
Nettoergebnis−16−28
Freier Cashflow *−57−157
*) bereinigt, unter anderem um das Geschäfts-volumen mit geringem WertschöpfungsanteilBörsen-Zeitung
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