Tesla trotzt allen Widrigkeiten
hei Frankfurt
Tesla fährt auch vor dem Hintergrund von Lieferengpässen, Preissteigerungen und Produktionsausfällen weiterhin in der Erfolgsspur. Im ersten Quartal gelangen dem E-Autopionier Rekorde bei Umsatz und Ergebnis, wobei vor allem der Gewinn einen Quantensprung machte. So schoss das operative Ergebnis um mehr als 500% in die Höhe. Der Gewinn je Aktie von 3,20 Dollar war um fast 1 Dollar höher als von Analysten erwartet. Bei einem um 81% gestiegenen Quartalsumsatz von 18,8 Mrd. Dollar stellte sich die operative Rendite auf 19,2% nach 5,7% im Vorjahresquartal. Der Verkauf von CO2-Zertifikaten ging mit 4% bzw. 679 Mill. Dollar in den Umsatz ein; der entsprechende Gewinnbeitrag dürfte fast gleich hoch sein.
Neben einem Plus von 68% bei den Auslieferungen verweist Tesla für den Umsatzanstieg auch auf den gestiegenen durchschnittlichen Verkaufspreis sowie verminderte Kosten je Fahrzeug trotz erhöhter Preise für einzelne Komponenten und Logistik. Je Fahrzeug erzielte das Unternehmen, dessen Stückzahlen noch weit hinter den etablierten Automobilherstellern in der Premiumklasse zurückbleiben, einen Gewinn von umgerechnet 10356 Euro, was ebenfalls einer Marge von 19% entspricht. Im ganzen Jahr 2021 waren es erst 12,1%. Der als hochprofitabel geltende Sportwagenbauer Porsche kam im Vorjahr auf 16,5%. BMW, Mercedes und Audi verdienten jeweils relativ weniger. Experten zufolge profitiert Tesla zunehmend von Skalenvorteilen, und das, obwohl die Werke in Grünheide und Austin noch nicht eröffnet sind. Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut Duisburg bezeichnet Tesla als „profitabelsten Autohersteller der Welt“, wenn Ferrari als Nischen-Player außen vor bleibe.
Der Autobauer, der sich im Krisenjahr 2020 mehrfach frisches Eigenkapital im Milliardenvolumen beschafft hatte, operiert mit einer Verschuldung von nur 100 Mill. Dollar. Unterdessen deckt der anschwellende Cashflow zunehmend den Finanzierungsbedarf. Er sprang operativ um 143%. Der Free Cashflow explodierte um 660% auf 2,23 Mrd. Dollar.
Große Sprünge
Künftig will das von Elon Musk gegründete Unternehmen weiterhin große Sprünge machen und plant in einer „mehrjährigen Perspektive“ mit 50-prozentigen Steigerungen der Auslieferungen pro Jahr. Allerdings warnt Tesla, dass die anhaltenden Lieferengpässe und steigende Kosten im laufenden Jahr doch noch zur Herausforderung werden könnten. Insbesondere der Chipmangel und die Schließungen von Werken in China aufgrund der rigiden Coronamaßnahmen hätten bereits im ersten Quartal dazu geführt, dass die volle Produktionskapazität nicht ausgeschöpft werden konnte. Musk wies in einer Telefonkonferenz darauf hin, dass die Inflation bei der Versorgung mit Bauteilen unterschätzt werde – einige Zulieferer hätten die Preise um 20 bis 30% erhöht. Tesla profitiere zwar von Langzeitverträgen mit vielen Zulieferern, aber diese würden irgendwann auch auslaufen, „und dann werden wir potenziell erhebliche Kostenanstiege sehen“.
Tatsächlich hatten sich die – deutschen – Autobauer aufgrund von Langzeitverträgen insbesondere im Hinblick auf Energie- und Rohstoffpreise als relativ wetterfest präsentiert, im Gegensatz zur Zulieferbranche, die sich dabei schwerer tut (vgl. BZ vom 8. April). Tesla macht sich vor allem Sorgen um die künftige Verfügbarkeit wichtiger Rohstoffe für die Batterieherstellung wie Lithium. Musk gab sich dennoch zuversichtlich, trotzdem in diesem Jahr insgesamt mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge produzieren zu können. Im vergangenen Jahr hat Tesla 936000 Autos ausgeliefert.
Unterdessen erklärte der umtriebige Unternehmer, der neben Tesla auch die Raumfahrtfirma SpaceX führt und sich neuerdings mit dem Gedanken einer Twitter-Übernahme trägt, dass das geplante Robotaxi ein „massiver Wachstumstreiber“ für Tesla sein werde. Musk hatte das „futuristisch aussehende“ Fahrzeug jüngst beiläufig bei der Werkseröffnung in Texas angekündigt. Der Erfolg der Idee hängt allerdings von den Fortschritten beim autonomen Fahren ab. Dabei klemmt es noch. Über 100000 Tesla-Fahrer haben zwar inzwischen testweise Zugang zu „Full Self-Driving“ als Ausbaustufe des Assistenzsystems Autopilot. Doch regelmäßig wird über Unzulänglichkeiten der Software berichtet. Musk geht aber davon aus, dass Tesla in diesem Jahr deutliche Fortschritte machen wird.
Tesla | ||
Konzernzahlen nach US-GAAP | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Dollar | 2022 | 2021 |
Umsatz | 18756 | 10839 |
Rohertrag | 5460 | 2215 |
Operativer Gewinn | 3603 | 594 |
Steuern | 346 | 69 |
Konzernergebnis | 3318 | 438 |
Ergebnis je Aktie (Dollar) | 3,20 | 0,46 |
Operativer Cashflow | 3995 | 1641 |
Börsen-Zeitung |