Shell als LNG-Lieferant angefragt
Bloomberg/dpa-afx Berlin/Moskau
Vertreter der Bundesregierung verhandeln mit einigen der weltweit führenden Flüssigerdgaslieferanten, darunter der Energieriese Shell plc, um russisches Erdgas durch alternative Lieferungen zu ersetzen. Die Regierung, die in diesem Winter mit dem Import von LNG beginnen will, spreche gegenwärtig mit mehreren Unternehmen über langfristige Lieferverträge, heißt es von Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Sie erwäge auch die Unterzeichnung weiterer Verträge mit dem US-Exporteur Venture Global LNG, sagten die Personen, die nicht namentlich genannt werden wollten.
Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundeskanzleramt, erklärte, er habe während eines zweitägigen Energieforums in Sydney Gespräche über mögliche Beschaffungen geführt. Er lehnte es ab, Produzenten namentlich zu nennen. Nachdem die deutschen Pläne für neue LNG-Importterminals beschleunigt wurden, „brauchen wir jetzt die Moleküle“, so Kukies am Mittwoch in einer Rede auf dem Forum.
Deutschland soll innerhalb eines Jahres zu einem Großabnehmer von LNG werden, um die Abhängigkeit des Landes von russischem Brennstoff zu verringern. Die Europäische Union steht unter Druck, alternative Lieferquellen zu finden, da sie befürchtet, dass Moskau als Vergeltung für die westlichen Sanktionen die Brennstofflieferungen weiter drosseln wird.
Deutschland hat bereits einige LNG-Verträge mit anderen Lieferanten abgeschlossen: Venture Global LNG unterzeichnete im vergangenen Monat einen Vertrag mit dem Energieversorger EnBW Energie Baden-Württemberg. Sempra Infrastructure stimmte im Mai einem vorläufigen Vertrag über die Lieferung von LNG an RWE zu.
Russlands Energieriese Gazprom pumpt nach der wartungsbedingten Abschaltung der Ostseepipeline Nord Stream 1 sein Gas weiter über die Ukraine nach Europa. Die für Mittwoch vereinbarte Liefermenge liegt bei 41,3 Mill. Kubikmeter und damit nicht einmal bei der Hälfte des möglichen Umfangs. Das geht aus Mitteilungen des ukrainischen Gasnetzbetreibers und von Gazprom hervor. Der Umfang entsprach dem der vergangenen Tage, obwohl durch die Abschaltung von Nord Stream 1 bis 21. Juli eigentlich größere Mengen durchgeleitet werden könnten. Laut Vertrag möglich sind tägliche Lieferungen von 109,6 Mill. Kubikmetern durch die Ukraine nach Europa. Gazprom bemängelt der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge, dass die Ukraine die Lieferungen nur noch durch eine Leitung erlaube. Durchgelassen werde das Gas nur noch an der Messstation Sudscha.