Anteilseigner melden sich zu Wort

Streit um Stahltochter von Thyssenkrupp eskaliert

Der Streit um das Restrukturierungskonzept für die Stahltochter von Thyssenkrupp spitzt sich weiter zu. Jetzt melden sich die Anteilseignervertreter der Konzernmutter zu Wort.

Streit um Stahltochter von Thyssenkrupp eskaliert

Streit um Stahlsparte von Thyssenkrupp eskaliert

Kapitalseite des Mutterkonzerns in „Sorge“

ab Köln

Im Streit um das Restrukturierungskonzept für die Stahltochter von Thyssenkrupp spitzt sich die Lage weiter zu. Jetzt tritt die Kapitalseite im Aufsichtsrat der Muttergesellschaft an die Öffentlichkeit: Die Anteilseignervertreter seien in großer Sorge bezüglich des Auftritts und der Kommunikation von Arbeitnehmervertretern, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Durch das Auftreten werde die „sachgemäße Behandlung überfälliger Entscheidungsprozesse“ nachhaltig erschwert. „Insbesondere verurteilen wir die emotionale Aufladung und teils gezielt verletzende Verunglimpfungen und persönliche Anfeindungen.“

Teilnahme nur virtuell?

Im Vorfeld der für Donnerstag anberaumten Aufsichtsratssitzung der Stahltochter hatte die IG Metall in der vorigen Woche vor tiefgreifenden Einschnitten und massivem Arbeitsplatzabbau gewarnt. Seither werden die Beschäftigten an sogenannten Informationsständen vor den Werkstoren über die aktuelle Situation und ihre Rechte aufgeklärt. Die Vertreter der Anteilseigner fordern nun, die Situation nicht weiter aufzuheizen und die Belegschaft „nicht in völlig unangemessener Weise zu verunsichern“. Der Streit schwelt seit geraumer Zeit. In Demonstrationen hatten die Protestierenden den amtierenden Thyssenkrupp-Chef Miguel López sogar symbolisch zu Grab getragen.

Angesichts der aufgeheizten Stimmung steht dem Vernehmen nach infrage, ob die Kapitalseite des Aufsichtsrats der Stahltochter an der Sitzung in Präsenz teilnimmt oder aus Sicherheitsgründen nur virtuell. Das Angebot, die AR-Sitzung in Essen, dem Sitz der Konzernmutter, abzuhalten, hatte der Aufsichtsrat der Stahltochter abgelehnt. Zugleich stärken die Unterzeichner der Erklärung, darunter Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm und Ursula Gather, Vertreterin der Krupp-Stiftung, Vorstandschef López demonstrativ den Rücken.

Finanzierungsvereinbarung

In der Aufsichtsratssitzung soll unter anderem eine kurzfristige Finanzierungsvereinbarung beschlossen werden, mit der Thyssenkrupp nach der Auflösung des Cash Pools mit der Stahltochter deren Finanzierung für die nächsten 24 Monate sicherstellt. Jens Schulte, Finanzvorstand von Thyssenkrupp, hat die Erwartungshaltung zuletzt jedoch gedämpft. „Wir versuchen bis dahin fertig zu werden. Wenn es ein paar Wochen länger dauert, ist das aber unproblematisch“, sagte er im Interview.