Elektromobilität

Tesla trotzt der Chipkrise

Der Elektroautobauer Tesla hat im dritten Quartal mehr Fahrzeuge denn je ausgeliefert. Dies gelang, obwohl auch der US-Konzern nach eigenem Bekunden mit Engpässen in der Lieferkette zu kämpfen hatte.

Tesla trotzt der Chipkrise

scd Frankfurt

Die günstigeren Baureihen Model 3 und Model Y haben dem US-Autobauer Tesla im dritten Quartal einen Rekordabsatz be­schert. Während der Absatz bei vielen Wettbewerbern aufgrund des globalen Mangels an elektronischen Bauteilen im zweiten Halbjahr kräftig schrumpft, hat der Konzern von CEO Elon Musk im Wachstumstempo kaum nachgelassen. Verglichen mit der Vorjahresperiode kletterte die Zahl der ausgelieferten Tesla-Modelle in den Monaten Juli bis September um fast drei Viertel auf 241300 Stück. Im zweiten Quartal hatten sich die Auslieferungen auf 201000 Stück gut verdoppelt (siehe Grafik).

GM in den Schatten gestellt

Der Kontrast zum heimischen Wettbewerber General Motors könnte kaum größer sein. GM hatte am Freitag mitgeteilt, wegen des Halbleitermangels im dritten Quartal etwa ein Drittel weniger Autos im Heimatmarkt abgesetzt zu haben als in der Vorjahresperiode. Damit fiel GM nach neun Monaten im Heimatmarkt hinter den japanischen Rivalen Toyota auf Rang 2 zurück. Auch Ford und Stellantis (ehemals Fiat Chrysler) weisen einen prozentual zweistelligen Absatzrückgang in den USA auf. Die deutschen Marken kommen mit Ausnahme von BMW in den Vereinigten Staaten auf weniger Auslieferungen als im Vorjahresquartal, doch fielen die Rückgänge geringer aus als bei der US-Konkurrenz.

Texas und Grünheide

Die Produktionskapazität von Tesla dürfte derweil in den nächsten Quartalen noch einmal deutlich steigen. So soll sowohl das europäische Werk in Grünheide nahe Berlin als auch das Werk in Austin (Texas) noch 2021 an den Start gehen. In der deutschen Gigafactory sollen zu­nächst insgesamt 150000 Model 3 und Model Y jährlich vom Band rollen. Später soll die Kapazität auf eine halbe Million Fahrzeuge im Jahr zulegen. Die Gigafactory in Texas soll sogar noch größer werden – getreu dem Spruch „Everything is bigger in Texas“. Neben Model 3 und Model Y sollen dort auch der SUV „Cybertruck“ und der schwere Lkw „Semi“ gebaut werden.

Schon heute machen die günstigeren Baureihen Model 3 und Model Y das Gros der Auslieferungen von Tesla aus. Im jüngsten Quartal standen 232025 ausgelieferten Model 3/Y nur 9275 ausgelieferte Model S/X gegenüber. Die hohen Auslieferungszahlen zeigen zum einen, dass Tesla zumindest im zurückliegenden Vierteljahr noch keine längeren Produktionsunterbrechungen aufgrund der Halbleiterflaute hinnehmen musste, auch wenn Tesla kürzere Pausen ebenfalls nicht vermeiden konnte. Zum anderen zeigt sich, dass das Werk in Schanghai trotz der Corona-Pandemie beim Produktionshochlauf weiter gut vorankommt.

Branche vor Absatzeinbruch

Sollte Tesla auch im vierten Quartal eine Auslieferungssteigerung glücken, dürfte der US-Konzern die große Ausnahme bleiben. Branchenexperten rechnen bis weit ins nächste Jahr hinein nicht mit einer Entspannung der Lieferprobleme. So erwartet die Beratungsgesellschaft PwC laut „Spiegel“ einen Absatzrückgang im weltweiten Automarkt gegenüber 2020 um rund elf Millionen Fahrzeuge. Dabei war der globale Pkw-Markt bereits 2020 deutlich geschrumpft aufgrund der Coronavirus-Pandemie. Alix Partners hat in einer Studie errechnet, dass der Branche allein im laufenden Jahr wegen fehlender Halbleiter Erlöse im Volumen von gut 210 Mrd. Dollar flöten gehen dürften. An der Nasdaq starteten Tesla gestern fest, gaben im Verlauf aber fast den ganzen Gewinn wieder ab.

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