Italiens Telekommunikationsmarkt im Umbruch

Teilstaatliche italienische Post wird größter TIM-Aktionär

Die italienische Post (Poste Italiane) ist durch den Erwerb von weiteren 15% von Vivendi zum größten Aktionär von Telecom Italia geworden.

Teilstaatliche italienische Post wird größter TIM-Aktionär

Italiens Post wird größter TIM-Aktionär

Teilstaatlicher Konzern kauft Vivendi-Beteiligung an Telecom Italia und hält künftig fast 25 Prozent

bl Mailand

Die mehrheitlich staatlich kontrollierte Post Italiens (Poste Italiane) übernimmt für 684 Mill. Euro weitere 15% der Anteile des bisherigen Großaktionärs Vivendi an Telecom Italia (TIM). Mit insgesamt 24,8% wird Italiens Post damit zum dominierenden Aktionär bei dem früheren Monopolisten. Die Transaktion, die ohne die Zustimmung Roms nicht denkbar wäre, sichert auch staatlichen Einfluss und könnte eine von Marktteilnehmern als dringend betrachtete Konsolidierung in der Branche fördern.

Die Post hatte erst kürzlich die von der mehrheitlich staatlichen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) gehaltene Beteiligung von 9,8% an TIM übernommen. Mit der weiteren Aufstockung der Beteiligung der Post werden auch das französische Medien- und Telekommunikationsunternehmen Iliad und die Investmentgesellschaft CVC abgeblockt, die Interesse an einem Einstieg bei Telecom Italia bekundet hatten.

Vivendi zieht sich zurück

Großaktionär Vivendi, der 2017 bei TIM eingestiegen war, hat die Beteiligung erst vor wenigen Tagen von 23,75% auf 18,4% reduziert. Die Franzosen bauten ihren Anteil nun auf 2,5% ab und verkauften die Aktien zum Stückpreis von 29,75 Euro-Cent – unter dem Schlusspreis vom Freitag und deutlich unter dem Erwerbspreis. Vivendi konnte ihre mit dem Einstieg verbundenen Ziele auch strategisch nie erreichen und stellte sich im vergangenen Jahr gegen den erfolgten Verkauf der Netzsparte an ein Konsortium unter Führung von KKR. Der TIM-Aktienkurs, der im Jahresvergleich mehr als 38% zugelegt hat, gab am Montag leicht nach. Auch die Aktie der Post verlor an Boden.

Analysten erwarten mehr Stabilität

Analysten von Equita sehen die jüngste Entwicklung positiv: Damit gebe es mehr Stabilität bei TIM. Ein solcher Schritt kann kaum ohne Zustimmung der Regierung erfolgt sein. Rom hatte über die Golden-Power-Regelung schon bisher erhebliche Mitspracherechte. Die Post bleibt unter der Marke von 25%, von der an sie ein Übernahmeangebot vorlegen müsste.

Der Einstieg der Post erzeugt für beide Unternehmen neue Perspektiven. Von 2026 an kann der virtuelle Telekomanbieter der Post (Post Mobile), der bisher Vodafone-Services nutzt und auf einen Marktanteil von 4% kommt, die TIM-Dienstleistungen nutzen. Umgekehrt hat TIM auf das Netz der rund 13.000 Post-Geschäftsstellen im Land Zugriff.

Mögliche Konsolidierung

Es gibt auch Spekulationen über eine Annäherung der französischen Iliad mit der Consumer-Sparte von TIM. Iliad-CEO Thomas Reynaud hatte kürzlich gesagt, er halte eine Konsolidierung in Italien für sinnvoll. Vor allem der italienische Mobilfunkmarkt ist hart umkämpft. TIM (Marktanteil: 27,1%) liefert sich einen harten Preiswettbewerb mit Wind Tre (23,7%), Vodafone-Fast Web (30,1%) und Iliad (10,5%), der die Einnahmen im Mobilfunksektor zwischen 2010 und 2023 um 47% nach unten gedrückt hat. Es war der Iliad-Einstieg in Italien, der 2018 den Preiskampf auslöste.

Die Post und TIM wiesen zuletzt bessere Ergebnisse aus: Während die Post auf einen Nettogewinn von 2 Mrd. Euro kam, reduzierte TIM den Verlust um mehr als die Hälfte auf 610 Mill. Euro. Während der Marktwert der Post seit März 2017 von rund 7 auf 21,4 Mrd. Euro gewachsen ist, sank der von TIM in den vergangenen acht Jahren von 19,5 auf 4,8 Mrd. Euro.

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