Private Equity

Softwarefirma Collaboration Factory wird an US-Wachstumsinvestor verkauft

Private Equity saugt immer mehr deutsche Softwarefirmen auf: Jetzt übernimmt der US-Finanzinvestor Lebvel Equity die Mehrheit bei der Münchener Softwarefirma Collaboration Factory von den Gründern.

Softwarefirma Collaboration Factory wird an US-Wachstumsinvestor verkauft

Collaboration Factory in die USA verkauft

Gründer geben Mehrheitsanteil an Wachstumsinvestor Level Equity

cru Frankfurt

Die Softwarefirma Collaboration Factory AG bekommt neue Eigentümer. Gründer und Management des Münchener Unternehmens verkaufen den Mehrheitsanteil an den US-Wachstumsinvestor Level Equity aus New York verkauft. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Den Deal hatte die Investmentboutique Bryan Garnier, die gerade vom größeren Konkurrenten Stifel geschluckt wurde, Ende 2024 eingefädelt.

Die Firma ist nicht sehr groß, eher ein Hidden Champion in ihrem Bereich der Software für komplexes Projekt- und Prozessmanagement. Dafür wächst Collaboration Factory rasant und jagt vielen größeren Mitbewerbern die Blue-Chip-Kunden ab - darunter nach eigenen Angaben alle deutsche Autohersteller. Der Grund: Die Firma einen neuartigen Ansatz für die Entwicklung der Software unter direkter Einbeziehung der Nutzer - das sogenannte Citizen Development ist ein Markt, dessen Volumen bis 2027 nach Schätzung von Bryan Barnier auf fast 10 Mrd. Euro steigen wird.

2014 von Rupert Stuffer gegründet

Das 2014 von Projektmanagement-Pionier Rupert Stuffer gegründete Unternehmen ist weitgehend ohne Wagniskapitalgeber und organisch gewachsen. Unterstützt wurde es dabei bisher lediglich von einem Family Office, der Retis Holding der Familie Schatt (Schattdekor). Deren Engagement als Wagniskapitalgeber dürfte sich laut Finanzkreisen gelohnt haben, denn der Verkaufsprozess sei „sehr kompetitiv“ gewesen. Und SaaS Firmen würden immer noch recht gut bewertet, hieß es weiter.

Die Collaboration Factory beschäftigt rund 170 Mitarbeiter an den drei deutschen Standorten in München, Hannover und Ludwigsburg und hat 2024 mehr als 20 Mill. Euro Umsatz erzielt. Die wiederkehrenden Umsätze (recurring revenues) sind in den vergangenen Jahren um mehr als 40% jährlich gestiegen.

Private Equity saugt Software auf

Offenbar steht der Deal für einen sich verstärkenden Trend: 2024 gingen laut Investmentboutique Bryan Garnier insgesamt mehr als ein Drittel aller Transaktionen im europäischen Software-Bereich auf das Konto von Private-Equity-Fonds aus den USA, von denen sich einige - so auch in diesem Fall - gezielt auf kleinere, Gründer-geführte Tech-Unternehmen konzentrieren und damit erfolgreich sind.

„Diese Transaktion beweist erneut, dass es in Europa einige bemerkenswerte Software-Unternehmen gibt, die sehr attraktiv für internationale Investoren sind,“ erklärt Falk Müller-Veerse, deutscher Partner von Bryan, Garnier, der den Deal begleitet hat.

Einhörner im Portfolio

Zum Portfolio von Level Equity gehören unter anderem die amerikanischen „Unicorns“ Clari und Onit, und das Berliner Start-up Uberall. Für den kürzlich aufgelegten sechsten Flaggschiff-Fonds mit 850 Mill. Euro Zielvolumen hat der New Yorker Investor Branchenexperten zufolge binnen weniger als vier Wochen bereits Zusagen über 126 Mill. Dollar erhalten. „Mehrere Private-Equity-Firmen, die sich auf kleine, von Gründern geführte Technologieunternehmen konzentrieren, haben kürzlich überzeichnete Fonds geschlossen, was ein Zeichen für den anhaltenden Appetit der Investoren auf dieses Marktsegment ist,“ erklärt Müller-Veerse.

Im Jahr 2024 ging die Zahl der Übernahmen europäischer Softwareanbieter durch strategische Investoren im zweiten Jahr in Folge zurück. So gab es 339 Transaktionen (minus 8%), im Jahr 2023 betrug das Minus im Vorjahresvergleich sogar 22%. Indes stieg laut Bryan Garnier der Anteil der Zukäufe durch Private Equity im Jahr 2024 nach einem ebenfalls schwachen Vorjahr um 4% auf 434 Transaktionen. Vor allem US-Finanzinvestoren wurden in Europa fündig: Im Vergleich zu 2023 stieg die Zahl ihrer Transaktionen um rund 24% auf insgesamt 146. Damit gingen 2024 insgesamt mehr als ein Drittel aller Transaktionen im europäischen Softwarebereich auf das Konto von US-Finanzinvestoren.

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