Sony rechnet mit Bremsspuren
mf Tokio
Nach der Verdoppelung des Nettogewinns auf den Rekord von 1,17 Bill. Yen (9 Mrd. Euro) im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Sony einen eher vorsichtigen Ausblick gegeben. Im neuen Jahr, das bis März 2022 läuft, soll der operative Gewinn um 4% auf 930 Mrd. Yen (7,1 Mrd. Euro) sinken. Damit verfehlte der Konzern den Analystenkonsens. Der Nettoertrag wird laut der Prognose um 44% auf 660 Mrd. Yen (5 Mrd. Euro) schrumpfen, weil im Vorjahr wirksame Steuererleichterungen wegfallen.
Die Einnahmen sollen um 8% auf 9,7 Bill. Yen (74 Mrd. Euro) wachsen. Als Gründe nannte Sony ein deutliches Wachstum im Filmbereich sowie Absatzsteigerungen bei elektronischer Hardware. Allerdings erschwert die Umstellung der Bilanzlegung auf den IFRS-Standard einen direkten Vergleich mit dem vorigen Jahr. Sony will für 200 Mrd. Yen (1,5 Mrd. Euro) bis zu 2% eigener Aktien zurückkaufen. Die Titel kletterten vor den Zahlen um 3,1%, haben bis zum Rekordhoch vom Januar jedoch noch 6% Luft.
Insbesondere die Aussichten für das Spielegeschäft mit 35% Anteil am Betriebsgewinn und 29% Anteil am Umsatz hält der Mischkonzern, der sich gerade als Dachgesellschaft neu aufgestellt hat, für durchwachsen. Einerseits will Sony laut Finanzvorstand Hiroki Totoki über 14,8 Millionen Konsolen Playstation 5 absetzen, falls es zu keinen neuen Lieferengpässen bei Halbleiterbausteinen kommt. Damit würde die PS5 den Absatz des Vorgängermodells PS4 im zweiten Modelljahr übertreffen, erläuterte Totoki. Im vergangenen Quartal wurden 3,3 Millionen PS5 verkauft, im Weihnachtsgeschäft waren es 4,5 Millionen.
Andererseits stellt sich Sony wegen nachlassender Pandemie-Beschränkungen auf niedrigere Verkäufe von Videospielen sowie ein geringeres Abonnentenwachstum beim Playstation-Plus-Dienst ein. Während der Lockdowns verbrachten viele Menschen mehr Zeit mit Videospielen. Im Vorjahr gingen 339 Millionen Spiele für die PS4 und PS5 weg, knapp ein Viertel mehr als 2019. Stand Ende März zählte Sony 47,6 Millionen Abonnenten sowie 109 Millionen Nutzer des Dienstes im Quartal.
Darüber hinaus werden höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Bildsensoren-Bereich das Ergebnis im neuen Jahr belasten. Dazu zählt der Prototyp für ein autonomes Elektroauto inklusive eines eigenen Lidar-Systems. Das Fahrzeug unter dem Projektkürzel Vision-S EV unternahm im Dezember erste Probefahrten auf Straßen in Österreich.
Bereits die Bilanzzahlen für den Zeitraum von Januar bis März enttäuschten. Zwar wuchs der Umsatz um 27% zum Vorjahr auf 2,2 Bill. Yen, aber insbesondere die Spielesparte blieb hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Ihr operatives Ergebnis fiel um 29% auf 33 Mrd. Yen. Der Ertrag aus dem Geschäft mit Bildsensoren schrumpfte sogar um 42% auf 20,2 Mrd. Yen. Hier wirkte sich offenbar der Wegfall von Huawei als Großkunde aus. Zwar füllen chinesische Rivalen die Marktlücke, aber sie sparen an hochwertigen Komponenten – das Flaggschiff-Smartphone von Xiaomi verwendet eine Kamera- und Sensoreinheit von Samsung. Das Ergebnis der Filmsparte litt unter der Schließung vieler Kinos und sackte um 92% auf 1,8 Mrd. Yen.
Sony | ||
Konzernzahlen nach US-GAAP | ||
in Mrd. Yen | 2020 | 2019 |
Umsatz | 8999,4 | 8259,9 |
Operatives Ergebnis | 971,9 | 845,5 |
Vorsteuerergebnis | 1192,4 | 799,5 |
Nettoergebnis | 1171,8 | 582,2 |
Ergebnis je Aktie (Yen) | 936,9 | 461,23 |
Geschäftsjahr 1.4. – 31.3.; 1 Euro = 131 YenBörsen-Zeitung |