Energieversorger

RWE stoppt Bezug russischer Kohle

Für RWE läuft es operativ wie geschmiert. Allerdings kommen auch erste Folgen des Ukraine-Kriegs im Zahlenwerk an. Auf den Bezugsvertrag für russische Kohle werden 850 Mill. Euro abgeschrieben.

RWE stoppt Bezug russischer Kohle

ab Köln

RWE gerät zunehmend in den Strudel der Sanktionen gegen Russland. Aufgrund des seitens der EU und Großbritanniens verhängten Kohleembargos ist es bereits zu einem Lieferstopp für russische Steinkohle gekommen, wie Finanzchef Michael Müller bei der Vorlage des Zwischenberichts sagte. „In der Folge hat RWE ihren langfristigen Bezugsvertrag für russische Kohle abgeschrieben“, führte der Manager aus. Kostenpunkt: 850 Mill. Euro.

Den Betrag hat RWE im neutralen Ergebnis verbucht, da es sich um einen Sondereffekt durch regulatorischen Eingriff handelt. Da in der Position aber auch aperiodische Effekte – allen voran Ergebniseffekte aus der Bewertung von Derivaten – erfasst werden und sich diese aufgrund der Preisturbulenzen auf 3 Mrd. Euro summierten, lag das neutrale Ergebnis um 1,5 Mrd. Euro über dem Vorjahreswert. Während die Bewertungsgewinne aus Derivaten im Zeitablauf neutralisiert werden, ist die Abschreibung von Dauer.

Zugleich hat RWE damit begonnen, das Risiko aus den bestehenden Gaslieferverträgen mit russischen Lieferanten zu reduzieren. Denn im Falle des Wegfalls von russischem Gas wäre RWE gezwungen, am Markt zu wesentlich ungünstigeren Konditionen für Ersatz zu sorgen, um den Lieferverpflichtungen nachzukommen. Belief sich die Risikoposition Anfang März noch auf 15 Terawattstunden (TWh), seien es mittlerweile weniger als 4 TWh, führte Müller aus. Bislang fließe das russische Erdgas wie vertraglich vereinbart.

Nicht aus dem Fenster lehnen will sich RWE, was die Zahlungsmodalitäten für russisches Erdgas anbelangt. Russland besteht seit 1. April auf der Bezahlung in Rubel. Hierzu stehe RWE „in engem Austausch“ mit Berlin und gehe in Kürze von einer Klärung der Frage aus. Die nächste Gasrechnung sei Ende des Monats fällig, sagte der Finanzchef.

Jenseits der Verwerfungen im Zuge des Ukraine-Kriegs befindet sich RWE aber auf Kurs zu den Jahreszielen, die Müller vollumfänglich bestätigte. Das verwundert insofern nicht, als der Energieversorger mit viel Schwung in das neue Geschäftsjahr gestartet ist. Getrieben von der Ökostromerzeugung gelang in der Zeit von Januar bis März ein Sprung im bereinigten operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) um 65 % auf 1,5 Mrd. Euro – die Erzeugung aus Wind und Sonne schnellte um mehr als ein Fünftel hoch, der Anteil der erneuerbaren Energien an der Erzeugungskapazität erhöhte sich auf 30 %.

Weitere Kreditlinie

Neben den besseren Windverhältnissen und der Inbetriebnahme neuer Windparks spielte dabei auch ein Basiseffekt eine Rolle. Im Vorjahr hatten die Wetterkapriolen in Texas das Ergebnis mit 400 Mill. Euro belastet. Daher drehte das bereinigte Ebitda im Segment Onshore Wind/Solar um 437 Mill. auf 318 Mill. Euro. Das Segment Offshore Wind erzielte ein um mehr als 40 % höheres Ergebnis. Hier machten sich neben dem verbesserten Windaufkommen nach den Angaben die Vollkonsolidierung des britischen Windparks Rampion sowie die ersten Einspeisungen aus dem in Betrieb genommenen Windpark Triton Knoll bemerkbar.

Mit Wasser, Biomasse und Gas wurde ein um fast ein Viertel verbessertes operatives Ergebnis erwirtschaftet. Auch im Energiehandel konnte das gute Vorjahresergebnis um knapp 60 % getoppt werden. Letztlich wurde das operative Ebitda im Kerngeschäft auf 1,3 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Mit Kohle und Kernenergie wurde dagegen spürbar weniger verdient. Hauptursache dafür war die Abschaltung des Kernkraftwerks Gundremmingen Ende vorigen Jahres.

Aufgrund gestiegener Liquiditätsanforderungen bei der Besicherung von Terminkontrakten hat sich RWE  eine dritte Kreditlinie besorgt, die den Finanzierungsspielraum um 3 Mrd. auf 8 Mrd. Euro erhöht. Die Konditionen der Kreditfazilitäten sind an Nachhaltigkeitskriterien gekoppelt. Konkret geht es um den Anteil der erneuerbaren Energien am Erzeugungsportfolio, die CO2-Intensität der Anlagen und den Anteil der taxonomiekonformen Investitionen.

RWE
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20222021
Umsatz7 9434 707
Bereinigtes Ebitda1 460883
 Offshore Wind420297
 Onshore Wind/Solar318– 119
 Wasser/Biomasse/Gas263213
 Energiehandel297189
 Kohle/Kernenergie207328
Bereinigtes Ebit1 098548
Ergebnis vor Steuern2 729627
Nettoergebnis2 166895
Ber. Nettoergebnis735340
Free Cashflow2 134881
Investitionen5621 037
Nettofinanzposition3 287360 *
*) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung
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