Versandapotheken

Start des E-Rezepts verzögert sich

Die verpflichtende Einführung des elektronischen Rezepts zum Jahreswechsel ist kurzerhand auf Eis gelegt worden. Daraufhin sind die Aktien der Versandapotheken abgeschmiert.

Start des E-Rezepts verzögert sich

ab Köln

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat die für den 1. Januar geplante verpflichtende Einführung des elektronischen Rezepts (E-Rezept) kurzerhand abgesagt und damit die Aktien der Versandapotheken auf Talfahrt geschickt. „Praxen, Apotheken, Krankenkassen und Softwareanbieter müssen noch mehr Erfahrung mit dem E-Rezept sammeln, um das System sicher umstellen zu können“, teilte die mit der Implementierung beauftragte Gematik mit. Daher werde die bundesweite Testphase verlängert. Sobald be­stimmte Qualitätskriterien erfüllt seien, solle der flächendeckende Rollout in einem noch festzulegenden Verfahren erfolgen, heißt es.

Für die börsennotierten Versandapotheken hatte die Nachricht verheerende Folgen. Die Aktie der Schweizer Zur Rose, besser bekannt über die Marke Doc Morris, brach um 16 % ein. Die im SDax notierte Shop Apotheke gab in der Spitze um über 11% nach und ging mit einem Tagesverlust von 8,2 % aus dem Handel. Das verwundert insofern nicht, als die beiden Online-Apotheken doch große Erwartungen mit der Einführung des E-Rezepts verbinden. Nicht zuletzt deshalb hatten Investoren im laufenden Turnus relativ großzügig über verfehlte Planzahlen hinweggesehen, zumal manche Gewinnwarnung mit Marketingaufwendungen im Vorfeld des Starts des E-Rezpets begründet wurde.

Zwar hatte Stefan Feltens, CEO der Shop Apotheke, zuletzt erklärt, dass es am 2. Januar „keinen Big Bang“ geben werde. Zugleich hatte er 2022 jedoch zum „wichtigsten Jahr in der Geschichte der Shop Apotheke“ ausgerufen (vgl. BZ vom 3. November). „Es war wichtig, dass das BMG das E-Rezept in seiner ges­trigen Kommunikation nochmals als politisch höchst bedeutsames Digi­talisie­rungs­projekt hervorgehoben hat“, betont Shop Apotheke nun und verbindet damit die Forderung an das Ministerium, „schnellstmöglich ei­nen verbindlichen neuen Zeitplan“ zu kommunizieren. Die Versandapotheke geht weiterhin davon aus, dass die Pilotphase bis zur Jahresmitte 2022 erfolgreich abgeschlossen sein wird.