Großinvestor aus Japan

Softbank verbucht Rekordverlust

Die scharfe Bewertungskorrektur bei Technologiewerten im Zuge der Zinswende hat Softbank einen gigantischen Verlust von umgerechnet 23 Mrd. Euro eingebrockt. Der japanische Technologieinvestor, dem auch 4,5% an der Telekom gehören, stößt daraufhin Beteiligungen ab.

Softbank verbucht Rekordverlust

hei/Reuters Tokio – Die Krise der Technologieaktien mit einem Einbruch der Bewertungen hat dem japanischen Großinvestor Softbank den größten Quartalsverlust in der fast 40-jährigen Firmengeschichte eingebrockt. Von April bis Juni sei ein Fehlbetrag von 3,16 Bill. Yen (23 Mrd. Euro) angefallen, teilte der Konzern mit. Im Vorjahreszeitraum stand noch ein Gewinn von rund 5,5 Mrd. Euro in der Bilanz. „Die Welt befindet sich in großer Unordnung“, sagte Firmengründer Masayoshi Son. Zugleich machte er eine eigene Mitschuld an der Talfahrt aus und erklärte, Softbank habe in zu viele Unternehmen investiert. Die Bewertungen seien in einer Blase gewesen.

Der in Tokio ansässige Investor ist über seine zwei die Geschäftsaktivitäten dominierenden Vision Funds an unzähligen Unternehmen rund um den Globus beteiligt, darunter der Fahrdienstvermittler Didi, der On­linehändler Coupang, Uber-Konkurrent Grab und der chinesische Technologieriese Alibaba. Nach Milliardengewinnen vor einem Jahr in­folge zahlreicher gewinnträchtiger Börsengänge setzen Technologieinvestoren wie Softbank und Tiger Global nun die höhere Inflation, politische Unsicherheiten und Konjunkturschwäche zu. Die beiden Vision Funds kamen in den abgelaufenen drei Monaten auf ein Minus von mehr als 21 Mrd. Euro. Das lag auch an der Talfahrt des auf künstliche Intelligenz spezialisierten Start-ups Sensetime und der Roboterfirma Autostore.

Tafelsilber im Verkauf

Son hat informierten Kreisen zufolge bereits einen Teil seines bisher lukrativsten Investments überhaupt, der Alibaba Group, über vorausbezahlte Terminkontrakte zu Geld gemacht. Der Wert von Softbanks 32-Prozent-Beteiligung an dem chinesischen Technologieriesen war zeitweilig auf über 100 Mrd. Dollar gestiegen. Es stand im Oktober 2020 für rund 60% der Aktiva des Vision Funds, bevor der Wert Ende März dieses Jahres auf nur noch 23% abschmolz. Auch andere Beteiligungen, darunter einen Anteil am Fahrdienstvermittler Uber sowie an dere Immobilienplattform Opendoor, hat Softbank für mehr als 5 Mrd. Dollar zu Geld gemacht.

Son hat bereits angekündigt, künftig selektiver zu investieren und mehr Geld vorzuhalten. Zugleich schließt er Entlassungen nicht mehr aus. Es gebe keine „heiligen Orte“ mehr. Um Investoren bei der Stange zu halten, hat er ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von bis zu 2,9 Mrd. Euro aufgelegt. Bei den durch den Vision Fund privat finanzierten Start-ups, zu denen der Lieferdienst Blinkit sowie die Reiseplattformen Oyo und Get Your Guide gehören, hat Son eine Abwertung in Höhe von mehr als 8 Mrd. Dollar vorgenommen. Experten gehen allerdings davon aus, dass diese noch nicht die aktuelle Tech-Schwäche widerspiegeln.

Zugleich gehört Softbank zu den am höchsten verschuldeten Unternehmen in Japan und blickt nun auch noch steigenden Zinsen ins Auge. Eine Beteiligung von 4,5% an der Deutschen Telekom, die Softbank zu einem Gegenwert von 20 Euro je T-Aktie erworben hatte, hat der japanische Konzern bereits beliehen. Weitere Mittel sind noch aus dem sukzessiven Rückzug bei T-Mo­bile US zu erwarten, bei der die Telekom die Mehrheit anstrebt und mit Softbank bereits Kaufvereinbarungen ge­schlossen hat.

Arm-IPO in der Schwebe

Für einen echten Befreiungsschlag setzt Son allerdings auf einen Börsengang des britischen Chipdesigners Arm. Dessen Verkauf in einem milliardenschweren Deal aus Cash und Aktien an den US-Technologieriesen Nvidia war am globalen Widerstand der Wettbewerbsbehörden und zahlreicher Branchenunternehmen gescheitert. Auch intervenierte die britische Regierung gegen ein IPO von Arm an der Nasdaq. Arm stammt aus dem IT-Ökosystem rund um die Universität Cambridge und gilt als Ikone der britischen Wirtschaft. Son hatte ursprünglich einem IPO an der Nasdaq den Vorzug gegeben, weil er dort auf eine höhere Bewertung hoffte. Im bisherigen Jahresverlauf ist der Nasdaq um rund ein Fünftel gefallen. Börsengänge liegen weltweit nahezu ganz auf Eis.

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