Luftfahrt

Schiphol und der Pariser Flughafen beenden Allianz

Die beiden Pariser Flughäfen Roissy – Charles de Gaulle und Orly haben im Juli mit insgesamt 5,1 Millionen Passagieren einen neuen Rekord seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie aufgestellt. Das Passagieraufkommen entspricht damit jedoch noch immer...

Schiphol und der Pariser Flughafen beenden Allianz

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Die beiden Pariser Flughäfen Roissy – Charles de Gaulle und Orly haben im Juli mit insgesamt 5,1 Millionen Passagieren einen neuen Rekord seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie aufgestellt. Das Passagieraufkommen entspricht damit jedoch noch immer lediglich 48% des Niveaus vom Juli des Vorkrisenjahres 2019. Sobald sich der Luftverkehr wieder komplett erholt hat, könnte der französische Staat nach den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2022 auch die eigentlich bereits von Präsident Emmanuel Macron anvisierte Privatisierung des Betreibers der beiden Airports ADP (Aéroports de Paris) angehen.

Bereits jetzt deuten sich wichtige Veränderungen in der Aktionärsstruktur von ADP an. Denn die französische Gruppe und ihr niederländischer Partner Royal Schiphol Group haben beschlossen, ihre vor 13 Jahren besiegelte Allianz am 30. November zu beenden und parallel dazu ihre Überkreuzbeteiligung aufzugeben.

Beide Flughafenbetreiber sind mit jeweils 8% an dem anderen beteiligt. Sie wollen sich innerhalb einer Zeitspanne von 18 Monaten bis zum 30. Mai 2023 auf geordnete Weise von diesen Beteiligungen trennen. „Wir haben gemeinsam mit Schiphol beschlossen, unsere Überkreuzbeteiligungen zu entflechten“, hatte ADP-Chef Augustin de Romanet bei der Vorstellung der Halbjahresergebnisse Ende Juli erklärt. Vor einem Jahr hatten die beiden Unternehmen ihre ursprünglich auf zwölf Jahre ausgelegte Allianz noch mal um ein Jahr verlängert.

Ursprünglich hatte ADP den Betreiber der niederländischen Flughäfen Amsterdam-Schiphol, Eindhoven und Rotterdam in sein Kapital eingeladen, um sich gegen den Bau- und Infrastrukturkonzern Vinci zur Wehr zu setzen. Dieser hatte 2008 zunächst eine Beteiligung von 3,3% an ADP erworben und sie dann 2013 auf 8% erhöht.

Vinci wollte sich damit für eine mögliche Privatisierung der Gruppe positionieren. Der Baukonzern betreibt inzwischen weltweit 45 Flughäfen, darunter London Gatwick und Lissabon. 2019 kamen diese auf ein Passagieraufkommen von 254,8 Millionen, während die 24 von ADP rund um den Globus betriebenen Airports auf 234,1 Millionen Passagiere kamen.

Vinci hat im Dezember angekündigt, seinen Sitz im Verwaltungsrat von ADP aufgeben zu wollen, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Damit habe der Konzern auch Druck auf Schiphol ausüben wollen, es ihm gleichzutun, hieß es damals. Gleichzeitig führt der Baukonzern die Beteiligung inzwischen nur noch als finanzielle Beteiligung und nicht mehr als Vermögenswert in seinen Büchern. Das heißt jedoch nicht, dass er sich nicht doch für den Mehrheitsblock des französischen Staates interessieren könnte, sollte ADP doch noch weiter privatisiert werden. Frankreich hält derzeit 50,6% des ADP-Kapitals.