Schaulaufen der Finanzinvestoren
cru Frankfurt
Stars und Sternchen unter den globalen Finanzinvestoren reisen in diesen Tagen nach Berlin. Die Herren und Herrinnen des Geldes und der Schulden versammeln sich von Dienstag bis Freitag auf der Konferenz „Superreturn“ im Interconti-Hotel zum Netzwerken – endlich nicht mehr virtuell, sondern ganz real. Zu den prominentesten Teilnehmern zählt der 72 Jahre alte Carlyle-Gründer David Rubenstein, der als Urgestein der Branche dafür bekannt ist, dass er einen großen Teil seines Milliardenvermögens für wohltätige Zwecke gespendet hat.
Die Eröffnungsrede am Mittwoch (10. November) hält Joe Osnoss, Managing Partner bei Silver Lake, zur Frage „Gradualism or Punctuated Equilibrium? The pandemic’s impact on the evolution of technology, the economy and investing“. Auswirkungen der Pandemie musste auch Osnoss verschmerzen: In Deutschland ist Silver Lake am Fernbusbetreiber Flixbus beteiligt, der durch die Reisebeschränkungen in der Expansion zurück geworfen wurde.
Aber auch jüngere Private-Equity-Managerinnen aus Deutschland wie Zoé Fabian, Managing Director von Eurazeo, oder Dörte Höppner von Riverside Europe, die mehr Frauen für die zu 90% von Männern dominierte Branche gewinnen will, werden das Bild der Superreturn prägen. In Berlin diskutiert beispielsweise Höppner auf dem Podium zum Thema „Spotlight on regulation“.
Getragen wird das alljährliche Schaulaufen, das in diesem Jahr auf 2000 Teilnehmer begrenzt wurde, vom Selbstbewusstsein einer Vermögensverwalterbranche mit meist überdurchschnittlichen Anlageergebnissen, unaufhörlich steigenden Unternehmensbewertungen und rasantem Wachstum. Die Aktienkurse von Blackstone, KKR, Carlyle und Apollo haben im laufenden Jahr jeweils zwischen 56 und 100% zugelegt. Inzwischen wird laut Morgan Stanley ein Vermögensvolumen von 8 Bill. Dollar in Form von „Private Capital“ abseits der Börsen angelegt.
Mehrmals verschoben
Die Superreturn ist aber auch darüber hinaus ein besonderes Treffen. Denn beim vorigen Mal im Februar 2020 waren viele Teilnehmer aus Übersee aus Angst vor der gerade beginnenden Coronavirus-Pandemie nicht angereist, die sich nun zum ersten Mal wieder persönlich sehen können. Dieses Jahr wurde die Konferenz wegen der Coronakrise mehrmals verschoben – erst auf Juni, dann auf September und schließlich noch einmal auf November.
Auf der Veranstaltung steht unter anderem der wieder einsetzende Erfolg beim Fundraising für neue Unternehmensbeteiligungen im Vordergrund. Das Neugeschäft läuft ungeachtet der Pandemie hervorragend. Carlyle sammelt 27 Mrd. Dollar für den nächsten Buy-out-Fonds, und Blackstone peilt den Rekordwert von 30 Mrd. Dollar an.
Basierend auf dem Ranking PEI 300 von „Private Equity International“, das die Fonds nach dem eingesammelten Kapital in den letzten fünf Jahren ordnet, steht gegenüber dem Vorjahr unverändert Blackstone an der Spitze der Rangliste mit einem Fünf-Jahres-Fundraising von 93 Mrd. Dollar. Das waren 13 Mrd. Dollar mehr, als der engste Verfolger KKR an neuen Kapitalzusagen von seinen Investoren aufgebracht hat. Ebenfalls unter die Top 5 gekommen sind Carlyle – in Berlin vertreten durch Gründer Rubenstein – sowie Apollo und CVC, in Deutschland prominent geführt von Ex-Goldman-Sachs-Banker Alexander Dibelius.
Wer auf der 300 Firmen umfassenden PEI-300-Liste landet, hat mindestens 1,55 Mrd. Dollar eingesammelt. Um unter die Top 10 zu kommen, waren es jedoch 37,5 Mrd. Dollar – und damit gleich 17% mehr als im Vorjahr. Der am höchsten in der Rangliste einsortierte Newcomer unter den insgesamt zwei Dutzend Aufsteigern in diesem Jahr ist China Merchants Capital aus Shenzhen auf Platz 27.
Die Superreturn-Konferenz in Berlin gilt mit der Themenpalette, die von der Erholung nach Covid-19 über Spacs, ESG, Portfoliomanagement und Wertschöpfung bis hin zur Kommunikation zwischen Limited Partners und General Partners reicht, als ein Stimmungsbarometer für die Finanzbranche und die Wirtschaft insgesamt. Wenn das stimmt, dann geht es aufwärts: Die noch nicht investierten Kapitalzusagen der Investoren für Private Equity – das sogenannte „dry powder“ – belaufen sich laut Unternehmensberatung Bain inzwischen auf mehr als 2 Bill. Dollar, das entspricht in etwa dem BIP von Italien.
Apollo, Blackstone und ihre Konkurrenten haben allein im vergangenen Quartal 45 Mrd. Dollar an ihre Investoren ausgezahlt, als sie in einem heißen Markt für Fusionen und Übernahmen Rekordgewinne und Rekordwerte beim Verkauf von Unternehmensbeteiligungen meldeten. Steigende Bewertungen haben das rasante Tempo der Branche noch beschleunigt.
Rekord-Exit-Volumen
Den Daten von Pitchbook zufolge erreichten die Exits von Private Equity in den USA bis September einen Rekordwert von 638 Mrd. Dollar. Adressen wie Carlyle Group und KKR geben ihre eingesammelten Mittel zügig aus, während sie sich darauf vorbereiten, mit noch größeren neuen Buy-out-Fonds auf den Markt zu kommen.
Auch die Bedingungen für den Ausstieg aus Unternehmensbeteiligungen sind mit boomenden Börsengängen und billigen Krediten hervorragend. Apollo nutzte dies im vergangenen Quartal aus. Gerade erst meldete das Unternehmen für das dritte Quartal Beteiligungsverkäufe im Wert von 8,8 Mrd. Dollar. Auch Carlyle meldete letzte Woche einen Rekordwert von 14 Mrd. Dollar an Veräußerungen.