Ryanair wagt noch keine Prognose
lis Frankfurt – Europas größte Billigfluggesellschaft Ryanair ist zuversichtlich für das bevorstehende Sommergeschäft, wagt aber angesichts vieler Unsicherheiten keine genaue Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Die Erholung könne bei negativen Nachrichten auch schnell wieder zusammenbrechen, warnte der Chef der Airline-Gruppe, Michael O’Leary, am Montag nach Vorlage der Zahlen für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr 2021/22. Man habe dies bereits mit der Omikron-Variante des Coronavirus und mit der russischen Invasion in die Ukraine erlebt. Die Nachfrage sei „anfällig“ für negative Nachrichten bezüglich des Virus und der Ukraine, was es nahezu unmöglich mache, eine vernünftige oder genaue Gewinnprognose abzugeben. Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten schlecht an. Die Ryanair-Aktie verlor an der Börse in Dublin am Vormittag zeitweise fast 7% und lag am Nachmittag noch mit mehr als 3% im Minus.
Ryanair erwartet einen starken Sommer, da die Reisebeschränkungen aufgehoben seien und dies die Menschen ermutige, wieder zu fliegen. Die Preise dürften in der Hochsaison etwas über dem Niveau von 2019 liegen, auch wenn es im laufenden Quartal Preissenkungen brauche, um die Nachfrage anzukurbeln. Ende März hatte Ryanair-Chef O’Leary noch gesagt, er strebe im Geschäftsjahr 2022/23 einen Gewinn von mindestens 1 Mrd. Euro an, jetzt war nur noch die Rede von schwarzen Zahlen und einem „annehmbaren Gewinn“.
Im vergangenen Geschäftsjahr ist der Nettoverlust von Ryanair von gut 1 Mrd. Euro im Vorjahr auf 241 Mill. Euro geschrumpft. Der Umsatz verdreifachte sich fast auf 4,8 Mrd. Euro bei 97,1 Millionen Passagieren.
Der stark gestiegene Ölpreis bereitet dem Management des Low-Cost-Carriers derzeit noch kein großes Kopfzerbrechen. Man habe über 80% des Bedarfs zu einem Preis „deutlich unter“ dem aktuellen Ölpreis von über 100 Dollar je Barrel (je 159 Liter) abgesichert. Allerdings könnten die Ausgaben für die ungesicherten 20% zu nicht budgetierten Mehrkosten führen, hieß es lediglich. Zudem ist der Spread zwischen Rohölpreis und Flugbenzinpreis in den vergangenen Wochen stark gestiegen, und für diese Zusatzkosten gibt es kaum Möglichkeiten, sich abzusichern. In der Branche ist es daher ein offenes Geheimnis, dass die Ticketpreise steigen werden.
Ryanair betonte, dass im abgelaufenen Jahr die operativen Kosten unterproportional gestiegen sind, nämlich nur um 113% bei um 156% gewachsenen Erlösen. Gründe dafür sind unter anderem niedrigere Kosten an Flughäfen sowie die günstige Treibstoffbilanz der neu in die Flotte gekommenen Flugzeuge. Allerdings sind die Treibstoffausgaben wegen der höheren Ölpreise dennoch um 237% auf 1,83 Mrd. Euro gesprungen. Vorangekommen sind die Iren beim Abbau der Nettoverschuldung, die in der Berichtzeit von knapp 2,3 Mrd. auf 1,45 Mrd. Euro sank. Ziel sei es, die Nettoverschuldung binnen zwei Jahren auf Null zurückzufahren, trotz der geplanten Investitionen in neue Flugzeuge. Der Ryanair-Chef kritisierte in diesem Zusammenhang in einem Interview seinen Hauptlieferanten Boeing scharf. „Boeing braucht einen Neustart im Management.“ Man sei sehr enttäuscht über die vergangenen zwölf Monate mit verspäteten Auslieferungen und habe zudem von den Amerikanern nichts mehr zu der Langversion Boeing 737-Max-10 gehört. Hier waren entsprechende Verhandlungen im September vergangenen Jahres abgebrochen worden.
Ryanair | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021/2022* | 2020/2021* |
Umsatz | 4801 | 1636 |
Operative Kosten | 5141 | 2475 |
Operatives Ergebnis | −340 | –839 |
Ergebnis vor Steuern | −430 | −1109 |
Nettoergebnis | −241 | −1015 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | −0,213 | −0,914 |
Operativer Cashflow | 1941 | −2448 |
Nettoverschuldung | 1450 | 2280 |
Marktkapitalisierung (16.5.2022) | 15270 | |
*) 1. April bis 31. MärzBörsen-Zeitung |