Debt to Equity Swap

SVP und Blantyre übernehmen OQ Chemicals

Das Ringen um das Monheimer Chemieunternehmen OQ Chemicals hat ein Ende. Mit SVP und Blantyre werden die Schlüssel übernehmen. Sie hatten den Banken ihre Kredite abgekauft und tauschen dieses Fremdkapital nun in Eigenkapital – das Ende eines hollywoodreifen Dramas.

SVP und Blantyre übernehmen OQ Chemicals

Kreditgeber übernehmen OQ Chemicals

Strategic Value Partners und Blantyre Capital übernehmen mit Debt to Equity Swap Monheimer Chemieunternehmen

Von Philipp Habdank, Frankfurt
phh Frankfurt

Das Ringen um das Monheimer Chemieunternehmen OQ Chemicals hat ein Ende. Mit SVP und Blantyre werden zwei Fremdkapitalinvestoren die Schlüssel übernehmen. Sie hatten den Banken ihre Kredite abgekauft und tauschen dieses Fremdkapital nun in Eigenkapital – das Ende eines hollywoodreifen Dramas.

Die Zukunft des hoch verschuldeten Chemiekonzerns OQ Chemicals ist geklärt. Nach Informationen der Börsen-Zeitung übernehmen die beiden Fremdkapitalinvestoren Strategic Value Partners (SVP) und Blantyre Capital die Schlüssel zum Chemieunternehmen aus Monheim am Rhein. Der von Restrukturierungschef Hans-Joachim Ziems aufgesetzte Verkaufsprozess brachte demnach kein Ergebnis, auch wenn der strategische Investor OMV zeitweise Interesse gezeigt haben soll, wie mit der Sache vertraute Personen sagen.

SVP und Blantyre sollen 242 Mill. Euro ihres bestehenden Fremdkapitals in Eigenkapital tauschen und im Gegenzug die volle Kontrolle über OQ Chemicals erhalten. Die Transaktion soll bis Ende Mai über die Bühne gehen. Das restliche vorrangige Fremdkapital über 728 Mill. Euro soll stehen bleiben. Dahinter stehen vor allem institutionelle Kapitalmarktdarlehen (Term Loan B, TLB) um die Großinvestoren Invesco, PGIM, Blackrock und CVC. Insgesamt saß OQ Chemicals auf einem Schuldenberg von mehr als 1 Mrd. Euro.

SVP und Blantyre haben Banken bei OQ Chemicals abgelöst

SVP und Blantyre hingegen sind keine Investoren der ersten Stunde, sondern kauften sich im Laufe des Restrukturierungsprozesses ins Fremdkapital ein. Sie sollen mehrere kleinere Investoren und die bestehenden Banken abgelöst haben. Wie eine mit der Sache vertraute Person berichtet, handelt es sich dabei um die LBBW, Unicredit, HSBC und J.P. Morgen, welche die revolvierende Kreditlinie über rund 100 Mill. Euro von OQ Chemicals gestellt hatten. SVP und Blantyre sowie die betroffenen Banken ließen eine Anfrage zunächst unbeantwortet oder wollten diese nicht kommentieren. Auch das Unternehmen gab keinen Kommentar ab.

Starker Wertverlust

Der Kontrollwechsel sieht eine Treuhandlösung mit Atlantik Advisors vor, wie aus einer Mitteilung des Bundeskartellamts zur Anmeldung laufender Fusionskontrollverfahren hervorgeht. Der bisherige Eigentümer, der omanische Öl- und Gaskonzern OQ, befindet sich seit Ostern 2024 auf dem Rückzug. Für die Omanis ist das Investment finanziell eine Katastrophe. OQ hatte das Chemieunternehmen 2013 für kolportierte 1,8 Mrd. Euro vom Finanzinvestor Advent übernommen. SVP und Blantyre bezahlten über ihr Fremdkapitalticket mit 242 Mill. Euro nur noch einen Bruchteil dessen, was die Monheimer einst wert waren.

Die Restrukturierung OQ Chemicals liefert mit ihren zahlreichen Wendungen Stoff für ein Hollywood-Drehbuch. Das Drama startete über Ostern 2024 als die omanischen Gesellschafter – zumindest für die Deutschen – völlig überraschend einen Deal platzen ließen. Dieser sah vor, dass die Omanis dem Unternehmen über frisches Eigenkapital und ein Gesellschafterdarlehen Mittel zuführen sollten, damit die bestehenden Fremdkapitalgeber die im Oktober fälligen TLBs verlängerten. Alternativ wäre Apollo bereitgestanden, das Fremdkapital zu refinanzieren.

Advent scheiterte als weißer Ritter

Diese Refinanzierungspläne zerschlugen sich jedoch, als OQ seine Kapitalzusagen zurückzog und zunächst von der Bildfläche verschwand. In der Folge arbeitete das Unternehmen zusammen mit seinen Beratern an einer alternativen Restrukturierungslösung. Diese sah vor, dass die bestehenden TLB-Investoren die Firma zunächst stabilisieren, die Fälligkeiten gestreckt werden und ein geordneter Verkaufspreis aufgesetzt wird.

Dazu wurde der erfahrene Sanierer Hans-Joachim Ziems als Chefrestrukturierer an Bord geholt. Zuvor hatte er unter anderem bereits den Automobilzulieferer Leonie saniert. Doch so überraschend die Omanis nach Ostern abgetaucht waren, so überraschend tauchten sie im Mai wieder auf. Zusammen mit einem vermeintlich weißen Ritter in Gestalt von Advent, der wohl bereit war, OQ Chemicals ein zweites Mal zu übernehmen. Ende Mai wurde mehrere Tage in London hart mit den bestehenden Gläubigern verhandelt.

Zu einer Einigung kam es jedoch nicht. Zwar schienen sich Advent und die Omanis einig gewesen zu sein, doch der Private-Equity-Investor überreizte sein Blatt und fand mit den bestehenden TLB-Investoren zu keiner Einigung. Eine schnelle M&A-Lösung war vom Tisch. Profiteure von dem Hin und Her waren letztendlich SVP und Blantyre, die die Zeit nutzen konnten, um ihre Fremdkapitalpositionen aufzubauen.

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