SAP setzt mit Walk Me auf digitale Transformation
SAP legt Offerte für Walk Me vor
Verstärkung im Bereich digitale Transformation – 45 Prozent Prämie auf Schlusskurs
Mit einer Milliardenofferte für die in New York börsennotierte Walk Me will SAP ihre Angebotspalette erweitern. Es ist der zweite Zukauf im Bereich für Unternehmenstransformation binnen weniger Monate.
sar Frankfurt
Das Softwareunternehmen Walk Me mit Hauptsitz in Tel Aviv soll künftig Teil der Walldorfer SAP werden. Wie beide am Mittwoch bekannt gaben, will SAP je Walk-Me-Aktie 14 Dollar zahlen. Das entspricht einem Aufschlag von 45% auf den Schlusskurs der Papiere am 4. Juni und kommt einem Eigenkapitalwert von rund 1,5 Mrd. Dollar gleich. Den Preis will SAP in bar entrichten.
Walk Me ist seit Juni 2021 an der New Yorker Börse notiert, nach der Offerte ging es für die Aktie erwartungsgemäß sprunghaft nach oben. In der Vergangenheit hatten Anleger nicht immer Freude an Walk Me. Am ersten Handelstag fiel die Aktie unter den Ausgabepreis von 31 Dollar, nach einer kurzen Erholung ging es von Mitte September 2021 an deutlich bergab. Seit rund zwei Jahren lief die Walk-Me-Aktie seitwärts und bewegte sich mit geringen Ausschlägen um die 10-Dollar-Marke.
Für das Geschäftsjahr 2023 weist Walk Me einen Gesamtumsatz von 267 Mill. Dollar aus, ein Anstieg von 9% im Vergleich zum Vorjahr. Nach dem Bilanzierungsstandard GAAP endete das Jahr mit einem operativen Verlust von 64,8 Mill. Dollar.
SAP und Walk Me kannten sich bereits
Details zu erwarteten Erlösen oder Synergien wollte SAP am Mittwoch nicht nennen. Rouven Morato, als General Manager und Chief Revenue Officer für SAP Signavio und Leanix zuständig und dann auch für Walk Me verantwortlich, räumte ein, dass Walk Me zuletzt langsamer gewachsen sei als SAP. Er gehe jedoch davon aus, dass das Wachstum durch den Zusammenschluss deutlich anziehen werde, da Walk Me dadurch Zugang zu der breiten SAP-Kundenbasis erhalte.
Auch Walk-Me-CEO Dan Adika geht davon aus, dass die Nutzung des SAP-Ökosystems „erhebliche Wachstumschancen“ bietet.
Walk Me hat sich auf Digital Adoption Platforms (DAPs) spezialisiert. Diese sollen es ermöglichen, Arbeitsabläufe nahtlos über verschiedene Anwendungen hinweg auszuführen. Sie können beispielsweise erkennen, wo in der Anwendungslandschaft eines Unternehmens Reibungsverluste entstehen, oder Nutzer auf mögliche Automatisierungen hinweisen.
SAP hat mit Walk Me schon seit einiger Zeit zusammengearbeitet. Walk Me war ein „Solution Extension Partner“ bei der zum SAP-Portfolio gehörenden Reisekostensoftware Concur. Die dort gesammelten Erfahrungen und positives Kundenfeedback hätten SAP in den Kaufabsichten bestärkt, erklärte Chief Revenue Officer Scott Russell.
Walk Me soll Transformationsangebot stärken
Der Zukauf soll bei SAP dem Bereich „Business Transformation Management“ zugeordnet werden. Zu diesem gehören Angebote wie Signavio, eine Software zur Analyse und Modellierung von Geschäftsprozessen, sowie die Bonner Leanix, deren Produkte Unternehmen zu einem besseren Überblick über die IT-Landschaft verhelfen sollen. Die Übernahme der erst 2012 gegründeten Leanix hatte SAP im vergangenen Jahr verkündet.
CFO Dominik Asam hatte im März im Gespräch mit der Börsen-Zeitung „einen Handlungsspielraum in deutlich zweistelliger Milliardenhöhe“ für M&A-Transaktionen genannt. Zukaufen würde man jedoch „derzeit nur, wo wir echte strategische Optionen sehen“.
Vorstand und Aufsichtsrat der SAP sowie der Walk-Me-Vorstand haben zugestimmt. Nun müssen noch die Walk-Me-Aktionäre und die Behörden grünes Licht geben. Den Abschluss erwartet SAP im 3. Quartal 2024.
Stärken von Walk Me sollen Joule verbessern
Walk Me will im nächsten Schritt einen Copiloten einführen, der mithilfe von KI den jeweils besten folgenden Schritt in Arbeitsabläufen vorschlagen soll. „Die Stärken von Walk Me bei der Einführung neuer Software werden auch den Copiloten Joule von SAP weiter verbessern“, erklärte SAP in einer Mitteilung. Die Walldorfer wollen ihren SAP-Assistenten Joule, der im Herbst zunächst für die Success-Factors-Lösungen eingeführt wurde, sukzessive auf das gesamte Produktportfolio ausrollen. Auf der Kundenmesse Sapphire kündigte SAP in dieser Woche Pläne an, den Leistungsumfang von Joule durch eine Integration in Microsoft Copilot erweitern zu wollen.
SAP arbeitet im Bereich generativer künstlicher Intelligenz mit einer Reihe führender Technologieunternehmen zusammen, darunter Amazon Web Services, Microsoft, Google Cloud, Meta, Mistral AI und Nvidia.
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