Schaeffler hebt Prognose an
sck München
– Nach einer stärker als erwartet ausgefallenen Erholung von der Corona-Pandemie hat der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler seinen Ausblick zum zweiten Mal in Folge angehoben. Der gewachsene Optimismus von Vorstandschef Klaus Rosenfeld basiert vor allem auf der Dynamik in den beiden kleineren Konzernsparten Automotive Aftermarket (Ersatzteilgeschäft) und Industrial (Industriezulieferung). Der größte Geschäftsbereich Automotive Technologies, der rund 60% des Umsatzes ausmacht, blieb davon ausgenommen. Für das Erstgeschäft mit Automobilen bekräftigte die Konzernführung die im Mai erhöhte Prognose.
Wie die gesamte Branche kämpft das SDax-Mitglied mit Sitz in Herzogenaurach (Franken) nach wie vor mit Engpässen in der Lieferkette aufgrund der knappen Versorgung der Autobauer mit Mikrochips. Zudem steigen Schaeffler zufolge die Kosten für Rohmaterialien und Transport. Das habe wie erwartet das Ergebnis der Sparte belastet. So steigerte Schaeffler das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) in der Kernsparte im zweiten Quartal zwar auf 154 Mill. Euro nach einem Verlust von 235 Mill. Euro im gleichen Vorjahreszeitraum. Der operative Gewinn fiel aber deutlich geringer aus als zum Jahresauftakt. Von Januar bis März erwirtschaftete Automotive Technologies ein Ebit von 238 Mill. Euro.
Auf die Schwäche des größten Geschäftsbereichs reagierten die Anleger nach Vorlage des Zwischenberichts vergrätzt. Die Aktie von Schaeffler büßte zeitweise 2,6% auf 7,02 Euro ein.
Rosenfeld trägt den Risiken Rechnung. „Wir sind zuversichtlich, unsere Ziele für 2021 erreichen zu können, bleiben aber weiter vorsichtig“, ließ er sich in einer Pressemitteilung zitieren. „Angesichts der Unwägbarkeiten im zweiten Halbjahr stehen für den Rest des Jahres Kapital- und Kostendisziplin weiter im Fokus.“ Schaeffler räumte ein, dass nach einem „starken ersten Halbjahr“ Unsicherheiten fortbestehen. Diese seien „schwer einschätzbar“. Die Konzernspitze rechnet wegen besserer Aussichten in der Industrie- und der Ersatzteilsparte mit einem währungsbereinigten konzernweiten Umsatzanstieg von mehr als 11%. Dem Auto-Ersatzteilgeschäft traut das Management eine Ebit-Marge vor Sondereffekten von über 12,5% zu – das ist 1 Prozentpunkt mehr als bisher. Für den Industriebereich erhöhte Schaeffler die Erwartung für die Ebit-Marge ebenfalls um 1 Punkt auf über 10,5%. Für die Kernsparte plant man am Konzernhauptsitz über 6%. Auf Konzernebene peilt der CEO eine Ebit-Marge in einer Spanne von 8 bis 9,5% an. Bislang kalkulierte er mit 7 bis 9%.
Mehr Cash im Visier
Auch beim freien Barmittelzufluss wird Schaeffler zuversichtlicher. Für 2021 stellte das Unternehmen nun 400 Mill. Euro in Aussicht. Das sind 100 Mill. Euro mehr als zuvor avisiert. Als Kennziffer dafür verwendet Schaeffler den freien Cash-flow vor Ein- und Auszahlungen für Fusionen und Übernahmen.
In den ersten sechs Monaten steigerte der Konzern den Umsatz um 26% auf 7 Mrd. Euro. Währungsbereinigt lag das Plus bei 27%. Aufgrund des Erlöszuwachses erwirtschaftete die Gruppe ein Ebit (berichtet) von 743 Mill. Euro. Ein Jahr zuvor machte Schaeffler operativ 234 Mill. Euro Miese. Vor Sondereffekten verzeichnete der Konzern ein Ebit von 722 (i.V. 54) Mill. Euro. Das entsprach einer Marge von 10,3 (1)%.
Schaeffler | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 7014 | 5572 |
Ebit | 743 | – 234 |
in % vom Umsatz | 10,6 | – 4,2 |
Finanzergebnis | – 49 | – 90 |
Ergebnis vor Steuern | 674 | – 338 |
Nettoergebnis | 470 | – 360 |
Cash-flow | 548 | 197 |
Investitionen | 268 | 300 |
Nettofinanzschulden * | 2228 | 2312 |
*) 2020 per 31.12.Börsen-Zeitung |