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SAPs Cloud-Strategie trägt erste Früchte

Der Softwarekonzern SAP hat im ersten Quartal den stärksten Auftragseingang in der Cloud binnen fünf Jahren verzeichnet und daraufhin den Ausblick angehoben. Die Aktie legte in der Spitze um 5% zu.

SAPs Cloud-Strategie trägt erste Früchte

scd Frankfurt

SAP-Vorstandschef Christian Klein erntet die ersten Früchte der stärker auf Clouddienste fokussierten Strategie von Europas größtem Softwarekonzern. „Wir hatten beim Auftragseingang für das Cloudgeschäft und die Softwarelizenzen das höchste Wachstum seit fünf Jahren und verzeichneten beim Betriebsergebnis (Non-IFRS) und bei der operativen Marge (Non-IFRS) den stärksten Anstieg seit zehn Jahren“, erklärte Finanzvorstand Luka Mucic mit Blick auf das erste Quartal. Der Current Cloud Backlog, in dem die vertraglich zugesicherten Clouderlöse der nächsten zwölf Monate erfasst werden, kletterte um 15% auf 7,63 Mrd. Euro. Währungsbereinigt betrug das Plus sogar 19%.

SAP liege mit ihrer Strategie „genau auf Kurs, robustes Cloudwachstum zu erzielen“, freute sich Klein. Die SAP-Aktie kletterte am Mittwoch in der Spitze zunächst um 5% auf knapp 118 Euro und damit auf den höchsten Stand seit Oktober. Damals war die Aktie abgestürzt, nachdem Klein reduzierte Mittelfristziele und einen stärkeren Fokus auf die Cloud verkündet hatte. Zum Handelsschluss war SAP mit einem Plus von nur noch 1,1% auf 115,98 Euro der viertstärkste Wert im Dax.

Der Walldorfer Konzern hat aufgrund des starken Auftragseingangs die Prognose für den währungsbereinigten Cloudumsatz im laufenden Jahr zumindest am unteren Ende der Spanne um 100 Mill. Euro auf nun 9,2 Mrd. bis 9,5 Mrd. Euro angehoben. Das entspräche einer Wachstumsrate von 14 bis 18% (siehe Grafik). Auch den Ausblick für die Cloud- und Softwareerlöse insgesamt hat SAP entsprechend angepasst auf nun 23,4 Mrd. bis 23,8 Mrd. Euro. Damit werden positive Nachrichten der ersten Monate wie der Gewinn des Internetkonzerns Google als Neukunden für die Buchhaltungssoftware (vgl. BZ vom 6. April) nun mit Zahlen unterlegt.

Anspruchsvoller Vergleich

Im ersten Quartal stiegen die währungsbereinigten Umsätze mit der Cloud noch etwas verhalten um 13% auf 2,15 Mrd. Euro. Allerdings war das Vorjahresquartal auch ein sehr umsatz- und wachstumsstarkes in der Cloud gewesen. Im zweiten Halbjahr, in dem 2020 vor allem mit der Spesenabrechnungssoftware Concur aufgrund der weltweiten Reiseeinschränkungen deutlich weniger Erlöse erzielt wurden, dürfte der Vergleich für SAP etwas angenehmer ausfallen.

Analysten hoben zwar hervor, dass das Wachstum (+7%) der Lizenzerlöse im ersten Quartal positiv überraschte. Allerdings vergleicht sich der Lizenzumsatz mit einem 30-prozentigen Absturz in der Vorjahresperiode, die in diesem Punkt ungewöhnlich schwach gewesen war. Die meisten Analysten schrieben in ihren ersten Reaktionen von einem guten Jahresstart und behielten ihre Kaufempfehlungen bei. Eine Ausnahme war Nord/LB-Analyst Wolfgang Donie, der die Aktie von „Kaufen“ auf „Halten“ herabstufte, dabei aber das Kursziel leicht von 120 auf 122 Euro anhob. Zwar bescheinigte er SAP, im wichtigen Cloudgeschäft Dynamik gezeigt zu haben. Die leichte Anhebung des Ausblicks sei aber eher kosmetisch.

Aufgrund ungünstiger Wechselkursentwicklungen war der Umsatz von SAP in den Monaten Januar bis März 2021 auf Konzernebene um 3% auf 6,35 Mrd. Euro gesunken. Bereinigt nennt SAP einen Anstieg von 2%. Noch deutlicher fällt der Unterschied beim Betriebsergebnis aus. Dieses schrumpfte nach IFRS um gut ein Fünftel auf 960 Mill. Euro, kletterte um Währungs- und andere Sondereffekte bereinigt aber um fast ein Viertel auf 1,74 Mrd. Euro. Die bereinigte operative Marge stieg um 4,9 Prozentpunkte auf 27,4%. Aufgrund der unerwartet positiven Entwicklung in der Cloud entschied sich SAP, die Eckdaten für das Quartal vorab zu veröffentlichen. Den vollständigen Zwischenbericht planen die Walldorfer am 20. April vorzulegen.