Kohlefasern

SGL Carbon spricht von „fantastischen Zahlen“

Der Vorstandschef des Kohlefaserspezialisten SGL zeigt sich begeistert von den 2021er-Resultaten, aber sein Ausblick kommt an der Börse nicht so gut an.

SGL Carbon spricht von „fantastischen Zahlen“

hek Frankfurt

Gleich zu Beginn der Pressekonferenz kommt der seit Juni 2020 amtierende Vorstandschef Torsten Derr ins Schwärmen. SGL Carbon lege „fantastische Zahlen“ für 2021 vor, sagt er mit Blick auf Um­satz und vor allem Ergebnis. Die Nettofinanzschulden seien deutlich ge­sunken und die Eigenkapitalquote um fast zehn Prozentpunkte auf 27% gestiegen: „Das gibt der Firma eine hervorragende Stabilität.“

Weniger begeistert fiel die Reaktion der Investoren aus. Die im SDax vertretene Aktie, die bereits im vergangenen Herbst in einen Abwärtstrend einschwenkte, gab am Donnerstag 8,8 % nach. Finanzvorstand Thomas Dippold glaubt, dass dafür Unsicherheiten in der Prognose verantwortlich sind.

Der Kohlefaserspezialist stellt für 2022 zwischen 110 Mill. und 130 Mill. Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), bereinigt um Sondereffekte, in Aussicht. Das bleibt hinter dem Vorjahreswert von 140 Mill. Euro zurück. Auch das bereinigte Ebit liegt laut Planung mit 50 Mill. bis 70 Mill. Euro unter dem Vergleichsniveau von 79,7 Mill. Euro, ebenso die Kapitalrendite, die das Management zwischen 5 und 7 % ansiedelt (2021: 8 %), und der freie Cashflow, der deutlich unter Vorjahr erwartet wird. Den Umsatz wollen die Wiesbadener aber halten, nachdem 2021 die Milliardenschwelle geknackt wurde. Zudem bestätigen sie die auf 2025 ausgerichtete Mittelfristplanung.

CEO Derr führt die absehbaren Margeneinbußen im laufenden Jahr zum einen auf die Einstellung der i3-Produktion im Sommer zurück. Dieses E-Auto-Modell von BMW bringe SGL signifikante Umsatzbeiträge zu lukrativen Margen. Die freien Mengen gingen in den Windenergiemarkt. Hier bestehe große Nachfrage, aber dieses Geschäft sei nicht so margenstark. Zum anderen schlagen die stark gestiegenen Energiepreise und Frachtraten durch, wenngleich SGL davon ausgeht, die Mehrkosten zumindest zum Teil weitergeben zu können. Anders als die Hälfte der Industrie, die ohne Absicherung der rasanten Energieverteuerung gegenüberstehe, habe SGL kurzfristig einen Großteil des Energiebedarfs gehedgt. „Die Energieversorgung ist so abgesichert, dass die Produktion das ganze Jahr weiterlaufen kann“, betont Derr. 84% des Gas- und 83 % des Strombedarfs des laufenden Jahres seien eingelocht.

Nach zwei zehrenden Verlustjahren bleibt 2021 unter dem Strich mit 75,4 Mill. Euro wieder ein Gewinn hängen. Die bereinigte Ebitda-Marge kletterte von 10,1 % im Vorjahr auf 13,9 % und der Free Cashflow wurde um knapp 19 % auf 111,5 Mill. Euro angereichert. Für SGL, die über viele Jahre regelmäßig mit Gewinnwarnungen enttäuschte, seien die 2021er-Wer­te „ganz außergewöhnliche Zahlen“, betont Derr.

Für eine Dividende reicht es freilich nicht. Es sei besser für die Aktionäre, das erwirtschaftete Geld für Investitionen zu verwenden, meint Dippold. Auch habe SGL noch eines der schlechtesten Ratings eines börsennotierten Unternehmens in Deutschland (CCC+ bei S&P). Der CFO hofft nun, dass sich die Rating-Einstufung zeitnah verbessert.

SGL Carbon
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz1007919
Bereinigtes Ebitda14093
  in % des Umsatzes13,910,1
Betriebsergebnis110–94
Konzernergebnis75–132
Ergebnis je Aktie (Euro)0,62–1,08
Free Cashflow11294
Eigenkapitalquote (%)27,017,5
Nettofinanzschulden206287
Kapitalrendite (%)8,01,8
Börsen-Zeitung