Ambitionen verfehlt

Teamviewer räumt alle Ziele ab

Gut zwei Jahre nach dem Börsengang hat Teamviewer ihren Anlegern die bislang größte Enttäuschung präsentiert. Nach schwachen Quartalszahlen werden alle Ziele für dieses Jahr und die Folgejahre kassiert. Die Aktie verliert 25%.

Teamviewer räumt alle Ziele ab

scd Frankfurt

Der Softwarekonzern Teamviewer hat nach einem extrem schwachen dritten Quartal nicht nur den Ausblick für das laufende Quartal, sondern auch die mittelfristigen Ziele kassiert. CEO Oliver Steil räumte ein, dass das dritte Quartal trotz leichter Verbesserungen gegenüber dem zweiten Quartal insgesamt ein „sehr schlechtes“ gewesen sei. „Einige waren skeptisch mit Blick auf unsere Ambitionen für das zweite Halbjahr, und heute müssen wir einräumen, dass sie recht hatten. Wir waren an vielen Stellen zu ambitioniert“, räumte Steil in einer kurzfristig einberaumten Analystenkonferenz ein.

Die Billings legten im dritten wie schon im zweiten Quartal nach vorläufigen Zahlen währungsbereinigt lediglich um 18% auf 126 Mill. Euro zu. Um das avisierte untere Ende des Ausblicks von 585 Mill. bis 605 Mill. Euro noch zu erreichen, hätte Teamviewer im zweiten Halbjahr etwa doppelt so kräftig wachsen müssen. Entsprechend deutlich wurde die Prognose zurückgenommen. Teamviewer rechnet nun nur noch mit 535 Mill. bis 555 Mill. Euro für das Gesamtjahr. Ab 2022 traut sich der MDax-Konzern nur noch ein Billings-Wachstum im hohen Zehnerprozentbereich zu, so dass das Ziel, jährliche Billings von mehr als 1 Mrd. Eu­ro zu erreichen, in weite Ferne ge­rückt ist, wie Finanzvorstand Stefan Gaiser erklärte. Ursprünglich wollte Teamviewer diese Marke im übernächsten Jahr erreichen. Nun wurde zunächst kein neues Mittelfristziel kommuniziert. Gaiser verwies auf den Kapitalmarkttag am 10. November für ein Update auf die Guidance.

Neben den Billings, die in Rechnung gestellte Erlöse ausweisen, werden auch Umsatz und Ebitda-Marge deutlich geringer erwartet. Die Umsatzprognose wurde von 525 bis 540 Mill. Euro auf 495 bis 505 Mill. Euro gesenkt. Die bereinigte Ebitda-Marge soll nun noch 44 bis 46% erreichen – 5 Prozentpunkte weniger, als noch nach dem zweiten Quartal in Aussicht gestellt worden war. In den drei Monaten Juli bis September war die Marge um 21 Prozentpunkte auf 34% abgestürzt. Nach neun Monaten liegt sie mit 48% vor allem dank des starken ersten Quartals noch leicht über der neuen Zielsetzung. Steil versprach, dass das Management genau prüfen werde, wo zu schnell zu viel investiert worden sei.

Den Aktionären genügte dieses Versprechen offenbar nicht. Die Aktie verlor gut 25% auf 17,80 Euro.

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