Lieferant macht Probleme

Ryanair hofft nicht länger auf Boeing

Ryanair hat erneut Abstriche bei den Wachstumsplänen machen müssen. Denn der Flugzeuglieferant Boeing hinkt bei den Auslieferungen hinterher. Im kommenden Geschäftsjahr können deshalb wohl vier Millionen Passagiere weniger befördert werden. Auch andere Airlines haben Kapazitätsprobleme.

Ryanair hofft nicht länger auf Boeing

Ryanair hofft nicht länger auf Boeing

Irischer Billigflieger kann nicht so viele Passagiere befördern wie geplant – Lufthansa wartet auf neue Flieger

hip/lis London/Frankfurt

Ryanair hat erneut Abstriche bei den Wachstumsplänen machen müssen. Denn der Flugzeuglieferant Boeing hinkt bei den Auslieferungen hinterher. Im kommenden Geschäftsjahr können deshalb wohl vier Millionen Passagiere weniger befördert werden. Auch andere Airlines haben Kapazitätsprobleme.

Ryanair hat die Hoffnung aufgegeben, dass Boeing bestellte Flugzeuge des Typs B737 schnell liefern wird. Deshalb verabschiedete sich der Lufthansa-Rivale bei der Veröffentlichung der Geschäftszahlen des Ende Dezember abgelaufenen dritten Quartals vom Ziel, im kommenden Geschäftsjahr 210 Millionen Passagiere zu befördern.

Schon im November vergangenen Jahres hatte Ryanair Abstriche machen müssen. Die Produktion des US-Luftfahrtkonzerns wurde im zweiten Halbjahr 2024 von Streiks gelähmt. Zum Jahresende waren erst 172 Maschinen vom Typ B737-8200 „Gamechanger“ Teil der Ryanair-Flotte von insgesamt 609 Flugzeugen. Das Unternehmen setzt auf Boeing. Der Rivale Easyjet fliegt dagegen nur mit Airbus-Maschinen.

Auch Lufthansa leidet

Auch die Lufthansa kämpft wegen fehlender neuer Flugzeuge schon seit geraumer Zeit mit Störungen im Flugbetrieb. Deshalb werde das Angebot in diesem Jahr nicht so stark ausgeweitet wie ursprünglich vorgesehen, hatte Lufthansa-Airlines-CEO Jens Ritter kürzlich in München gesagt. Vor allem in Frankfurt fehlen derzeit „massiv moderne Flugzeuge aufgrund der bekannten Lieferschwierigkeiten von Boeing“, so Ritter. Die deutsche Airline wartet aktuell auf neue Boeing 787 sowie auf die noch immer nicht zugelassene Boeing 777X.

Weitere Konsolidierung

Man hoffe, dass die bei Boeing bestellten, aber bislang nicht ausgelieferten 29 Maschinen vor März 2026 eintreffen werden, teilte Ryanair mit. Für das Geschäftsjahr 2025/2026 rechnet das Management nur noch mit 206 Millionen Passagieren. Das entspräche einem Wachstum von lediglich 3%. Alles in allem wären es 9 Millionen weniger als ursprünglich erwartet.

Im noch bis Ende März laufenden Geschäftsjahr 2024/25 will Ryanair 200 Millionen Menschen befördern. Sowohl bei Airbus als auch bei Boeing hat die Produktion noch nicht wieder das Niveau der Zeit vor der Pandemie erreicht. Während sich der europäische Flugzeugproduzent aber schon fast den Zahlen von 2019 nähert, liegt der US-Rivale noch um gut die Hälfte darunter. „Wir gehen davon aus, dass die Kapazitäten auf der europäischen Kurzstrecke begrenzt bleiben werden“, sagte Ryanair-Chef Michael O’Leary. Viele Airbus-Betreiber seien noch mit der Wartung von Triebwerken von Pratt & Whitney beschäftigt. Den Flugzeugherstellern machten Lieferschwierigkeiten zu schaffen. Und die Konsolidierung der Branche setze sich fort.

Lufthansa übernimmt die italienische ITA Airways. Air France-KLM ist bei der schwedischen SAS eingestiegen. Die portugiesische TAP steht zum Verkauf. Und es gibt noch weitere Faktoren, die sich negativ auf die Kapazitäten auswirken: Neuere Triebwerke haben sich als reparaturanfälliger erwiesen. Es fehlt an Fachkräften und an Ersatzteilen.

300 Millionen Passagiere angestrebt

„Die Kapazitätsbeschränkungen sollten in Verbindung mit unserem wesentlichen Kostenvorteil, unserer starken Bilanz, unseren Bestellungen kostengünstiger Flugzeuge und unserer branchenweit führenden operativen Robustheit über das kommende Jahrzehnt hinweg ein rentables Wachstum auf 300 Millionen Passgiere ermöglichen“, sagte O’Leary.

Ryanair geht davon aus, dass Boeing für den Typ MAX-10 Ende des Jahres die Zertifizierung erhält. Das könnte die vertragsmäßige Lieferung der ersten 15 Maschinen im Frühjahr 2027 ermöglichen. „Wir sehen wesentliche Risiken für diesen Zeitplan“, kommentierten das die Luftfahrtanalysten von Peel Hunt.

Quartal übertrifft Erwartungen

„Obwohl die Nachfrage nach preisgünstigen Urlaubsreisen nicht nachlässt, wurden Ryanair die Flügel gestutzt“, sagte Susannah Streeter, Head of Money & Markets bei Hargreaves Lansdown. „Ryanair kann im Aufwind der Nachfrage nicht wesentlich höher fliegen.“

Die Quartalszahlen lagen allerdings über den Markterwartungen. Ryanair lieferte ein Nettoergebnis von 149 (i.V. 15) Mill. Euro. Analysten hatten im Schnitt lediglich 60 Mill. Euro auf der Rechnung. Für das Gesamtjahr geht das Management nun von einem Nettoergebnis zwischen 1,55 Mrd. und 1,61 Mrd. Euro aus. Am Markt hatte man zuletzt 1,52 Mrd. Euro angesetzt.

O’Leary kündigte an, die knappen Kapazitäten auf Regionen und Flughäfen zu verteilen, die Luftverkehrsabgaben reduzieren und Anreize bieten. Er nannte dabei Italien, Polen und Schweden.

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