Siemens Healthineers verspricht Endspurt
mic München
„Siemens Healthineers hat sich in einem ausgesprochen schwierigen Umfeld erneut als sehr widerstandsfähig erwiesen“, erklärte Vorstandsvorsitzender Bernd Montag bei Vorlage der Neunmonatszahlen. Er verwies insbesondere auf das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz für Equipment, das im Quartal bei exzellenten 1,31 gelegen habe. Daher sei man optimistisch für das vierte Quartal, fügte er hinzu. Finanzvorstand Jochen Schmitz präzisierte, Healthineers erwarte ein starkes Ergebnis mit dem traditionell höchsten Umsatzbeitrag aller Quartale. Dies werde unter anderem von einer Normalisierung in China getrieben. Daher bestätigte das Unternehmen in der Summe seinen Ausblick, wenngleich es die Vorhersagen für die einzelnen Sparten veränderte.
Damit verspricht das Management den Investoren einen Endspurt, denn im dritten Quartal wurden die Erwartungen des Kapitalmarktes verfehlt. Zwar wurde ohne Berücksichtigung der Antigen-Schnelltests ein vergleichbares Wachstum von 0,9% erreicht. Inklusive dieser Erlöse schrumpfte aber der Umsatz um 5,7%, so dass nach neun Monaten ein Plus von 5,5% zu Buche steht. Im Gesamtjahr sollen 5,5 bis 7,5% erreicht werden. Der Strahlentherapiespezialist Varian werde im Schlussquartal zur Erlösdynamik einen deutlichen Beitrag leisten, sagte Schmitz. Außerdem habe der Vorstand die Geschäftsjahresprognose für Covid-19-Schnelltests von 1,3 auf 1,5 Mrd. Euro angehoben vor allem wegen hoher Nachfrage in Japan. Damit fließen im Schlussquartal 200 Mill. Euro zusätzlich in die Kasse. In den ersten neun Monaten wurden 1,3 Mrd. Euro erlöst.
Verzögerter Preiseffekt
Das bereinigte unverwässerte Ergebnis pro Aktie wird der Prognose zufolge zwischen 2,25 und 2,35 Euro landen. Um die Mitte dieser Spanne zu treffen, muss Healthineers im vierten Quartal einen Wert von 0,66 Euro liefern. Im Vergleich zum Vorjahresquartal wäre dies ein Plus von 25%.
Die Prognose eines starken Ergebniswachstums begründete Schmitz mit mehreren Effekten: Die höheren Volumina führten zu Skaleneffekten, es sei – sogenannte positive Mixeffekte – ein höherer Anteil margenstarker Produkte zu erwarten, Bonizahlungen schrumpften und es verlangsame sich der Preisverfall. Da sich der übliche Verfall perspektivisch nicht mehr nur durch Produktivitätsgewinne ausgleichen lasse, erhöhe man die Preise. Der Auftragsbestand bestehe zum großen Teil aus Ordern, die zu früheren Konditionen abgeschlossen worden seien, warnte der Vorstand. Es dauere drei bis 18 Monate, bis sich die neue Preisgestaltung im Umsatz und auch im Ergebnis niederschlage. In diesem Anpassungszeitraum gebe es eine vorübergehend etwas gedämpftere Margenentwicklung.
Der Healthineers-Aktienkurs geriet am Donnerstag zeitweise stark unter Druck. Am Vormittag sackte er in der Spitze um 8,5% ab. Er erholte sich überdurchschnittlich zum ebenfalls steigenden Gesamtmarkt und schloss den Xetra-Handel mit einem Rückgang von 1,1% auf 49,08 Euro.
Analysten erwarteten mehr
Mit dem Bewertungsabschlag reagierte der Markt auf die Tatsache, dass der Konzern die Konsensschätzung des Kapitalmarktes verfehlte. Im dritten Quartal sackte das bereinigte Ebit um 19% auf 765 Mill. Euro ab, während die Analysten im Schnitt 805 Mill. Euro erwartet hatten. Die bereinigte Ebit-Marge ging von 18,8 auf 14,7% zurück. „Die Lockdowns in China haben rund einen Monat länger gedauert, als dies Anfang Mai zu erwarten war“, erklärte Montag zur Begründung. Man habe zwar keine Kunden und Aufträge verloren, werde aber manche Umsätze in China erst in den Folgequartalen erzielen. Dies gelte auch für den Erlös weltweit, denn Healthineers benötige für die Herstellung der Systeme auch Komponenten aus dem asiatischen Land. „Gleichzeitig belasteten Kostensteigerungen insbesondere bei Beschaffung und Logistik unser Ergebnis“, fügte Montag hinzu.
Der Rückenwind im vierten Quartal basiert allein auf dem Segment Diagnostics, das unverändert eine Ebit-Marge im niedrigen bis mittleren Zehnerprozentbereich bei einer höheren Umsatzprognose als zuvor erwartet. Die Margenziel für alle drei übrigen Segmente wurden gesenkt. Zusätzlich erwartet das Segment Imaging ein geringeres Umsatzwachstum als bisher gedacht.
Wertberichtigt Seite 6
Siemens Healthineers | ||
Konzernzahlen nach IFRS 1 | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2021/22 | 2020/21 |
Umsatz | 15 714 | 12 833 |
F+E-Kosten | 1 288 | 1 063 |
Vertrieb/Verwaltung | 2 469 | 1 962 |
Operatives Ergebnis2 | 1 941 | 1 808 |
Bildgebung | 1 513 | 1 471 |
Labordiagnostik | 764 | 628 |
Varian | 318 | 98 |
Neuartige Therapien | 152 | 172 |
Konzernposten | −807 | −561 |
Berein. Ebit-Marge 2 (%) | 16,8 | 18,3 |
Gewinn nach Steuern1 419 | 1 280 | |
Freier Cashflow | 1197 | 1 879 |
1) Geschäftsjahr endet am 30. September; 2) bereinigtes Ebit, bereinigt um Personalauf-wendungen und Aufwand aus Kaufpreis-AllokationBörsen-Zeitung |