Schwere Lkw in Europa auf der Standspur
Schwere Lkw in Europa auf der Standspur
Acea: Markt gibt deutlich nach – Anzeichen für allenfalls leichte Belebung – Branchenverband VDA rechnet mit weiterem Rückgang
jh München
Im vergangenen Jahr sind in Europa gut 8% weniger schwere Lkw neu zugelassen worden. Daimler Truck und Traton hat es hier noch härter getroffen. Die Aussichten sind gemischt, immerhin gibt es Signale für eine leichte Erholung. In den Segmenten Transporter und Busse sind die Neuzulassungen 2024 gestiegen.
In den letzten Monaten 2024 hat sich die Lage auf Europas Markt für schwere Lkw etwas verbessert. Doch an dem deutlichen Rückgang im gesamten Jahr änderte sich nur wenig: Die Neuzulassungen in der Klasse mit mehr als 16 Tonnen Gewicht verringerten sich um 8,1% auf knapp 317.000 Fahrzeuge. In Deutschland sank die Zahl sogar um 12,7% auf etwas mehr als 60.000. Diese Zahlen hat nun der Herstellerverband Acea für die Europäische Union, die Efta und Großbritannien veröffentlicht.
In den ersten neun Monaten war das Minus in der gesamten Region noch 1 Prozentpunkt höher. Für das vierte Quartal ergibt sich ein Rückgang von 4,8%.
Die deutschen Nutzfahrzeugkonzerne Daimler Truck und Traton traf es in Europa sogar noch härter. Daimler Truck gab vor kurzem für die Lkw-Marke Mercedes-Benz einen Absatz von rund 126.500 Fahrzeugen bekannt. Das sind 20% weniger als 2023, obwohl die Marke auch im kräftig wachsenden Markt Brasilien verkauft wird. Für das dritte Quartal hatte der Vorstand von einem Absatzrückgang um knapp die Hälfte in Europa berichtet.
Volvo steigert Bestellungen am Jahresende
Im Werk in Wörth bei Karlsruhe, dem größten von Mercedes-Benz Trucks, hatte es im Herbst zwei Monate lang für einen Teil der Beschäftigten Kurzarbeit gegeben. Zuletzt habe sich die Lage von Mercedes-Benz etwas verbessert, heißt es in der Branche. Der Auftragseingang ziehe leicht an. 2024 verringerte sich der Absatz der gesamten Daimler-Truck-Gruppe um 12% auf rund 460.400 Fahrzeuge.
Von zunehmenden Bestellungen berichtete am Mittwoch auch der schwedische Konkurrent Volvo – vor allem dank einer Ersatznachfrage von Flotten in Osteuropa. Im vierten Quartal stiegen die Auftragseingänge von Volvo in Europa für mittlere und schwere Lkw um stattliche 68% auf knapp 25.000 Fahrzeuge. Im gesamten Jahr erhöhten sie sich um 8% auf rund 83.000. Dagegen verringerten sich die Auslieferungen von Volvo in dieser Kategorie und Region im Schlussabschnitt 2024 um 14%, im gesamten Jahr um 13% auf 87.000 Lkw. Für das Lkw-Segment von Volvo steht ein Rückgang um 11% auf gut 219.000 Einheiten.
Der Schlussspurt von Volvo gab am Mittwoch auch den Aktienkursen der Wettbewerber viel Auftrieb. Daimler Truck und Traton legten bis zum Mittag an der Börse kräftig zu.

Traton, die Nutzfahrzeugholding von Volkswagen, registrierte einen Absatzrückgang um 1% auf 334.200 Lkw und Busse. Die auf Europa konzentrierte Marke MAN Truck & Bus musste einen Abrutschen um 18% hinnehmen. Die schwedische Marke Scania, die vor allem in Europa und Brasilien präsent ist, steigerte den Absatz dagegen um 6% – wohl vor allem dank der Erholung in Südamerika. Traton erklärte das schwache Abschneiden von MAN vor kurzem mit „dem weiterhin schwachen Marktumfeld in Europa und insbesondere in Deutschland“ sowie mit einem Modellwechsel im Jahresverlauf. Zudem hätten im Busgeschäft „höhere regulatorische Anforderungen an die Softwaresysteme der Fahrzeuge“ Verkäufe verzögert.
Mehr Zuversicht für die USA
Für dieses Jahr rechnet der Verband der Automobilindustrie (VDA) für schwere Lkw nicht mit einer Erholung in Europa. Der Rückgang wird sich nach seiner Prognose allenfalls auf 2% abschwächen.
Volvo bleibt sogar trotz der Auftragsbelebung in den vergangenen Monaten bei der Prognose für einen Rückgang des europäischen Marktes um mehr als 7%. Demnach werden sich hier die Neuzulassungen schwerer Lkw auf 290.000 verringern.
Für die USA ist der VDA wesentlich optimistischer: Um 7% soll es auf etwa 260.000 Fahrzeuge aufwärtsgehen nach -10% im vergangenen Jahr. Daimler Truck schnitt nicht ganz so schlecht ab: Der Absatz von Trucks North America sank um 2% auf gut 190.000 Einheiten. Die nordamerikanische Traton-Marke International Motors (ehemals Navistar) steigerte die Zahl der Auslieferungen sogar um 2% auf 90.600 Lkw und Busse.
Busgeschäft kräftig erholt
Zurück nach Europa: Die Transporter (Vans) sind nach den Stückzahlen das mit Abstand größte Segment. Ihre Neuzulassungen nahmen im vergangenen Jahr laut der Statistik von Acea um knapp 7% auf gut 2 Millionen zu. Die Neuzulassungen der Busse stiegen sogar um 14,8% auf rund 45.900. Nach dem Stillstand der Busreisen während der Corona-Pandemie erholt sich das Geschäft kräftig.
Die Neuzulassungen der rein batterieelektrischen Busse stieg um rund 24% auf etwa 9.100. Sie haben damit einen Marktanteil von knapp einem Fünftel – vor allem als Busse im öffentlichen Nahverkehr. Die Zahl der schweren Elektro-Lkw erhöhte sich noch stärker: um 31,5% auf knapp 4.300. Ihr Anteil macht aber gerade einmal 1,4% aus.
Aktualisiert am 29. Januar 2025.