Lkw-Industrie

Starke Nachfrage stimmt Daimler optimistisch

Die Auftragsbücher von Daimler Truck sind voll. Neue Bestellungen werden erst in einigen Monaten wieder angenommen. Der Absatz soll in diesem Jahr um mindestens 10 % zunehmen, der Umsatz um wenigstens 14 %.

Starke Nachfrage stimmt Daimler optimistisch

jh München

Der Vorstand von Daimler Truck zeigt sich sehr optimistisch für das Geschäft in diesem Jahr – trotz aller Widrigkeiten wie dem Mangel an Halbleitern und Folgen des Kriegs von Russland gegen die Ukraine. „Wir konzentrieren uns auf jene Faktoren, die wir selbst in der Hand haben, um unser Gewinnpotenzial weiter zur Entfaltung zu bringen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Martin Daum in der Jahreskonferenz für Analysten und Journalisten. Finanzvorstand Jochen Goetz begründete die Zuversicht vor allem mit der starken Nachfrage in allen wichtigen Märkten (siehe unten stehendes Interview). „Wir sind in Europa und den USA für dieses Jahr ausverkauft“, berichtete Daum. „Die Lkw werden uns aus den Händen gerissen.“

Das Unternehmen habe Aufträge für 590000 Fahrzeuge erhalten. Im vierten Quartal verfehlte der Stuttgarter Hersteller von Lkw und Bussen zwar die durchschnittlichen Erwartungen des Marktes, überraschte aber mit der Prognose. Der Kurs der seit dieser Woche im Dax notierten Aktie stieg am Donnerstag wohl deshalb um 7,1% auf 25,71 Euro.

Fixkosten gesenkt

Für die Umsatzrendite 2022 im Industriegeschäft (ohne Finanzdienstleistungen) hatte der Vorstand schon auf dem Kapitalmarkttag im November des vergangenen Jahres eine Spanne von 7 bis 9% genannt – bezogen auf das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit). Die Frage war, ob sich dieses Ziel angesichts der gewachsenen Unsicherheit aufrechterhalten lässt. Daum bekräftigte sowohl das Margenziel für dieses Jahr als auch die im vergangenen Jahr vorgestellten Vorgaben für 2025. Ein Grund für das Festhalten sind die wie geplant gesenkten Fixkosten. Von 2019 bis 2023 sollen sie sich um 15% verringern. Bisher seien es 12%.

Für den Umsatz peilt Daimler Truck in diesem Jahr einen Anstieg um mindestens 14% auf 45,5 Mrd. bis 47,5 Mrd. Euro an. Das Ebit soll sich um 5 bis 15% erhöhen, das um Sondereffekte bereinigte Ebit (2022: 2,55 Mrd. Euro) um mehr als 15%. Daimler Truck rechnet mit einem Anstieg des Absatzes auf 500000 bis 520000 Lkw und Busse. Ohne den Chipmangel könnten es nach den Worten von Goetz 30000 mehr sein.

Im vierten Quartal 2021 belasteten die kräftig gestiegenen Rohstoffpreise das Ergebnis. Die für bestellte Lkw nachträglich ausgehandelten Preiserhöhungen wirkten sich erst vom zweiten Quartal an aus, kündigte Goetz an. Während der Umsatz in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres um 4% stieg, sank das Ebit um 23% auf 417 Mill. Euro. Zwei Rückrufaktionen im Dezember in Nordamerika belasteten das Ergebnis mit insgesamt 100 Mill. Dollar, wie Goetz berichtete. Weitere Folgen werde dieses Thema aber nicht haben.

Wegen des erst vom kommenden Quartal an positiven Preiseffekts und wegen des langsam abnehmenden Chipmangels rechnet der Vorstand damit, dass das erste Quartal das schwächste in diesem Jahr wird. Im aktuellen Abschnitt fällt zudem aufgrund des in Russland eingestellten Geschäfts ein Einmalaufwand von 200 Mill. Euro an. Goetz begründete dies mit einer Wertberichtigung der Beteiligung am Joint Venture mit dem russischen Lkw-Hersteller Kamaz und mit Forderungen an Kamaz.

Nur zivile Nutzung

Die Zukunft des Gemeinschaftsunternehmens ist nach Daums Worten ungewiss. Die Beteiligung hält die Mercedes-Benz Group, der Hauptaktionär von Daimler Truck. Ein Verkauf sei ohne die Zustimmung der russischen Regierung nicht möglich. Daum fügte hinzu: „Wir wollen zurzeit nicht mit der Regierung sprechen.“ Das Gemeinschaftsunternehmen stellte Kabinen für Daimler Truck und für Kamaz her. Die ausschließlich zivile Nutzung sei in Verträgen geregelt, sagte Daum. Nach seinem Wissen seien null Teile von Daimler in russischen Militär-Lkw. Wirtschaftlich trifft der Stopp in Russland Daimler Truck kaum. Der Absatzanteil des Landes liegt unter 1%. Kabelbäume aus der Ukraine bezieht Daimler Truck nicht, wie Daum berichtete. Der Zulieferer Leoni, der dort in zwei Werken Bordnetze herstellt, musste wegen des Kriegs die Produktion zunächst stoppen und produziert nun in kleinerem Um­fang. Das trifft Autohersteller wie Mercedes-Benz und BMW.

Daimler Truck
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Absatz (in Tausend)455,4378,3
Umsatz 39 76436013
  Trucks & Buses38 64134 806
  Financial Services1 1221 207
Ebit 3 357491
Konzernergebnis2 383–131
Ergebnis je Aktie ( Euro) 2,85–0,17
Freier Cashflow*1 5561 781
Nettoliquidität*6 0241 570
Beschäftigte (Anzahl)9984998 280
*) Industriegeschäft Börsen-Zeitung
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