RWE gibt beim Kapazitätsausbau Gas
ab Düsseldorf
Mit einem riesigen Investitionsprogramm will RWE die Chancen der Energiewende nutzen. Bis 2030 will der Stromerzeuger 50 Mrd. Euro brutto in den Ausbau der Erzeugungskapazitäten stecken, wie die Essener auf dem Kapitalmarkttag ankündigten. Statt wie bislang jährlich 1,5 Gigawatt (GW) zuzubauen, sollen es künftig im Schnitt 2,5 GW sein. Entsprechend soll die grüne Erzeugungskapazität bis zum Ende der Dekade auf 50 GW verdoppelt werden. Dadurch soll das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) im Kerngeschäft im Schnitt jährlich um 9 % wachsen und 2030 bei 5 Mrd. Euro landen. 10 bis 15 Mrd. Euro des Budgets sollen in Deutschland investiert werden.
Ergebnisrückgang 2023
Auf dem Weg in die grüne Zukunft, die sich aus Offshore- und Onshore-Wind, Solar, Speichern, Backup-Kapazitäten und Wasserstoff zusammensetzt, gilt es ergebnisseitig jedoch auch eine Durststrecke zu überwinden. Denn wenngleich die Ergebnisse aus den Erneuerbaren Jahr für Jahr steigen sollen, werden die Ergebnisbeiträge aus Atom- und Kohlestrom bis 2023 deutlich abnehmen. Mittelfristig wird hier nur noch mit einem Beitrag zum bereinigten Ebitda von etwa 100 Mill. Euro gerechnet. Entsprechend kalkuliert RWE für 2023 mit dem Rückgang des bereinigten Nettoergebnisses auf 0,7 bis 1,1 Mrd. Euro nach 1,1 bis 1,4 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2022.
Für die Aktionäre soll das allerdings keine negativen Folgen haben, gilt die Ausschüttung von 0,90 Euro je Aktie, die bekanntermaßen für den noch laufenden Turnus vorgesehen ist, doch auch als Untergrenze für die kommenden Jahre. Langfristig sollen 50 bis 60 % des bereinigten Nettoergebnisses ausgekehrt werden.
Die Investitionen – netto geht es um 30 Mrd. Euro – sollen aus dem operativen Cash-flow und über den Fremdkapitalmarkt finanziert werden. Hier gesteht sich RWE einen milliardenschweren Spielraum zu, ohne das Rating guter Bonität zu gefährden. Die Verschuldungsobergrenze liegt derzeit beim 3-Fachen des Ebitda und soll nach 2025 angesichts der dann gestärkten Anlagenbasis auf das 3,5-Fache hochgezogen werden können.
Auf die Diskussion über einen schnelleren Ausstieg aus der Kohleverstromung ließ sich RWE-Chef Markus Krebber nicht ein. Das Ausstiegsdatum sei eher eine Resultante, sagte er. Denn um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müssten ausreichend alternative Kapazitäten zur Verfügung stehen. Auch aus diesem Grund will RWE weiter in Backup-Kapazitäten, also in Gaskraftwerke, investieren. Mit einer installierten Leistung von 14 GW verfüge RWE heute schon über die zweitgrößte Gaskraftwerksflotte in Europa. Hier sollen 2 GW mit einem klaren Dekarbonisierungspfad zugebaut werden. Zudem versprach RWE, für die bestehenden Gaskraftwerke einen Fahrplan zu entwickeln, um sie „grün“ umzurüsten.
Voraussetzung für neue Kraftwerke sei jedoch, dass es eine klare Vereinbarung über die Kapazitätsvergütung gebe. Zudem müsse sichergestellt sein, dass die Backup-Kapazitäten, die später auf den Wasserstoffbetrieb umgestellt werden könnten, in der EU-Taxonomie zu den nachhaltigen Investitionen gezählt werden. RWE selbst rechnet diese Investitionen allerdings nicht zu den nachhaltigen Investitionen.
Doch auch beim Thema Wasserstoff will RWE mitmischen. Bis zum Ende der Dekade sei der Aufbau von 2 GW eigener Elektrolysekapazitäten geplant.