Telegram denkt über Börsengang nach
Messenger-Dienst Telegram
denkt über Börsengang nach
App-Betreiber nähert sich laut Gründer der Gewinnzone
kro Frankfurt
Der für seine weitgehend unkontrollierten Inhalte bekannte Messenger-Dienst Telegram fasst laut einem Medienbericht künftig einen Börsengang ins Auge. "Der Hauptgrund dafür, dass wir angefangen haben, Geld einzunehmen, ist, dass wir unabhängig bleiben wollen", sagte Telegram-Gründer Pavel Durov der "Financial Times". Man habe mehrere Optionen geprüft und sehe in einem IPO "eine Möglichkeit, den Zugang zu Telegrams Wert zu demokratisieren".
Durov hatte den Messenger im Jahr 2013 mit seinem Bruder Nikolai gestartet. Der Tech-Unternehmer, dessen Vermögen vom "Forbes"-Magazin derzeit auf 11,5 Mrd. Dollar geschätzt wird, will seine App vor allem als Ort der Meinungsfreiheit verstanden wissen. Weil es dort aber so gut wie keine Kontrolle oder Moderation der verbreiteten Inhalte gibt, gilt die Plattform vielen als Sammelbecken für Verschwörungstheoretiker, Extremisten, Drogenhändler sowie als Kanal für Desinformation, Hass und Hetze. Auf der anderen Seite wird das Netzwerk aber auch vielfach für den Austausch und als Informationsquelle von Minderheiten und Oppositionellen in autoritären Staaten genutzt.
Geschäftlich kommt dabei offenbar einiges rum. Die in Dubai ansässige Firma mache "hunderte Millionen Dollar" an Umsatz, nachdem sie vor zwei Jahren angefangen hatte, Werbeanzeigen zu schalten und ein Premium-Abo anzubieten, wie Durov weiter sagte. "Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr – wenn nicht sogar schon in diesem Jahr – profitabel werden." Die Zahl der aktiven monatlichen Nutzer liege mittlerweile bei 900 Millionen. Anfang 2021 waren es noch 500 Millionen.
Potenzielle Investoren hätten den Firmenwert von Telegram angeblich bei 30 Mrd. Dollar und mehr gesehen. Das wäre in etwa das Fünffache von dem, was die kalifornische Social-Media-Plattform Reddit bei ihrem noch in diesem Monat geplanten Börsengang anstrebt. Das 2005 gegründete und seit jeher unprofitable Online-Forum, bei dem sich ehrenamtliche Moderatoren um das Löschen unangemessener Inhalte kümmern, will bei dem Debüt bis zu 748 Mill. Dollar einnehmen. Ein Teil der angebotenen Aktien ist bei dem IPO für die Freiwilligen sowie für bestimmte Nutzer, Freunde und Familienangehörige der Beschäftigten reserviert. Die Notierung von Reddit gilt als wichtiger Gradmesser für die Aufnahmefähigkeit des US-amerikanischen Aktienmarkts.
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