Medizintechnik

Schwaches Gerätegeschäft macht Zeiss Meditec zu schaffen

Die Einführung neuer Produktmodelle bremst den Verkauf der Altgeräte des Medizintechnikkonzerns Carl Zeiss Meditec. Die Folge sind Umsatzeinbußen und schwache Margen. Doch die Aufträge ziehen an.

Schwaches Gerätegeschäft macht Zeiss Meditec zu schaffen

Geräteflaute setzt Zeiss Meditec zu

Übergang auf neue Systeme belastet – Auftragslage erholt sich – CEO Weber: Bodenbildung in China

Der Übergang auf neue Gerätemodelle bremst den Verkauf der Vorgängersysteme des Medizintechnik-Unternehmens Carl Zeiss Meditec. Das schlägt sich in deutlichen Umsatzeinbußen und schwachen Margen nieder. Für Wachstum sorgt allein die Dorc-Akquisition. Eine Belebung zeigt sich bei den Aufträgen.

hek Frankfurt

Umsatzschwäche und weitere Gewinneinbußen prägen beim Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec das Startquartal des Geschäftsjahres 2024/25. Die Umsatzrendite vor Zinsen, Steuern und Goodwillabschreibungen (Ebita-Marge) schrumpfte von 9,7% im Vorjahreszeitraum auf 7,2%. Die Erlöse gaben in vergleichbarer Rechnung um 7,3% nach. Nur dank des Dorc-Kaufs (Dutch Ophthalmic Research Center) erreicht das auf Augenheilkunde und Mikrochirurgie spezialisierte Unternehmen 3,2% Wachstum auf 490,5 Mill. Euro.

Auftragslage erholt sich

Doch es gibt auch Lichtblicke: Bestelleingang und Auftragsbestand ziehen im Vergleich zu den schwachen Vorjahreswerten wieder an und im wichtigsten Markt China macht Vorstandschef Markus Weber eine Bodenbildung aus. Per Saldo reagieren Investoren enttäuscht. Die im MDax vertretene Aktie sackte am Mittwoch im Handelsverlauf 9% ab. Für die Investmentbank Stifel fallen die Zahlen gemischt aus. Laut der US-Bank J.P. Morgan sind die Umsätze besser, aber das operative Ergebnis und der Ertrag je Aktie schwächer als erwartet. Auch die DZ Bank moniert, dass die Profitabilität noch niedriger als gedacht sei. 

„Vernünftige Normalisierung“

Im Mehrjahreskontext zeige der Auftragseingang eine „vernünftige Normalisierung“, sagt Finanzvorstand Felix Wehmer im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Produktbezogen und regional gebe es eine „relativ breite Erholung“. Insbesondere in den USA sei eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Startquartal des Vorjahres zu beobachten. Auch in einigen Märkten in Europa und Asien gehe es aufwärts. Die Schockwellen durch den Einbruch der Nachfrage nach der Corona-Zeit dürften langsam abebben, glaubt CEO Weber.

China nach wie vor interessant

In China kämpft das zum Stiftungskonzern Zeiss gehörende Unternehmen weiterhin mit dem Preisverfall für Intraokularlinsen infolge der Einführung neuer staatlicher Vergabesysteme. Zwar steigen die Verkaufsmengen, gerade von Premiumlinsen, aber es bleiben zweistellige Umsatzeinbußen. „Wir behandeln mehr Augen, aber verdienen pro Auge weniger“, beschreibt Weber die Lage in der Volksrepublik. Immerhin sei keine weitere Verschlechterung zu konstatieren, ergänzt Wehmer. Das China-Geschäft sei nach wie vor interessant, aber es fehle die Dynamik.

Neue Modelle

Neben der hohen Vergleichsbasis im Gerätegeschäft ist auch der Übergang auf neue Modelle bei neurochirurgischen Mikroskopen und refraktiven Lasersystemen für die Umsatzschwäche verantwortlich. In der Übergangsphase würden die Altsysteme nur zurückhaltend nachgefragt, sagt Weber. Von den neuen Produkten verspricht er sich eine Rückkehr zu „solidem organischem Wachstum“. Weber versteht darunter ein Wachstum mindestens mit dem Markt, der im niedrigen einstelligen Prozentbereich zulege. In der Augenheilkunde bringt Carl Zeiss Meditec den Visumax-800-Laser zur Korrektur von Fehlsichtigkeit auf den Markt, der jetzt auch in China zugelassen ist. Und die Auslieferungen des neuen OP-Mikroskops Kinevo 900S sollen im zweiten und dritten Quartal 2024/25 anspringen.

Schwieriges Umfeld

Das operative Ergebnis (Ebita) sank im ersten Geschäftsjahresquartal auf 35,2 Mill. Euro von 46,0 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum. Die Dorc-Integration zeige erste Synergien in den USA und China, berichtet Wehmer. Der Vertrieb ziehe dank der neuen Tochter deutlich mehr Projekte an Land. Mit Blick auf das Gesamtjahr stellt sich Carl Zeiss Meditec auf ein weltweit schwieriges Umfeld ein. Mit einer schnellen Erholung des Investitionsklimas für Geräte sei nicht zu rechnen. Ebita und Ebita-Marge sollen 2024/25 (30. September) stabil bis leicht höher zum Vorjahr ausfallen. Den langfristigen Margenausblick hat Zeiss Meditec im Dezember auf 16 bis 20% des Umsatzes gekappt. Zuvor wurde ein Niveau nachhaltig oberhalb von 20% angestrebt, bezogen auf den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit).

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