Luftfahrt

Ryanair erreicht die Gewinnzone

Der Lufthansa-Rivale Ryanair hat erstmals seit Ausbruch der Pandemie ein Quartal mit schwarzen Zahlen beendet. Für das Ende März ablaufende Geschäftsjahr rechnet das Management aber mit einem Verlust.

Ryanair erreicht die Gewinnzone

hip London

– Ryanair hat es im von der Lockerung der Corona-Reisebeschränkungen geprägten Sommerquartal zurück in die Gewinnzone geschafft – die ersten schwarzen Zahlen seit Ausbruch der Pandemie. Alles in allem entsprachen die Zahlen den Markterwartungen. Allerdings geht das Management, das zuvor noch das Erreichen der Nulllinie im noch bis Ende März laufenden Geschäftsjahr für möglich hielt, nun davon aus, dass an dessen Ende ein Verlust von 100 Mill. bis 200 Mill. Euro unter dem Strich stehen wird.

Die Vorhersehbarkeit des Geschäfts ist sehr begrenzt, weil Kunden immer noch sehr kurz vor dem Abflugdatum buchen. Ryanair setzt deshalb wie schon im Sommer auf Preisanreize, um die Menschen trotz aufwendiger Test- und Dokumentationspflichten wieder ans Fliegen zu gewöhnen. Im Ende September abgelaufenen Halbjahr lag der durchschnittliche Ticketpreis bei gerade einmal 33 Euro und damit um 30 % unter Vorjahresniveau. Der zusätzliche Umsatz mit Leistungen wie Priority Boarding und Sitzplatzreservierungen machte 22,50 Euro pro Passagier aus. Die Aktie notierte nach anfänglichen Kursverlusten am Mittag mit 2,6 % im Plus. „Der für das Geschäftsjahr in Aussicht gestellte Verlust hat den Aktienkurs durcheinandergeschüttelt, bestätigt er doch, dass die Erholung von der Pandemie länger als erwartet dauern könnte“, schrieb der Analyst Nicholas Hyett von Hargreaves Lansdown am Montag.

„Tsunami von Staatshilfen“

Ryanair-Chef Michael O’Leary sparte wie stets nicht mit Kritik an den pandemiebedingten Restriktionen. Das „verwirrende und inkonsistente“ Ampelsystem der britischen Regierung habe das Verbrauchervertrauen untergraben, schimpfte er. „Der Tsunami von Staatshilfen von EU-Regierungen an ihre insolventen Flaggschiff-Fluggesellschaften wird den Wettbewerb in der EU verzerren und ineffiziente Airlines mit hohen Kosten jahrelang über Wasser halten.“ Die Covid-19-Krise habe den Zusammenbruch vieler europäischer Carrier beschleunigt, darunter Flybe, Norwegian, Level und Stobart.

Ryanair sei dagegen eine der wenigen Fluggesellschaften gewesen, die in der Krise wesentliche Flugzeugbestellungen tätigten, Partnerschaften mit Flughäfen ausbauten und die operativen Kosten senkten. O’Leary sieht sein Unternehmen an der Spitze der europäischen Branchenerholung. Sowohl beim Passagieraufkommen als auch beim Schaffen von Arbeitsplätzen will er in den kommenden fünf Jahren „beschleunigtes Wachstum“ liefern. Hatte sich O’Leary bislang ein Ziel von 200 Millionen Passagieren pro Jahr gesetzt, so sind es nun 225 Millionen.

Im Juni nahm das Unternehmen die erste Maschine vom Typ B737-8200 entgegen, die O’Leary für einen „Gamechanger“ hält. Ryanair hat 210 bestellt, bis Sommer 2022 sollen mehr als 65 geliefert worden sein. „Diese Gamechanger werden über das nächste Jahrzehnt hinweg bei den Kosten den Abstand zwischen Ryanair und allen anderen europäischen Airlines ausweiten“, sagte O’Leary.

Corona-Hilfskredit getilgt

Nachdem britische Bürger infolge des EU-Austritts keine Ryanair-Aktien mehr erwerben dürfen, kündigte das Management an, das Listing an der London Stock Exchange auf den Prüfstand zu stellen. Das Handelsvolumen habe im Jahresverlauf deutlich nachgelassen.

Für das abgelaufene Quartal zeigte Ryanair einen den Aktionären zuzurechnenden Gewinn von 225 Mill. Euro. Ein Jahr zuvor hatte an dieser Stelle ein Verlust in ebensolcher Höhe gestanden. Das Unternehmen verfügt über ein „BBB“-Rating von S&P und Fitch und liquide Mittel im Volumen von 4,24 Mrd. Euro. Fast 90 % der B737-Flotte seien nicht beliehen, heißt es in der Pflichtveröffentlichung. Vergangene Woche habe man einen Corona-Hilfskredit der britischen Regierung in Höhe von 600 Mill. Pfund vorzeitig zurückgezahlt. Das Unternehmen fand zudem einen Käufer für seine zehn ältesten Maschinen vom Typ B737 NG.

Ryanair Holdings
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr1    
in Mill. Euro2021/222020/21
Umsatz2 1551 176
Treibstoffkosten713343
Personalkosten303235
Betriebskosten gesamt2 2051 353
Operatives Ergebnis–51–177
Vorsteuerergebnis–100–432
Nettoergebnis–48–411
Operativer Cash-flow1 040–1 158
Liquide Mittel4 1182 952
Nettoverschuldung (Mrd.)1,502,282
1) per 30.9.; 2) per 31.3.2021Börsen-Zeitung