Nach Betrugsvorwürfen

Schließung von Trump-Prüferin gefährdet zahlreiche Börsengänge

Ein Accounting-Skandal hält Amerikas Small-Cap-Markt in Atem. So haben Regulatoren die Prüfungsgesellschaft BF Borgers dichtgemacht, zu deren Kunden auch Donald Trumps Social-Media-Holding zählte.

Schließung von Trump-Prüferin gefährdet zahlreiche Börsengänge

Skandal um Trump-Prüfer gefährdet IPOs

US-Börsenaufsicht wirft Accounting-Firma BF Borgers massiven Betrug vor

xaw New York

Ein Skandal um die bisherige Prüfungsgesellschaft von Donald Trumps Social-Media-Holding sendet eine Schockwelle durch den amerikanischen Small-Cap-Markt. Denn die US-Börsenaufsicht SEC hat der Accounting-Firma BF Borgers und ihrem Eigner Benjamin F. Borgers „massiven Betrug“ vorgeworfen – zwischen 2021 und 2023 habe diese in mehr als 1.500 Fällen „vorsätzlich und systematisch“ gegen US-Prüfungsstandards verstoßen. Zudem habe die Gesellschaft gegenüber ihren Kunden falsche Angaben bezüglich ihrer Compliance mit den Regeln des Public Company Accounting Oversight Board gemacht und Audit-Dokumentationen gefälscht.

Millionenschwere Zivilstrafen

Gurbir S. Grewal, Direktor der Vollstreckungsabteilung der SEC, spricht von einer „Scheinprüffabrik“ und „einem der umfassendsten Versagen eines Gatekeepers an unseren Finanzmärkten“. BF Borgers habe durch die Compliance-Verstöße nicht nur große Risiken für Investoren verursacht, sondern auch das Vertrauen in die Märkte untergraben. Die Accounting-Firma einigte sich mit der Aufsicht auf eine Zivilstrafe über 12 Mill. Dollar, Eigentümer Benjamin Borgers muss darüber hinaus 2 Mill. Dollar zahlen. Als Prüfer dürfen er und sein Unternehmen nicht mehr praktizieren.

Dies hat weitreichende Folgen: Rund 170 börsennotierte Unternehmen, die bisher die Dienste von BF Borgers beanspruchten, müssen sich neue Prüfer suchen. Analysten gehen davon aus, dass viele Berichte für den aktuellen Geschäftszeitraum deshalb verspätet vorliegen werden. Die SEC will deshalb ausnahmsweise die Abgabefristen für betroffene Firmen verlängern, dies aber nicht unbegrenzt.

Suche nach Ersatz

Wie die „Financial Times“ berichtet, haben in der vergangenen Woche bereits mehr als 50 Unternehmen offiziell ihre Verbindung zu BF Borgers gekappt, 14 davon hätten bereits einen Ersatz gefunden. Wie viele der betroffenen Firmen insgesamt schon eine neue Prüfungsgesellschaft beauftragen konnten, lässt sich derzeit nicht feststellen.

Derweil sehen neun Kunden von BF Borgers, die in Kürze ein Börsendebüt planten, nun ihren Gang aufs Parkett gefährdet. Das in Florida ansässige Bergbau-Unternehmen Key Mining hat sein New Yorker IPO nicht wie geplant Anfang Mai abgehalten und will sich nicht zu der Situation äußern. Key Mining und die acht anderen Börsenaspiranten aus der Kundenkartei von BF Borgers wollten bei ihren Debüts insgesamt 150 Mill. Dollar einsammeln, berichtet die „Financial Times“ unter Berufung auf Daten der Research-Firma Renaissance Capital. Accounting-Experten ziehen nun trotz der geringen Größe der Klienten Parallelen zum Zusammenbruch der einstigen Big-Five-Prüfungsgesellschaft Arthur Andersen, die 2002 in den Skandal um den Energiehandelsriesen Enron verwickelt wurde.

Trump Media in Turbulenzen

BF Borgers hatte im laufenden Jahr größere Bekanntheit als Prüferin der Trump Media & Technology Group erlangt. Die Mutter der Mikroblogging-Plattform Truth Social, mit der Ex-US-Präsident Donald Trump nach seinen zeitweisen Sperren auf sozialen Netzwerken wie Twitter ein neues Sprachrohr zu etablieren suchte, ging Ende März per Fusion mit einer Special Purpose Acquisition Company (Spac) an die Börse. Seither ist die Aktie massiven Kursschwankungen ausgesetzt. Trump Media hat nun die in Phoenix ansässige Semple, Marchal & Cooper als unabhängige Prüferin beauftragt.

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