SMS will die Personalkosten drücken
dwo Düsseldorf
Nach einem von der Pandemie verhagelten Geschäftsjahr mit Millionenverlust sieht sich die SMS Group zu Restrukturierungen gezwungen und dreht an der Kostenschraube. Der weltgrößte metallurgische Anlagenbauer will in Deutschland nachhaltig 100 Mill. Euro Personalkosten einsparen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, wie der Konzern mitteilte. Er reagiert damit auf die im vergangenen Jahr eingebrochenen Geschäfte mit Neuanlagen und anhaltende Unterauslastung aufgrund der Investitionszurückhaltung auf Kundenseite.
Ziel sei es, „so viele Arbeitsplätze wie möglich an allen deutschen Standorten zu behalten“, sagte CEO Burkhard Dahmen anlässlich der Bilanzvorlage in Düsseldorf. Stellenstreichungen seien nicht der einzige Weg: „Wir sind aktuell in Verhandlungen mit der IG Metall über verschiedene Formen der Personalkostenreduzierung.“ Was dabei bislang angedacht ist, wollte Dahmen aber noch nicht sagen.
Harte Corona-Einschläge in der Bilanz hatte die Industriegruppe nach verschobenen Projekten und pandemiebedingten Baustopps im vergangenen Jahr erwartet. Der endgültige Blick auf den Geschäftsturnus 2020 macht nun den Handlungsbedarf deutlich. Der Umsatz sank um 6,5 % auf etwa 2,7 Mrd. Euro. Der Auftragseingang brach um gut 40 % ein, auch der Auftragsbestand schmolz auf rund 3 Mrd. Euro deutlich ab. „Damit ist er nach wie vor auf einem hohen Niveau, lastet uns jedoch nicht mehr voll aus“, sagte SMS-Finanzchef Torsten Heising. Die Konsequenz: Im Zeichen der Profitabilitätssicherung stellte das Düsseldorfer Familienunternehmen Millionen für Restrukturierungen auf dem Heimatmarkt zurück – die das Jahresergebnis zusätzlich zum enttäuschenden operativen Geschäft weiter drückten. Am Ende stand ein Jahresfehlbetrag von 172 Mill. Euro.
Hoffnung stabiler Service
Aktuell verzeichnet SMS noch 15 bis 20 % Kurzarbeit – Ende 2020 waren es rund 30 % – und zwei verwaiste Baustellen bei Kunden. Das Kerngeschäft mit Anlagen für die Stahlindustrie werde sich in den kommenden Jahren stabil entwickeln, aber noch kein Vorkrisenniveau erreichen. Trotz wieder deutlich vollerer Auftragsbücher im ersten Halbjahr erwarten die Düsseldorfer 2021 einen Umsatz auf Vorjahresniveau. Wachstumshoffnung setzen sie weiterhin in ihr margenstarkes und vergleichsweise stabiles Servicegeschäft sowie in Lösungen zur Dekarbonisierung. In beiden Bereichen bleibt auch akquisitorisches Wachstum eine Option. Beispiele hierfür waren zuletzt die Komplettübernahme der Luxemburger Stahlanlagen-Tochter Paul Wurth im April und die Übernahme brasilianischer Spezialisten für digitales Energiemanagement im vergangenen Sommer.
SMS Group | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Auftragseingang | 1 885 | 3 154 |
Auftragsbestand* | 3 028 | 3 850 |
Umsatz | 2 745 | 2 935 |
Cash-flow | 106 | 68 |
Ebit | – 172 | 52 |
Konzernergebnis | – 172 | 10 |
Mitarbeiterzahl | 14 258 | 13 793 |
*) zum 31.12.Börsen-Zeitung |