Rüstungsmesse Eurosatory vor Rekord-Ausgabe
Verteidigungsindustrie
Rüstungsmesse vor Rekord-Ausgabe
Eurosatory profitiert von steigenden Rüstungsbudgets – Interesse an Drohnen und Raketen
cru /jh / wü Frankfurt / Paris
Eurosatory profitiert von steigenden Verteidigungsausgaben. Die alle zwei Jahre in Villepinte nördlich von Paris stattfindende Rüstungsmesse steht mit mehr als 2.000 Ausstellern aus 61 Ländern vor neuen Rekorden, auch wenn die Teilnahme von 71 israelischen Firmen wie Elbit und Rafael auf Wunsch der französischen Regierung abgesagt wurde. Mehr als 60.000 Fachbesucher haben sich für das Branchentreffen angemeldet, doppelt so viele wie beim letzten Mal 2022, als die Messe noch im Schatten von Omikron stand.
Auf der Fachmesse sei klar zu erkennen, dass sich die Entwicklungs- und Beschaffungsvorhaben der Streitkräfte deutlich beschleunigten, berichtet ein Sprecher des Sensortechnologieherstellers Hensoldt. Es herrsche eine große Dynamik in der Verteidigungsbranche. Verträge würden auf Messen allerdings nur selten abgeschlossen, da die Projekte eine längere Vorlaufzeit hätten.
Rüstungsausgaben steigen weiter
2022 habe sich die Branche kurz nach der Invasion der Ukraine durch Russland während Eurosatory noch in einer Art Schockstarre befunden, sagt General Charles Beaudouin. Er leitet beim französischen Verband der Rüstungsindustrie Gicat den Eurosatory-Veranstalter Coges. Für die Branche sei es damals zunächst darum gegangen, die Produktion nach der durch Covid erzwungenen Zwangspause wieder aufnehmen zu können. „Dieses Jahr stellen die Vertreter der Industrie konkrete Lösungen aus.“
Denn seit 2022 haben sich die Vorzeichen geändert. Ein Ende des Ukraine-Krieges ist nicht abzusehen, und mit dem Israel-Hamas-Krieg ist ein weiterer Konflikt vor den Toren Europas dazugekommen. Ein möglicher Wahlsieg von Donald Trump in den USA erhöht den Druck auf die europäischen Nato-Mitglieder.
Die weltweiten Rüstungsausgaben haben sich nach Angaben des Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) bereits voriges Jahr um 6,8% auf 2.443 Mrd. Dollar erhöht. Die 31 Nato-Staaten gaben 1.341 Mrd. Dollar aus, was 55% der globalen Rüstungsausgaben entsprach. Experten schätzen, dass die Verteidigungsausgaben weiter zulegen, im Schnitt um 4% jährlich in diesem Jahrzehnt. Die Nachfrage sei enorm, vor allem für die neue Art der Kriegsführung, berichten die Eurosatory-Veranstalter. Weniger für Panzer, sondern eher für Drohnen und Boden-Luft-Abwehrraketen.
Neue Bestellungen in Sicht
Wofür die Ukraine den jetzt in Aussicht gestellten Kredit verwenden werde, stehe noch nicht fest, erklärt Hensoldt. Gespräche über die Lieferung weiterer Einheiten eines bestimmten Radars vom Typ TRML-4D liefen schon seit einiger Zeit. Sechs Stück hatte die Ukraine vor kurzem bestellt.
Zusätzliches Geld für das von Russland angegriffene Land eröffne Spielraum für mehr Bestellungen als die bisher mehr als 20 Einheiten, sagt ein Sprecher. Davon habe Hensoldt inzwischen eine zweistellige Zahl geliefert. Das Unternehmen aus Taufkirchen bei München hat mittlerweile die Kapazitäten für dieses Radarsystem von drei Einheiten auf jeweils 15 in diesem und im kommenden Jahr erhöht.