Neue Google-Prozessoren

Tech-Riesen ziehen mit eigenen Chips in den KI-Kampf

Google will mit einem neuen hochleistungsfähigen Prozessor im Rennen um die KI-Vorherrschaft punkten. Auch die Rivalen Amazon und Microsoft entwickeln eigene Chips – und treten so mit ihren bisherigen Zulieferern in Konkurrenz.

Tech-Riesen ziehen mit eigenen Chips in den KI-Kampf

Big Tech zieht mit eigenen Chips in KI-Kampf

Google entwickelt hochleistungsfähigen neuen Halbleiter – Auch Amazon und Microsoft kurbeln Kapitalausgaben an

Google will mit dem neuen hochleistungsfähigen Prozessor Axion im Rennen um die KI-Vorherrschaft punkten. Auch die Rivalen Amazon und Microsoft kurbeln ihre Kapitalausgaben für die Entwicklung eigener Chips und neuer Computing-Ressourcen an – und treten so mit ihren bisherigen Zulieferern in Konkurrenz.

xaw New York

Amerikas Technologieriesen ringen um die Vormachtstellung bei künstlicher Intelligenz (KI) – und investieren dabei massiv in eigene Halbleiterkapazitäten. So baut die Alphabet-Tochter Google ihre Chip-Entwicklung innerhalb des Hauses aus: Der Suchmaschinenbetreiber hat am Dienstag den neuen Hochleistungsprozessor Axion angekündigt, der auf Technologie des britischen Designers Arm basiert und zu großen Datenanalysen fähig sein soll.

Damit treibt Google seine Bemühungen, neue Computing-Ressourcen aufzubauen, voran – seit 2015 hat der Konzern fünf Generationen von Prozessoren lanciert, die das maschinelle Lernen beschleunigen sollen. Seitdem der Textgenerator ChatGPT der Technologieschmiede OpenAI ab November 2022 stark an Popularität gewonnen hat, intensiviert Google ihre Aktivitäten noch. Schließlich kooperiert OpenAI mit der Alphabet-Rivalin Microsoft, die seit 2019 rund 13 Mrd. Dollar in das Startup investiert hat.

Im Gegenzug sicherte sich der Windows-Konzern eine effektive Beteiligung von 49% an den künftigen Gewinnen des jungen Unternehmens, lancierte einen KI-Copiloten für die Office Produktsuite und rüstete die Suchmaschine mit Technologie von OpenAI auf – Investoren bangten in der Folge um die Vormachtstellung von Google im Search-Engine-Markt. Zudem stellte Microsoft bereits im November 2023 zwei eigens designte Chips vor, mit denen der Cloud-Gigant aus Redmond die wachsende Nachfrage nach KI-fähigen Rechenkapazitäten bedienen will.

Große Venture-Investitionen

Auch Amazon hat mit ihrer Tochter Web Services Halbleiter entwickelt, die im Rahmen einer Kooperation mit dem Startup Anthropic zum Einsatz kommen. Erst Ende März kündigte der Konzern aus Seattle zusätzliche Investitionen im Volumen von 2,75 Mrd. Dollar in die kalifornische Technologieschmiede an, deren Sprachmodell Claude als zentrales Konkurrenzprodukt für das OpenAI-Flaggschiff ChatGPT gilt. Der Deal stellt die bisher größte Venture-Transaktion von Amazon dar – bereits im September hatte der E-Commerce-Riese 1,25 Mrd. Dollar in die Tech-Schmiede gesteckt.

Bei den großvolumigen Anlagen in neue Computing-Ressourcen dürfte indes noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Die Investitionsausgaben von Alphabet beliefen sich bereits im vierten Quartal 2023 auf 11 Mrd. Dollar, gegenüber dem Vorjahreszeitraum stellte dies einen Zuwachs um nahezu die Hälfte dar – und Google-Finanzchefin Ruth Porat stimmte die Aktionäre im Januar darauf ein, dass im laufenden Jahr noch umfangreiche Mittel in KI-Infrastruktur fließen dürften. Bank of America rechnet damit, dass sich die Kapitalausgaben großer Cloud-Dienstleister 2024 auf 180 Mrd. Dollar belaufen werden, was einen Anstieg von 27% gegenüber 2023 bedeuten würde.

Bruch mit der Tradition

Bisher waren die Tech-Riesen beim Ausbau ihrer KI-Kapazitäten von ihren Chip-Zulieferern abhängig. Google kooperiert seit 2016 mit Broadcom, der Halbleiterhersteller erlebte infolge der angekurbelten Prozessor-Produktion des Tech-Riesen aus Mountain View zuletzt einen Auftragsboom. Für den Axion-Chip kooperiert der Konzern nun allerdings wie Amazon und Microsoft bei ihren fortgeschrittenen Halbleiter-Aktivitäten mit Arm, die seit dem vergangenen September an der Nasdaq gelistet ist.

Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Designern bedeutet einen Bruch mit der Tradition – in früheren Jahren bezogen die Tech-Riesen Chips für ihre Serverfarmen fast exklusiv von Advanced Micro Devices und Intel, letztere lancierte erst am Dienstag ihre neuen Gaudi-KI-Chips. Weil Google und Rivalen ihre Abhängigkeit von Zulieferern zu verringern suchen, geraten die Tech-Riesen laut Analysten in Konkurrenz mit einstigen Partnern. In Mountain View laufen deshalb schon Beschwichtigungsversuche: Die Chip-Aktivitäten seien die „Basis für ein Wachstum des Kuchens“, von dem alle Branchenteilnehmer profitieren würden, betont etwa Amin Vahdat, General Manager für Cloud-KI bei Google.

Drahtseilakt für Großkonzerne

Bisher sieht die Alphabet-Tochter noch davon ab, ihre Prozessoren an Kunden zu vertreiben, die diese in ihren eigenen Datenzentren installieren könnten. Ein solcher Schritt würde Google in einen direkteren Wettbewerb nicht nur mit Intel, sondern auch mit Nvidia bringen. Der bisher größte Börsenprofiteur des Booms um künstliche Intelligenz generiert laut dem Research-Dienst Omdia bisher 70% des Absatzes von Hochleistungsprozessoren. Die eigenen Chip-Kapazitäten auszubauen und die mächtige Nvidia zugleich nicht vor den Kopf zu stoßen, wird für Big Tech nun zum Drahtseilakt.

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