Teamviewer-Umsatz hinkt Billings hinterher
Der Softwarekonzern Teamviewer ist mit dem Bericht zum Auftaktquartal 2021 bei den Anlegern krachend durchgefallen. An einem sehr schwachen Handelstag war Teamviewer mit einem Kursrückgang um 12,4% auf 34,78 Euro am Dienstag der mit Abstand schwächste Wert im MDax.
Dabei fiel das Zahlenwerk des Spezialisten für Fernwartungssoftware im Grundsatz solide aus. Die sogenannten Billings, die künftige, bereits in Rechnung gestellte Umsätze anzeigen, kletterten währungsbereinigt um 26% auf 147 Mill. Euro. Das war etwas mehr, als im Markt erwartet worden war, und lag auch leicht über dem mittelfristigen Wachstumsziel, das Teamviewer auf „mindestens 25%“ beziffert. Allerdings lag der im ersten Quartal verbuchte Umsatz, der um 15% auf 118 Mill. Euro zulegte, unterhalb der Erwartungen. Teamviewer stellt ihre Kunden zunehmend auf Abonnement-Verträge um, die bei Abschluss zunächst deutlich geringere Erlösbeiträge als klassische Lizenzverträge liefern. Allerdings geht die Umstellung schon eine Weile, so dass die meisten Analysten und Investoren dies in ihre Erwartungen einbezogen haben dürften.
Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde bestätigt. Demzufolge rechnet Teamviewer mit Billings zwischen 585 und 605 Mill. Euro sowie Umsätzen zwischen 525 und 540 Mill. Euro. Die bereinigte Ebitda-Marge soll zwischen 49 und 51% ins Ziel kommen. Im ersten Quartal lag diese mit 61,4% deutlich darüber. Eine Ausweitung in praktisch allen Aufwandspositionen – von Marketing (+50%) und Vertrieb (+57%) bis zu Forschung & Entwicklung (+46%) – sorgte indes dafür, dass das operative Ergebnis um knapp 23% auf 29 Mill. Euro einbrach. Ungünstige Wechselkursentwicklungen ließen den Nettogewinn sogar um knapp drei Viertel auf gut 3 Mill. Euro zusammenschrumpfen.
Die Unternehmensbeobachter von Barclays und Goldman Sachs zeigten sich von dem Zahlenwerk nicht irritiert und behielten ihre Empfehlungen bei. Barclays rät dazu, die Aktie gleichzugewichten und nennt ein Kursziel von 42 Euro. Goldman rät zum Kauf und sieht Potenzial für einen Anstieg auf 52 Euro.
Auch CEO Oliver Steil beurteilt die jüngste Entwicklung optimistisch. Teamviewer habe den Wachstumskurs „eindrucksvoll fortgesetzt“ und habe gleichzeitig „entscheidende strategische Weichen“ gestellt, um zu einer „globalen Technologiemarke“ zu werden. Damit spielte Steil auf die spektakulären Sponsorenverträge mit dem Fußball-Traditionsclub Manchester United und dem Formel-1-Team von Mercedes an, die sich das Göppinger Softwarehaus einen nicht näher bezifferten, aber wohl zweistelligen Millionenbetrag kosten lässt.
Teamviewer will so die Sichtbarkeit erhöhen und auch mehr Großkunden gewinnen. Im ersten Quartal 2021 zählte der Softwarekonzern erstmals über 2000 Enterprise-Kunden mit einem Vertragsvolumen ab 10000 Euro im Jahr. Das entspricht einer Steigerung um fast drei Viertel gegenüber dem ersten Quartal 2020. Der Anteil der Verträge mit einem jährlichen Volumen über 50000 Euro stieg von 32 auf 41%.
Um Flexibilität für Wachstum zu haben, hat Teamviewer die Liquidität in den ersten Monaten des Jahres über eine Ausweitung der Verbindlichkeiten mehr als vervierfacht. Der Nettoverschuldungsgrad blieb dabei stabil (siehe Grafik). Unter anderem wurde ein Schuldscheindarlehen über 300 Mill. Euro platziert. Das Darlehen ist laut Teamviewer mit einer Nachhaltigkeitskomponente versehen und mit dem ESG-Management-Score des Analysehauses Sustainalytics gekoppelt. Dadurch konnten die Finanzierungskosten zugleich reduziert werden.