Schott will Pharmageschäft 2023 an die Börse bringen
lis Frankfurt – Der Spezialglashersteller Schott hält einen Börsengang seiner Pharmasparte in diesem Jahr nach wie vor für möglich. Derzeit ruhe der Prozess zwar intern, man beobachte aber, dass sich das Umfeld für Börsengänge langsam verbessere, sagte Schott-Finanzvorstand Jens Schulte bei der Vorlage der Zahlen für das Geschäftsjahr 2020/21 (zum 1. Oktober).
Im Februar und März sollen wieder Gespräche mit Banken stattfinden und wenn es dann irgendwann passt, „gehen wir raus“. Die Pharmasparte war im vergangenen Jahr in eine rechtlich eigenständige Gesellschaft ausgegliedert worden.
Geplant ist, bei einem IPO maximal 30 % des Geschäfts zu verkaufen oder aber einen strategischen Partner für eine Beteiligung zu finden. Dadurch sollen Mittel generiert werden, die dann beispielsweise eingesetzt werden können, um Schott bis 2030 klimaneutral zu machen, erläutert Schulte.
Die Ausgliederung der Pharmasparte hat in der Bilanz für 2021/22 Spuren hinterlassen. Zum einen fielen Sonderkosten im niedrigen zweistelligen Mill.-Euro-Bereich an, außerdem sorgte die Abspaltung für eine steuerliche Belastung. Letzteres war ein Grund dafür, dass sich der Jahresüberschuss trotz um 10 % auf knapp 2,8 Mrd. Euro gestiegener Umsätze von 289 Mill. auf 269 Mill. Euro reduzierte. Schott-Chef Frank Heinricht verwies in diesem Zusammenhang auch auf die allgemeinen Kostensteigerungen, die im vergangenen Geschäftsjahr verkraftet werden mussten, alles in allem ein niedriger dreistelliger Mill.-Euro-Betrag.
Die Energiekosten etwa seien „viel zu hoch, das können wir dauerhaft nicht verkraften“. Belastet hat die Mainzer auch das Russlandgeschäft. Die Produktion in einem Werk für Pharmaverpackungen geht zwar weiter – „denn da hängen Patienten dran“ –, wegen der Unsicherheiten wurde das Werk aber komplett abgeschrieben, ein Wert im unteren zweistelligen Mill.-Euro-Bereich.
So gut wie noch nie
Finanziell sieht CFO Schulte das Unternehmen „so gut aufgestellt wie noch nie in unserer Geschichte“. Schulte verwies auf die Eigenkapitalquote von 51 % im abgelaufenen Zyklus, erstmals ein Wert jenseits der 50 %, unter anderem wegen gesunkener Pensionsverpflichtungen. Der freie Cashflow lag zwar mit 66 Mill. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 172 Mill. Euro, allerdings hat Schott erneut Investitionen in Rekordhöhe (431 Mill. Euro) gestemmt. Mit den 66 Mill. Euro habe man vor diesem Hintergrund besser abgeschnitten als erwartet, so der CFO, zumal wegen der Lieferkettenprobleme höhere Vorräte vorgehalten wurde, was das Working Capital in die Höhe getrieben hat.
Angesichts des andauernden Investitionsprogramms – 2023 sollen 500 Mill. Euro investiert werden – werde der freie Cashflow voraussichtlich auch 2023 und 2024 nicht steigen, „er sollte aber positiv sein“. Auf der Erlösseite will man 2023 auf dem Wachstumspfad bleiben, Zuwächse um 5 bis 8 % werden prognostiziert. Bei den geplanten Investitionen von rund 500 Mill. Euro soll etwa die Hälfte in Deutschland, die andere Hälfte international eingesetzt werden, mit einem Schwerpunkt im Pharmageschäft.