Fluggesellschaft

SAS kämpft seit Jahren ums Überleben

Pläne für ein Insolvenzverfahren nach Chapter 11 gab es schon länger, jetzt hat der Pilotenstreik bei SAS den Druck erhöht.

SAS kämpft seit Jahren ums Überleben

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Pläne, die angeschlagene skandinavische Fluggesellschaft SAS in einem Insolvenzverfahren nach US-Recht zu sanieren, hat es schon länger gegeben, der laufende Streik der Piloten hat nun den Handlungsdruck erhöht – das Unternehmen hat Insolvenz nach Chapter 11 beantragt (vgl. BZ vom 6. Juli). Die Entscheidung, ein Insolvenzverfahren in den USA einzuleiten, fiel, weil unter Chapter 11 der Betrieb während der Restrukturierung weiterlaufen kann und die Flotte unter der Kontrolle des Unternehmens bleibt, so SAS. Die Konkursverfahren in den USA stehen auch ausländischen Unternehmen offen, die über Vermögenswerte oder Betriebe im Land verfügen.

„Das Chapter-11-Verfahren gibt uns die rechtlichen Mittel an die Hand, um unsere Umstrukturierung zu beschleunigen, während wir gleichzeitig in der Lage sind, unser Geschäft wie gewohnt weiterzuführen“, sagte CEO Anko van der Werff. Die Liquidität bezifferte SAS zum 30. Juni auf 7,8 Mrd. skr (740 Mill. Dollar). Der Streik wirke sich negativ auf die Liquidität und die Finanzlage aus, und wenn er länger andauere, könnten die Auswirkungen „massiv“ sein, teilte SAS mit. Die Fluggesellschaft befindet sich in „weit fortgeschrittenen“ Gesprächen mit einer Reihe von potenziellen Kreditgebern im Hinblick auf eine zusätzliche Debtor-in-Possession-Finanzierung in Höhe von bis zu 700 Mill. Dollar, um die Geschäftstätigkeit während des gerichtlich überwachten Verfahrens sicherzustellen. Die Debtor-in-Possession-Finanzierung sei eine spezielle Art der Überbrückungsfinanzierung für Unternehmen, die im Rahmen eines Chapter-11-Verfahrens umstrukturiert werden.

Schon vor dem Insolvenzantrag hatte die größte Fluggesellschaft Nordeuropas Gespräche mit ihren Gläubigern geführt, um 20 Mrd. skr (1,9 Mrd. Dollar) an ausstehenden Schulden und Hybridanleihen in Aktien umzuwandeln, während gleichzeitig versucht wurde, zusätzliches Eigenkapital in Höhe von etwa 1 Mrd. Dollar zusammenzubringen. SAS hatte bereits vor der Pande­mie zu kämpfen, die coronabedingte Flug­pause hat die Probleme weiter verschärft. So sind beispielsweise die Personalkosten sehr hoch.

In dem Antrag auf das Insolvenzverfahren führt SAS laut Bloomberg Vermögenswerte im Wert von 10 bis 50 Mrd. Dollar und Verbindlichkeiten zwischen 1 und 10 Mrd. Dollar an. Der Schuldenberg umfasst Hybridanleihen in Höhe von 6 Mrd. skr, die von den Regierungen Dänemarks und Schwedens während der letzten Rettungsaktion im Jahr 2020 gekauft wurden, sowie kommerzielle Hybridanleihen, Leasingverbindlichkeiten, Schweizer-Franken-Anleihen und verschiedene Laufzeitdarlehen.

Dänemark, wie Schweden mit 21,8 % an SAS beteiligt, erklärte sich bereit, seine Beteiligung aufzustocken, während die schwedische Regierung signalisierte, dass sie eine Umwandlung der Schulden in Eigenkapital akzeptieren, sich aber nicht an einer Kapitalerhöhung beteiligen würde. Die norwegische Regierung, einer der Gläubiger und ehemaliger Anteilseigner, erklärte ebenfalls, sie werde sich nicht an einer Kapitalerhöhung beteiligen. Minderheitsaktionär Wallenberg Investments unterstützt die Entscheidung, Konkursschutz zu beantragen, „voll und ganz“ und wies darauf hin, dass die Fluglinie seit Jahrzehnten mit zu hohen Kosten belastet sei.

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