S&P warnt vor sinkender Kreditqualität
ab Düsseldorf – Die sich abschwächende Weltkonjunktur wird ihren Niederschlag künftig auch in den Bonitätsnoten europäischer Firmen finden. Wenngleich nicht mit einer Flut an Herabstufungen zu rechnen sei, dürfte sich die Kreditqualität der Banken und Nichtbanken in Europa im nächsten Jahr verschlechtern, erwarten die Bonitätswächter von Standard & Poor’s (S&P). Besonders gefährdet sei die Autoindustrie, auf die sich die globalen Handelskonflikte am deutlichsten auswirkten.Die Statistik der Ratingaktionen im zweiten Quartal 2019 liefert allerdings noch keinen direkten Hinweis auf die sich verschlechternde Kreditqualität. Im Gegenteil: Die Zahl der Hochstufungen zog im zweiten Quartal 2019 kräftig auf 27 an, nach 16 Upgrades im Vorquartal. Zugleich verringerte sich die Zahl der Herabstufungen auf 25 nach 26 im ersten Quartal 2019. Das sei die geringste Zahl an Herabstufungen in einem zweiten Quartal seit 2014, heißt es.Sorge bereitet den Bonitätswächtern allerdings, dass der Anteil der Firmen, deren Rating mit negativem Ausblick versehen ist oder deren Ratings auf der Beobachtungsliste mit negativer Implikation stehen – im Ratingjargon: “negative bias” -, auf 14,2 (Vorquartal: 13,1) % gewachsen ist und zugleich der Anteil der Firmen mit positivem Ausblick oder Überprüfung auf eine Hochstufung auf 7,9 (9,5) % abgenommen hat. Zusammengenommen lege die Entwicklung nahe, dass es künftig mehr Herab- als Hochstufungen geben werde. Für Panik gebe es jedoch keinen Anlass, seien die Relationen doch noch immer besser als der Durchschnittswert seit 2004. Insofern sei die vor uns liegende Phase vor allem als Rückkehr zur Normalität zu verstehen nach einer der besten Perioden, was die Entwicklung der Kreditqualität anbelangt.Wenngleich die Kreditkonditionen in Europa zuletzt noch günstiger geworden seien, nehme zugleich die Risikoaversion zu. In den Genuss der verbesserten Kreditkonditionen kämen nämlich nur noch Firmen mit besseren Ratings. Das habe zuletzt auch die EZB bestätigt.Die düstersten Aussichten – gemessen am “negative bias” von 33 % – bescheinigt S&P der Luftfahrt- und Rüstungsindustrie. Auf diese Sektoren entfielen in Europa jedoch nur sechs der von S&P bewerteten Emittenten. Zur Sache geht es dagegen in der Automobilindustrie. Hier tragen nach den Angaben mittlerweile 30 % der Ratings einen negativen Ausblick bzw. stehen auf der Beobachtungsliste für eine mögliche Herabstufung. Im zweiten Quartal 2018 waren es erst 8 % der Emittenten gewesen.Gründe hierfür liegen nach den Angaben in den schwachen Absatzzahlen in Europa, der klimafreundlicheren Regulierung, die für die Industrie hohe Investitionen in neue Technologien nach sich zieht, und der wachsenden Konkurrenz aus dem Technologiesektor mit Blick auf das autonome Fahren.